Mittwoch, 27. Juni 2007

Mal was anderes? Kochen aus der Tüte

Quelle: Leipziger Wochenkurier 26.6.07, Seite 11.

Auf den dazugehörigen Fotos (wegen Urheberrecht hier leider nicht anzeigbar) sind überall rotgelbe Tütchen vom Fertighersteller zu sehen. Das hat den Vorteil, dass der "Koch" sich über die richtige Würzung inklusive Salz und Geschmacksverstärker wirklich keine Gedanken mehr machen muss. Früher hielt ich das Ma**i Kochstudio für einen Werbegag, mit seinen Knotenlöffeln und weißzahnigen Menschen, die Süppchen aus Trockenmasse aufsieden. Als mir im damals noch recht neuen Petersbogen erstmals der unverkennbare Geruch nach Fertigbrühe in die Nase stieg und ich die rotgelbe Dekoration mit dem Fünfbuchstaben-Logo sah, dachte ich an eine Filmkulisse: Nestlé dreht eine neue Werbeserie, ganz klar, das musste es sein.

Ich habe mich geirrt. Stattdessen hat sich wieder ein Produkt der (virtuellen) Werbewelt im realen Leben materialisiert. Bin gespannt wann der Begriff "kochen" inhaltlich endgültig durch "eine Tüte mit Fertigzeugs öffnen und einrühren" substituiert ist. Kann sich nur noch um wenige Jahre handeln.

Mythos Podelwitz

Als wir vor kurzem den Landgasthof Podelwitz unter die Lupe nahmen, erzählte uns R., die Gastwirtschaft sei schon zu DDR-Zeiten bekannt gewesen - als Schlemmerort "für Handwerksmeister und Autowerkstattbesitzer", also Menschen, die im Arbeiter- und Bauernstaat immer eine gute Mark gemacht hatten. Weswegen es bis heute unschick für manche Menschen sei, in den Rackwitzer Ortsteil zu fahren. Dass Podelwitz tatsächlich eine der drei wichtigsten Adressen gewesen sein soll, "wollte man in der DDR mal etwas Besonderes essen", lese ich heute in Gunter Böhnkes Gastrokolumne im aktuellen Wochenkurier.

ZeitungsausschnittQuelle: Böhnke`s Gastro-Tipp, Leipziger Wochenkurier 26.6.07, Seite 10.


Interhotel und Gastmahl des Meeres lockten mit Kaviar und Fisch, aber was war das Außergewöhnliche an der Vorortgaststätte? Leider geht Herr Böhnke mit keiner Silbe darauf ein und als Zugereiste kennen wir auch nur den heutigen Zustand. Vielleicht war es die Vielfalt? Das Wild? Dass man möglicherweise freie Platzwahl hatte? Ich kann nur spekulieren und R. kennt es auch nur vom Hörensagen. Also, lieber Gunter Böhnke (und natürlich alle anderen alten Leipziger Häsinen und Hasen) - wenn Sie mehr erzählen wollen über den Mythos Podelwitz - wir sind gespannt.

Dienstag, 26. Juni 2007

Bagels mit Tschaka

Beim Bagelbruder im Petersteinweg
Über die Bagel Brothers, die aufgrund ihrer urdeutschen Herkunft durchaus auch Bejgelbrüder heißen könnten, gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Die Bagels sind immer frisch und wenn man die zwei-kaufen-einen-zahlen-Gutscheine findet, dann wird das auch ein recht günstiges Vergnügen. Penetrant finde ich allerdings die Anglisierung des Angebots, die mir persönlich ziemlich aufstößt. Ich bestelle lieber einen Bagel mit Lachs als mit Lox, das klingt mir zu sehr nach oberbayrischem Dialekt ("I kriagat gearn an Loksbegl"). Das Personal hat anscheinend selbst seine Probleme mit der verordneten Internationalisierung, denn als ich gestern in der Filiale Karl-Liebknecht-Straße einen Cappuccino bestellte, fragte mich die Dame, ob es ein kleiner sein sollte; "regular" oder "tall" brachte sie auch nicht über die Lippen. Der Kaffee war für den Preis ganz in Ordung, 1,80 Euro für eine normale ("regular") Tasse geht mittlerweile leider fast schon als Sonderangebot durch. Dafür nimmt man auch grobporigen Schaum in Kauf - aber perfekt ist natürlich nur die feinkremige Konsistenz. Das erst begründet neben einer guten Bohne die echte Schlonzqualität. Der Bagel Nummer 4 (genauso habe ich ihn bestellt, statt Chicken Fajita sage ich manchmal einfach Hühnersalat) für 2,95 Euro schmeckte gewohnt gut, war reichhaltig und frisch gemacht.

Bagel Chicken Fajita bei Bagel Brothers
Man möge das etwas flaue Foto verzeihen - Handykameras sind eben nur ein Notbehelf - die Bestandteile kann man leider nur vage erkennen: Auf der Webseite lesen wir die Zutatenliste im besten Denglish-Mischmasch mit Schreibfehler: "Hühnersalat, rote Zwiebeln, Salat, Frischkäse, würziges Tomatoe (sic!) Relish".

Screenshot Bestellliste Bagel Brothers
Seltsam, dass das Steigbügelbrötchen nicht in der Version Sesame angeboten wird. Überhaupt ist die Webseite eine echte Fundgrube für die Freunde von Marktingsprech und den Auswüchsen modernen Recruitings. Sollte man zwecks Gelderwerb einen Nebenjob bei den Brüdern benötigen, darf man sich nicht einfach als Brötchenschmierer bewerben. Da muss schon richtig emotion, devotion und commitment mit ins Spiel kommen. Kostprobe gefällig?
... Leidenschaftlich, ausgehungert und arbeitssüchtig wollen Sie Ihre besten Freunde und den Rest der Welt mit erlesenen Bagelsandwiches, leckeren Sweets, fruchtigen Säften & heißen Kaffeekreationen verwöhnen.

Sie haben keine Kunden sondern Fans. Jubelnd stehen sie in der Schlange, um die frischen Kreationen zu verspeisen - high end food. ...


Quelle: Bagel Brothers
Hui. Hier sollen nicht einfach gute Lochbrötchen an Hungrige verkauft werden - hier wird Lebensgefühl verhökert. Ich bekomme ein richtig schlechtes Gewissen, dass ich das als zufriedener Kunde bisher nicht angemessen zum Ausdruck gebracht habe. Das werde ich beherzigen. Das nächste Mal werde ich also jubelnd auf meinen high end Turkey Taste warten und die nach Erfolg ausgehungerten Stars meiner Fastfood-Begierde mit Sympathiebekundungen überhäufen. Und ein bisschen Tschaka! brüllen. Damit die Sweets noch sweeter, die Coffees noch hotter und die Bagels fresher than fresh aufs Tablett wandern. Ich schaue bald wieder vorbei. Einen Lachsbagel und dazu einen kleinen Orangensaft, bitte.

Montag, 25. Juni 2007

Weezie ist tot - es lebe Paris Syndrom

Paris Syndrom in der gfzk

Der Kaffee "zum Wegschlonzen", wie ihn Wasabi so treffend nennt, war immer ein gutes Argument für einen Besuch im Weezie, dem Café der Galerie für Zeitgenössische Kunst (weniger sperrig: gfzk). Jetzt müssen nicht nur wir uns umgewöhnen: mit einer neuen Inneneinrichtung kam auch ein anderer Name: Paris Syndrom. Während ich noch immer nicht weiß, was der alte Name bedeutete (hatte er eine? Die manchmal recht ahnungslosen Bedienungen konnten es mir auch nicht sagen), erfahren wir auf der gfzk-Webseite, dass der Künstler Jun Yang damit auf die Realitätserfahrung japanischer Parisreisender anspielt.
"Sein Café trägt den Namen Paris Syndrom. Dies charakterisiert ein Krankheitsbild japanischer Touristen, deren Sehnsucht nach der Erfüllung der Vorstellungen in Paris enttäuscht wurde. Sie erleiden eine Art negativen Kulturschock, nahe der Traumatisierung."
Jetzt schlürfen wir den unverändert leckeren Cappuccino also nicht mehr in Karostoffsesseln. Nein, nun lümmeln wir auf imitierten Louis Vuitton-Sitzbänken (Schreibfehler inklusive) während über uns Kristalllüster mit Fakestuck hängen. Für die nächsten circa 900 Tage (vom Veröffentlichungsdatum dieses Eintrags ausgehend) sitzen die Gäste also in Jun Yangs "Konzeption" - wieviele von ihnen wohl ahnen, dass sie damit quasi Teil einer Installation sind? Ansonsten ist ja eigentlich alles gleich geblieben. Die Bedienungen sind manchmal recht verpeilt, es gibt wunderbaren Kuchen (ich vermute nach mehreren Verkostungen, dass ihn die Bäckerei Schlett liefert - wenn nicht, dann ein ebenbürtiger Meister des Streuselkuchens), das WLAN ist kostenlos. Und im Sommer kann man sich schön auf die Wiese vor dem Glaskasten setzten und sich von den Teilnehmern der Stadtrundfahrten anglotzen lassen, die in ihren Bussen alle fünf Minuten vorbeirauschen.

Verloren im Labyrinth der Möglichkeiten



Woran denkt der Stadtbewohner gemeinhin bei dem Wort „Landgasthof“? An große Portionen, blank gescheuerte Holztische, rot-weiß karierte Tischdecken, Apfelbäume, gütige Großmütter, die noch ein Stück ihrer hausgemachten Erdbeertorte abschneiden, liebevoll glotzende Kühe und fröhlich schnatternde Enten auf dem Dorfteich hinter dem Haus? Da ich dem Dorf selbst glücklich entronnen bin, weiß ich, dass die Realität meistens anders aussieht. Dennoch können Landgasthöfe im besten Fall ehrliches, handgemachtes Essen mit Zutaten aus der Region und zu vernünftigen Preisen liefern. Hier in der Gegend hatte ich allerdings schon einige Male Pech - oder der aufgetaute Kuchen aus der Mikrowelle wurde inzwischen ohne mein Wissen zum kulinarischen Standard erklärt. Also träume ich noch immer davon, so ein angenehmes Lokal zu finden, in dem man Hausmannskost genießen kann, ohne selbst kochen zu müssen.

Der Tipp mit dem Landgasthof Podelwitz kam von Freund R., der dort vor einiger Zeit schon mal ganz gut gegessen hatte und der sich selbstlos bereit erklärte, uns beim Testen zu begleiten. Podelwitz ist ein Ortsteil von Rackwitz nördlich Leipzig und leider eines dieser Dörfer, in denen die unheilvolle Wirkung von Baumarkt-Sonderangeboten auf die Landbevölkerung plastisch demonstriert wird. Vor dem Landgasthof, einem urigen, mit Wein bewachsenen Fachwerkgebäude nebst einigen modernen Anbauten, ist die Dorfstraße an diesem Donnerstag Abend an beiden Seiten zugeparkt – ein gutes Zeichen, nur haben wir natürlich nicht reserviert. Im Inneren des Gebäudes ist von den Menschenmassen überraschender Weise nichts mehr zu sehen. Von der alten, dunkel holzgetäfelten Wirtsstube gelangt man in einen etwas zugigen Wintergarten und von dort aus in weitere Nebengelasse, in denen sich die Menge der Gäste verliert. Irgendwo am Ende dieser labyrinthischen Räumlichkeiten kann man auch draußen sitzen, wir jedoch installieren uns, da ein Gewitter dräut, in der Wirtsstube, den Ausgang sicherheitshalber fest im Blick.

Die Speisekarte erweist sich als ähnlich unübersichtlich wie die Räumlichkeiten: auf einer großen Schultafel sind etwa 35 Hauptgerichte angeschrieben, auf diversen Zetteln auf dem Tisch finden sich noch einmal so viele Angebote. Die Speisekarte versucht offensichtlich, für jeden Geschmack etwas zu bieten. Neben den Klassikern wie Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen gibt es ein paar Pastagerichte, große Salate mit gebratener Hähnchenbrust, aber auch Exotisches wie Putencurry mit Reis und Mangochutney. Die Essenspreise sind eher hoch: Hauptgerichte kosten größtenteils ab zehn Euro, die Getränkepreise moderat: eine kleine Apfelschorle 1,65, ein großes, allerdings labberiges Radler, das Ich mag gutes Essen! nicht austrinken mag, für 2,90.



Nach längerer Entscheidungsfindung, die die durchweg freundliche und professionelle Bedienung nicht aus der Ruhe bringt, kommt unser Essen überraschend schnell. R. und Ich mag gutes Essen! beginnen mit einer Vorsuppe, saure Flecke vom Lamm für 3,50 Euro, ein selten gesichtetes Gericht, und sind davon sehr angetan.
Unsere Hauptgerichte rufen weniger Begeisterung hervor. Ich mag gutes Essen! bleibt auf der Innereienschiene und bestellt die Rinderzunge für 10,30 Euro. Die Zunge ist zart und ganz vorzüglich, die Kroketten stammen wie zu erwarten aus der Tiefkühltruhe, ebenso wie der aus der Jahreszeit gefallene Rosenkohl, der ausgerechnet jetzt im Frühsommer die Zunge begeleiten musste.
R. probiert das Roastbeef – gleichmäßig rosa durchgegartes, vorzügliches Fleisch – mit Remouladensauce, saurem Pilzsalat und Bratkartoffeln. Letztere findet er zu fettig, den Pilzsalat auf die Dauer etwas zu penetrant-sauer.
Ich mache mich über drei Lammkoteletts her (14,50 Euro), von denen leider nur eines andeutungsweise rosa gebraten wurde. Dazu gibt es die auch auf meinem Teller sehr fettigen Bratkartoffeln, grüne Bohnen, die zwar perfekt gegart sind, aber in Fett schwinmmen, und einen überflüssigen Klacks Krautsalat. Es fehlt die Würze, das Fleisch könnte zarter sein, etwas weniger Fett - ich bin unbefriedigt und bei dem Preis kann ich das auch nicht unter "egal, Hauptsache satt geworden" verbuchen.



Da auch meine Begleiter zwar gesättigt, aber nicht übermäßig zufrieden sind, bestellen wir noch zwei Desserts – eher belanglose Pflaumenklöße mit brauner Butter und Bröseln, die hier mit Kartoffelteig gemacht werden, sowie Leipziger Räbchen, mit Marzipan gefüllte und in Ausbackteig frittierte Pflaumen (5,60 Euro). Die Räbchen begeistern mich und versöhnen mit dem mittelmäßigen Hauptgericht, sie sind außen heiß und knusprig, die Pflaumen und das Marzipan im Inneren leicht warm und gut durchgezogen. Wenn die anderen Gerichte auch so wären, würde ich Stammkunde! So aber wird es wohl mein erster und einziger Besuch bleiben. Der Landgasthof Podelwitz versucht offenbar, es geschmacklich jedem Recht zu machen und macht dadurch kaum etwas richtig gut. Würde man alles von der Karte schmeißen, was hier geographisch oder jahreszeitlich nicht hingehört - wenn ich Mangochutney essen will, gehe ich ins Bollywood, Rehrücken im Juni stammt mit Sicherheit aus der Tiefkühltruhe - könnte der Rest richtig lecker werden.

Freitag, 22. Juni 2007

Ach Leipzig, dass ich dir den Rücken kehren muss

Irgendwann kam ich mal als Student in diese Stadt. Entdeckte sie Stück für Stück, veränderte mich gemeinsam mit ihr und blieb doch, wie sie, im Kern doch immer der gleiche. Das ging mir heute durch den Kopf, als ich durch die Stadt radelte, die inwischen die meinige geworden war in ziemlich vielen Jahren.

Ich hatte zugesehen, wie das alte Maitre dichtgemacht wurde, Ort vieler netter Frühstücke mit Freunden. Das Grundmann sollte sein Nachfolger werden. Aber Maitre war Bach, Grundmann ist Mendelssohn, auch wenn Dieter immer noch bedient. In "Das Monstrum" wurde ihm ein kleines Denkmal gesetzt. Vielleicht der einzige Grund, diesen Film nochmal anzusehen; in ein paar Jahren, wenn mich die Nostalgie packt.

Kürzlich stand ich vollkommen verdattert im Biergarten Prager Frühling, verschwunden war die improvisierte Holzhütte mit Getränkausschank und Grill. Dort, wo ein freundlicher fränkischer Griller einen Sommer lang die Würste wendete. Auch er ist für immer verschwunden. Stattdessen ein postmoderner Metallkasten, servicefreundlich, blitzblank, effizent. Ob Connewitz jetzt beim Biertrinken bürgerlich wird? Wenigstens der knirschende Schotter ist geblieben,

Das Beyerhaus - immer überfüllt, verraucht, nie werde ich den Abend vergessen, als ich Stunden neben einem Kotzfleck saß, aber es war einfach kein anderer Platz mehr frei. Egal. Hauptsache das Bierglas war immer voll. Vieles ist gleich geblieben, man holt sich noch immer das Bier an der Bar, aber dass man keinen Platz mehr bekommt, habe ich seit Jahren nicht mehr erlebt.

Kennt noch jemand Toms Hütte? Eine düstere Wohnungskneipe Nähe Ostplatz, feucht, dunkel, von ungutem Geruch, die Sperrmüllmöbel schmierig und der Wirt nicht freundlich. Toms Hütte ist lange verschwunden. Vielleicht bringt sie jetzt durchsaniert einem verrenteten Wiesbadener Zahnarzt magere Mieteinnahmen. Möglicherweise wurde das Haus inzwischen vom Erdboden ausradiert, fiel der Abrissbirne zum Opfer. Wie dutzende andere, an deren leeren Grundstücken ich heute vorbeiradle und mich nicht mehr erinnern kann wie das ausgesehen hat, als dort noch Mauern waren, Fenster, Türen. Vielleicht bröckelig, aber immer noch ein Haus. Jetzt finde ich Schutt und Grünflächen und Nichts.

Wie lange ist es her, dass der Alexandrina in der KaLi den besten Döner der Stadt machte? Als Freund H. zu Besuch aus Berlin kam und als erstes begeistert das klasse Shawarma mampften wollte. Äonen. Irgendwann kam der Einbruch, dann der 1-Euro-Döner - unsere Liebe zerbrach, ich aß woanders meine Fladenbrote.

Das Kitchen kam und ging, und viele andere Kneipen, Restaurants, Imbißbuden mit ihm. Immer wieder entdeckten und probierten wir Neues, Überraschendes, Sensationelles aber auch vieles aus der Kategorie "Naja". Und just, kurz nachdem ich eines schönen Abends nach dem Genuss eines herrlichen Backwerks beschloss, die Welt an unseren Streifzügen und Beobachtungen zu beteiligen, ist es passiert - der Abschied von Leipzig steht kurz bevor.

Weil ich aber eigentlich gar keinen Platz für Melancholie habe, tröstete ich mich heute mit ein paar wunderbaren Kuchen, die ich einigermaßen unvermatscht im Rucksack nach Hause brachte. Die Bäckerei Schlett, die leider nicht die kleinste Webseite hat, lag nämlich auf meiner Tour durch die Stadt. Es gibt sie in der Gustav-Mahler-Straße und in der Eisenacher Straße - und wenn der von mir beschwärmte Bäcker Drescher tolles Brot macht, so verehre ich Frau oder Herrn Schlett für die phänomenalen Feinbäckereien. Von den wagenradgroßen Streuselkuchen mit Pflaume, Apfel, Kirsche, Johannisbeeren lasse ich dann immer mehr absäbeln, als zwei Leute auf einmal essen können. Ich werde diese Stadt vermissen.

Donnerstag, 21. Juni 2007

Kawaii. Café am Park. Mit Maskottchen

Mäggie vom Kawaii
Eine winzige Bude. Ehemaliger Eckladen in der Reichpietschstraße 25 in Reudnitz. Gegenüber der Eingang zum Lene-Voigt-Park. An den Wänden Bücherregale bis zur Decke, die Bretter biegen sich unter dem Gewicht der Bände. Ein paar kleine Tische, gebügelte Tischdecken. Eingekeilt zwischen dem Duft alten Papiers. Hinter der Ladentheke gurgelt die Espressomaschine. Erstklassiger italienischer Café, Cappuccino, Milchkaffee. Dazu gibt es immer ein Glas Wasser. Gekühlte Bionade, Faßbrause und Almdudler. Wenn kein Kleingeld da ist, "bring das Geld morgen vorbei" - Service für Stammgäste. Belegte Brötchen, Frühstück von neun bis zwölf Uhr. Gäste, die mithelfen, die Bücherkisten durch die Gegend zu wuchten. Ein Wirt, der alles gleichzeitig macht. Bücher in den Computer eingeben, Milchshakes zubereiten, Brötchen belegen, mit den Gästen plaudern. Über allem wacht Mäggie mit weiblich lauter Stimme. Trotzdem niedlich. Ist nur zwei Handbreit hoch. Ungefährlich auch für Hundephobiker. Namensgeber fürs Buchkaffee. Kawaii: Niedlich, knuffig (jap.). Ein guter Laden.

Update: Beim Stöbern im neuen Kreuzer Tag & Nacht fand ich auch eine aktuelle Besprechung zum Kawaii, die einige Rechercheschwächen offenbart. Man hätte als Schreiber einfach mal fragen können, ob es einen neuen Besitzer gibt. Der ist nämlich immer noch derselbe wie vor einem Jahr. Und dass dieses Tier keine Rauhaardackelin ist (zu kurz, zu weich, zu wenig dackelig - siehe Bild) erkenne sogar ich als Hundelaie.

Update 2 (10. Februar 2008): Traurig. Jens gibt auf, wie ich aus erster Hand erfahren haben. Mit der Kombi aus gebrauchten Büchern und leckerem Kaffee ist in Reudnitz wohl kein Staat zu machen. Seine Bücher kann man immer noch bei Booklooker (Stichwort Kawaii hilft weiter) finden. Kaffee und Kuchen und den netten Schwatz gibts dort leider nicht. Ich drücke ihm die Daumen.

Brasilianische Käsebrötchen dank Horns Erben

Manchmal finde ich in den Untiefen meiner Festplatte überaus interessante Sachen, von denen ich selbst nicht mehr wusste, dass es sie noch gibt. Schon leicht riechende Manuskripte aus der Frühzeit meiner publizistischen Karriere (was war ich doch unglaublich investigativ). Prähistorische Software (GIMP einskommanochwas). Nie fertiggestellte Ruinen persönlicher Webseiten aus dem Jahre 2000. Bilder von mir, Wurstwasser trinkend. Alles auf der Suche nach dem Backrezept für brasilianische Käsebrötchen (pão de queijo). Genau diese, die euch hier so lecker angrinsen. Fettig, vollmundig, goldgelb.

Brasilianische Käsebrötchen

Alles fing damit an, dass ich beim Durchforsten unseres Vorratsschrankes auf eine nicht ganz taufrische Tüte Tapioka (Maniokstärke) stieß. Vor unbestimmter Zeit hatte ich 45 Cent investiert, nachdem ich eines abends im Horns Erben Zeuge einer Backvorstellung wurde. Eine brasilianische Dame zeigte in Einstimmung auf den Samba-Abend, wie man zwischen Belém und Porto Allegre Käsebrötchen zubereitet, die wir anschließend gegen eine Spende verkosten durften. Am nächsten Tag notierte ich das Rezept und besorgte das Mehl. Dann vergaß ich die Brötchen.

Tapioka

Als ich die Tüte wiederentdeckte, rieselte an einer Ecke schon die Stärke heraus, es war also höchste Zeit zum Brötchenbacken. Nur, wo war das Rezept? Dass ich vom Zettel mit OpenOffice abgetippt und abgespeichert hatte, wusste ich noch. Der Filename war "Käsebrötchen". Ganz sicher. Nur: eine solche Datei war auf meinem Rechner nicht zu finden, auch mit den ganzen Möglichkeiten von grep und den anderen schönen Suchwerkzeugen unter Linux nicht. Im Internet fand zwar noch ein ähnliches Rezept, aber ich wollte "meines" ausprobieren. Nach verzweifelter Suche, die allerlei längst Vergessenes zutage förderte, kam dann die Erleuchtung! Hatte ich nicht aus Faulheit das Backrezept einfach in eine bereits vorhandene Datei abgetippt? Ich öffnete ein Dokument namens "Dänische Leberpastete" (das einzige im Verzeichnis "Kochrezepte") - voilá, da waren die Käsebrötchen, direkt hinter der Anleitung zur Pastetenzubereitung. Natürlich wurde sofort gebacken (Ergebnis: siehe oben) und die Käsebrötchen haben jetzt ihre eigene Datei, die ich gern an dieser Stelle mit euch teile.

Zutaten
Den brasilianischen Käse, der eigentlich reingehört, findet man vermutlich nirgendwo in Deutschland. Aber die brasilianische Dame versicherte glaubwürdig, junger Gouda käme dem sehr nahe. Wenn Ihr Hefe oder Backpulver vermisst - das ist richtig so, denn auch ohne geht der Teig beim Backen enorm auf
  • 400 g Tapiokamehl (aus dem gutsortierten Asienladen)
  • 300 g junger Gouda (sehr guten habe ich im Leipziger Käsehaus gefunden)
  • 1/2 Glas Öl
  • 1/2 Glas Milch
  • 3 Eier
  • 3 TL Salz
Brasilianer verwenden wirklich "Glas" als Maßeinheit. Mit einem normalen Wasserglas (0,2 Liter) hat es bei mir gut funktioniert.

Und so gehts:
Mehl und Salz gründlich mischen. Öl und Milch zusammen in einem Topf erhitzen, portionsweise zum Mehl geben und einarbeiten. Die brasilianische Brötchenbäckerin hat das zwar nicht gemacht, aber nachdem ich die beiden Flüssigkeiten mit einem Schneebesen zu einer trüben Brühe verquirlt hatte, ließ sie sich besser in das Tapiokamehl einarbeiten. Jetzt ein bisschen warten, bevor Ihr die Eier dazu gebt, die gerinnen sonst. Jedes Ei einzeln in die Schüssel schlagen und nacheinander gründlich einarbeiten. Den Käse habt Ihr fein gerieben, was mit dem weichen Gouda besser geht, wenn man ihn kurz im Tiefkühler anfrostet. Schmiert dann nicht so. Rein damit in die Pampe und gut mit dem Kochlöffel oder den Händen einarbeiten bis ein gleichmäßiger Teig entsteht. Die Menge reicht ungefähr für acht bis 10 Teigkugeln, die Ihr auf ein Blech mit Backpapier gebt. Hände kurz in kaltem Wasser anfeuchten, dann klebt es beim Brötchenrollen nicht so. Dann für 30 bis 40 Minuten in den auf 180 Grad vorgeheizten Backofen auf mittlerer Schiene. Immer mal gucken, ob die Brötchen nicht zu braun werden. Wenn sie wie auf dem Bild aussehen, sind sie genau richtig. Auf einem Rost abkühlen lassen.

Die Brötchen sind recht gehaltvoll und sehr sättigend. Butter würde ich nicht gerade draufschmieren. Sie schmecken lauwarm ohne alles, oder ganz wunderbar zum Beispiel mit magerer hausgemachter Sülze ;-)

Dienstag, 19. Juni 2007

Der gescheiterte Versuch eines Dönertests (wieder nix mit Süßsauer)

Dönerladen Süss-sauer

Ganz neu in Leipzig ist der "Döner Süss-Sauer" nun wirklich nicht mehr. Mindestens seit einem Jahr springt mir nämlich die Schrift an dem Laden in der Zweinaundorfer Straße schon ins Auge. Aber immer nur beim Vorbeifahren. Heute Mittag war ich wieder mal in der Gegend und hatte mir vom Rumhetzen in diversen Ämtern einen ordentlichen Dönerhunger angelaufen. Diesmal wollte ich es wirklich wissen: Wie schmeckt Drehspieß mit süßen und sauren Aromen - chinesisch oder einfach nur igitt? Die Antwort lautet... ich weiß es immer noch nicht. Denn als ich mich dem Laden näherte, verließ mich der Mut. Nicht vor dem Döner - ich konnte einfach nicht in den Laden gehen. Von drinnen wurde ich schon misstrauisch angestarrt, als ich mich der Tür nur näherte. Von der Bar, aus dem Fenster fixierten mich Männer, selbst am Straßenverkauf lungerte jemand, der mich unverhohlen von oben bis unten musterte. Lag es an der Digitalkamera oder an meiner Frisur? Keine Ahnung, ich fühlte mich nicht im geringsten willkommen und ging schnell in das "Bistro-Jasmin" schräg gegenüber, wo ebenfalls Döner verkauft wurde. Hätte ich mir auch sparen können. Es schmeckte zwar nicht schlecht, die Präsentation und Essfreundlichkeit waren aber unter aller Kanone. Der Dönermann säbelte viel zu dicke Scheiben vom Hähnchendrehspieß ab, stopfte das Fleisch zusammen mit einem geschätzten halben Kubikmeter Eisbergsalat in das Brot und übergoss es mit Unmengen von Currysoße (die gar nicht schlecht schmeckte). Als ich das eingepackte Zeug auf einem schattigen Parkplatz auswickelte und versuchte, im Auto zu essen, mündete das in eine mittelgroße Hygienekatastrophe. Denn die zwei Minuten Autofahrt hatten ausgereicht, den Döner in seiner Alufolie komplett zu durchfeuchten. Beim Versuch, das vollkommen aus der Form geratene Produkt zu fotografieren, quoll die Masse wie zähe Lava aus der Teigtasche. Ich wollte korrigierend eingreifen, wobei sich die gelbe Füllung erstaunlich geschmeidig über Autositz, Hose und die Kamera ergoß. Keine Ahnung, wie die es die Currysoße zwischen Blitz und Objektiv schaffte, aber auf einmal war alles voll davon. In einem letzten Kraftakt schaffte ich mich und das Zeug aus dem Auto und verspeiste den gelben Matschhaufen auf dem Randstein sitzend, während unkontrollierbar die Salatstücke aus allen Ritzen purzelten. Dass die zwei Servietten nicht ausreichten, um danach die Hände wieder sauber zu bekommen, versteht sich von selbst. Nicht sehr erfreulich. Zwei Punkte sind jetzt im inneren Notizbuch vorgemerkt: nie wieder Matschdöner fotografieren wollen (es sei denn, man kann sie auf einen Teller legen), ein Päckchen Taschentücher im Handschuhfach deponieren, falls ich es doch wieder tun sollte.

Sülze, nicht nur für den Opa

Sülze auf Roggenbrot

Ich hatte mal eine ansonsten recht vorurteilsfreie Freundin, die fand meinen Appetit auf Schweinesülze ausgesprochen absonderlich. Das sei ein Großvateressen, meinte sie mit Ekelzug um den Mund, der Opa spachtele sowas immer zum Abendbrot ins sich hinein. Da ich mich gerade mal in meinen Zwanzigern befand, traf mich dieser Vorwurf bis ins Mark. Als beinahe lebenslanger Genießer dieser Kombination aus Fleisch, Speck, Gewürzen und Aspik war ich also quasi von Geburt an ein Essensgreis. Ist natürlich alles Quatsch. Die hausgemachte Sülze mag im Zeiten, wo der allgegenwärtige konfektionierte Industriefraß von den Geschmacksrichtungen "Süß", "Salzig" und "Labrig" beherrscht wird, nicht gerade en vogue sein. Aber sie hat es verdient, wieder entdeckt zu werden. Vor allem enthält sie unterschätzte Teile vom Tier, die viel zu delikat sind, um ins Hundefutter zu wandern. Nein! Gute Sülze hat nichts mit Tiernahrung zu tun. Für mich für als alten "Sülzi" (mein Bruder war schon sehr freundlich zu mir) war die jüngste Bio-Gemüsekiste deshalb eine besonders freudige Überraschung. Der Linkehof hatte eines seiner glücklichen Schweine geschlachtet und einen Teil davon fand ich eingedost in Aspik vor. Kaum säuerlich, mit einer schönen Kümmelnote, harmonierte das Fleisch mit dem Roggenvollkornbrot vom Biobäcker. Perfekt mit einem Klecks Senf und ein bisschen Meerrettich.

Ergänzung: Habe gerade eine Mail bekommen, ich solle doch bitte die Kontaktdaten meines Biobauern posten. Bitte sehr: Linkehof Baalsdorf - und hier ist alles weitere im Web zu finden, inklusive Anfahrtsplan und Telefonnummern.

Samstag, 16. Juni 2007

Künstlerfütterung in der Gandine

Eingang zur Gandine
Die Lützner Straße trennt Plagwitz von Neulindenau und eigentlich gäbe es keinen besonderen Grund, dort hinzufahren. Die Straße ist jenseits der Merseburger Straße laut, voller verfallener Häuser und ohne nennenswerte Kneipen oder Kultureinrichtungen. Hätte nicht vor ein paar Wochen das Tapetenwerk ein bisschen frischen Wind in die Gegend gebracht. Gleich neben dem Eingang hat im ersten Stock die Gandine ein kleines Mittagslokal aufgemacht, die Galeristen und Künstler brauchen schließlich auch was zum Futtern. Für die Gantine-Macher ist es der zweite Anlauf, bis vergangenes Jahr boten sie in der Erich-Zeigner-Allee unter gleichem Namen erfolgreich einen Mittagstisch an, machten dann aber überraschend zu. Böse Gerüchte flüsterten von Problemen mit garstigen Nachbarn. R. war damals recht traurig, denn das Essen dort sei "einfach fabelhaft" gewesen, und das auch noch gleich um Ecke zum Arbeitsplatz. Jetzt muss er ein paar Meter mit dem Fahrrad fahren, aber was macht das schon, wenn man endlich wieder ordentliches Mittagessen bekommt.

Dass man richtig ist, verrät einem der Aufsteller mit den Tagesgerichten, über eine steile Treppe kommt dann in einen sehr großzügigen Raum mit echtem Malochercharme. Rollifahrern bleibt der Zugang leider wieder mal verschlossen, in der alten Fabrik fehlt ein Aufzug. Den Ausblick fand ich recht unterhaltsam, denn vor dem Fenster ziehen die Stromabnehmer - manchmal blaue Funken sprühend - der Straßenbahnen 8 und 15 vorbei. Sympathisch improvisiert ist die Einrichtung mit den etwas wackeligen Holztischen und -stühlchen. Für Menschen wie den sehr dicken Mann aus unserer Nachbarschaft wären sie aber nix.

Spanisches Sherryhühnchen mit Nudeln

Der Tag war heiß und ich dachte, ein geschmortes spanisches Sherryhühnchen wäre die richtige Wahl. Nicht so richtig angesprochen fühlte ich mich von der Polenta Narta, die etwas von Grießbrei mit Parmesansoße hatte. Am liebsten mag ich den Maisbrei in feste Scheiben geschnitten, kurz gebraten als Beilage. Zum Geflügel gab es Kräutertagliatelle, nicht sehr aufregend aber al dente gekocht. Das Sherryhühnchen (eigentlich zwei Hühnerbeine) schmeckte sehr individuell und kräftig gewürzt, mit leichter Paprikaschärfe. Gerade bei größeren Anbietern, wie sie die öffentlichen Kantinen bewirtschaften, stochert man leider oft in Standardgerichten mit Einheitsgeschmack herum - in der Gandine wird offensichtlich aus frischen Zutaten täglich gekocht.

Das Mobiliar

Dafür sprechen auch die Mengen - kurz nach unserer Bestellung gegen 12.30 Uhr strich die Essensausgeberin schon das Hühnchen von der Tafel und ersetzte es durch Bratwurst mit Kartoffelkuchen. Früh zu kommen (Öffnungszeiten von 11 bis 18 Uhr, Mittagstisch ab 12 Uhr) lohnt sich also. R. ließ sich einen ordentlichen Teller spanische Kartoffelsuppe mit Auberginen und Rindswürstchen munden, 1,90 Euro waren dafür ein mehr als fairer Preis. Zu unserem Hauptgericht durfte man sich noch einen sehr schönen Salat aus kleinen aromatischen Kartoffeln, grünem Salat und Joghurt-Dressing nach Geschmack nehmen. Alles drin in den 3,60 Euro für das Hauptgericht!

Kartoffel- und grüner Salat

Zwar bekommt man das Essen an den Tisch serviert, aber Bestecke und Getränke muss man sich - ganz kantinentypisch - selbst holen. Übrigens sollte man nicht versuchen, Messer, Gabel und Löffel passend zusammenzustellen, darüber könnte das Mittagsmahl kalt werden. Als offensichtlich sparsam eingerichtetes Unternehmen haben die Gandinler die Besteckgarnituren anscheinend aus 20 verschiedenen Quellen beschafft. Egal, Hauptsache es schmeckt.
Hat man Durst, bedient man sich an einem großen Kühlschrank, wo ich mir eine gut gekühlte Bionade für 1,50 holte. Wasser (Evian) kostet auch nur einen Euro - genauso wie der selbstgebackene Kuchen.

Kuchen

Ein Hefegebäck mit Aprikosen und Sandkuchen mit Schokoladenguss waren als Nachtisch für uns drei gerade recht, dazu nahmen wir einen ganz vorzüglichen Espresso (1,50 Euro). Wenn man nach dem Essen noch ein wenig sitzen bleibt, könnte einen schon wieder die Kauflust überkommen. Zum Beispiel nach Wein, selbstgebackenen Brot, Honig, verschiedenen Senfsorten, Nudeln und Pfälzer Saumagen in Dosen. Die Sachen sind rund um die Esstische verlockend aufgebaut und rufen "Nimm mich mit!". Wir widerstanden und zahlten unseren bescheidenen Obulus für ein wirklich gelungenes Mittagsmenü mit Geschmack von außergewöhnlichem Preis-Leistungsverhältnis.

Freitag, 15. Juni 2007

Ein Lob dem Brathering

Bratheringdose und Inhalt

Den Fischen geht es nicht gut. Die meisten Arten sind derart ausgeräubert, dass Pizza Tonno, Räucheraal, Stockfischsuppe und Maischolle eigentlich nicht mehr auf den Tisch gehören. Schlimm. Wo ich doch bekennender Liebhaber von allen Sorten Meeresgetier bin. Aber nun hatte ich diese Vision, dass ich ein Döschen Thunfisch aufmache, um meine geliebte Pizza damit zu belegen. Und als ich am nächsten Tag Nachschub holen will, sind die Regale leer. Ich hatte, ohne es zu ahnen, das letzte Exemplar dieses grandiosen Hochseejägers verspeist. Deshalb mein Appell: Leute, esst Hering, wenn es schon Seefisch sein muss. Dem geht es natürlich auch nicht mehr richtig gut, aber der Bestand hat sich wieder ganz gut erholt. Ganz herrlich sind kross gebratene grüne Heringe (die in Leipzig leider nicht immer taufrisch zu bekommen sind), oder kalter sauer eingelegter Brathering, gerne auch aus der Dose. Wobei es bessere und weniger gute Sorten gibt. Die abgebildete gehört zu meinen Favoriten. Dazu noch ein Berg knuspriger Bratkartoffeln mit Zwiebeln - aus festkochenden Sorten in unserer Eisenpfanne geröstet - und man hat ein wahrhaft göttliches Mahl. Eines der tollsten Rezepte erfanden übrigens nach meiner unmaßgeblichen Meinung die Schweden, die Salzheringe mit Sahne und Kartoffeln in der Auflaufform backen. Wie das geht, verrate ich euch demnächst. Vielleicht auch erst im Herbst, denn in der kalten Jahreszeit (sollte es eine solche nochmal geben), schmeckt dieses ausgesprochen deftige Gericht am besten.

Praxistipp: Bratheringe mit Zwiebeln, Bratkartoffeln und einem schönen Bier sind zwar extrem schmackhaft, vor Bewerbungsgesprächen oder dem ersten Date mit dem Traumpartner sollte man aber auf weniger geruchsintensive Gerichte ausweichen.

Ergänzung: Die große Kunst der perfekten Röst-Erdäpfel beherrscht Wasabi. Vielleicht kann ich sie überzeugen, eine Folge "Wie man saugute Bratkartoffeln macht" zu schreiben.

Montag, 11. Juni 2007

Schau mir in die Augen, Lämmchen

Casablanca arabischer Laden

Selberkochen statt Döner heißt es schon seit einiger Zeit in der Karl-Heine-Straße 47. Dort hat sich der vormalige, sehr passable Dönerladen Casablanca in einen sehr aufgeräumten arabischen Supermarkt gleichen Namens verwandelt. Im linken Eingang gibt es Sachen in Dosen, Beuteln und Flaschen – Hülsenfrüchte, Couscous, Fladenbrot, Tee, Süßigkeiten, Knabberzeug, aber auch Henna und Seife, im rechten Eingang die Frischwaren mit einem Angebot, das ich selbst erst nach und nach durchtesten muss. Bei einem ersten Besuch sind mir vor allem die zahlreichen Sorten Oliven aufgefallen, die man sich aus großen Eimern abfüllen kann. Außerdem gibt es verschiedene Käse, Joghurt, schweinefleischfreie Wurst und Tiefkühlprodukte.

Der Clou des Ladens ist aber die blitzende Fleischtheke: Neben einer großen Auswahl Hähnchenteile liegen dort Rind, Kalb und natürlich Lamm, und zwar in einer Auswahl, die ich so noch nirgends in Leipzig gesehen habe. Auch nicht auf dem Markt, wo sich eine ausdrücklich als „frisch“ verkaufte Lammkeule zuhause schon einmal als frisch aufgetaute Tiefkühlware entpuppte. Die fachkundige und freundliche Verkäuferin berät uns, als wir vor dem Kauf eines ganzen Lammvorderviertels zurückschrecken. Wir einigen uns auf zwei Lammschulterstücke (Kilo 7,99 Euro), die uns die Bedienung auf Wunsch sogar noch zerlegt hätte – ein Angebot, das ich bei anderen Metzgern noch nie bekommen habe. Wie Freund R., der dort häufiger kauft, mir verriet, bekommt man dort auch Lammfleisch durchgedreht, Lammschulter zu grillfertigen Scheiben aufgeschnitten und überhaupt würden Sonderwünsche wenn möglich erfüllt. Auch gut: Die Fachfrau streift dünne Gummihandschuhe über, ehe sie das Fleisch anfasst und zieht sie wieder aus, als es ans Bezahlen geht.
Zuhause wird aus der Lammschulter ein wunderbar zarter, würziger Schmortopf und mir ist klar: das ist sicherlich der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Samstag, 9. Juni 2007

Wilde Mädchen kochen nicht. Irgendwann vielleicht doch

Neulich im Zug nach Berlin wurde ich Ohrenzeuge der lautstark verkündeten Kochabneigung einer Internatsschülerin auf dem Weg nach Hause. Das kam mir recht bekannt vor, was ich da erlauschen durfte. Kochen sei anstrengend. Einkaufen, schnippeln, vorbereiten und das alles dauere so lange - eine Menge Arbeit, wo sie wirklich keine Lust darauf habe. Lieber esse sie einen "Burger oder so ein Zeug, setzt ja bei mir nicht an." Das klang wie eine Zeitreise in mein eigenes Ich, das auch ein paar Jahre brauchte, bis es sich von den ersten Versuchen mit reich belegten Broten, Süppchen und Omelett zu komplexen Gerichten vorgearbeitet hatte. Mensaessen, Burger, Fertigpizza und Döner waren dabei echte Prozessbeschleuniger, denn ab einem bestimmten Punkt hatte ich schlichtweg keine Lust mehr auf Einheitsgeschmack. Es gibt also noch Hoffnung.

Wo der Tofu leise brutzelt

Restaurant Mahlzeit in Schleußig

Über die Mahlzeit (weiblich laut Webseite!) in der Schleußiger Oeserstraße haben schon andere Leipziger Blogger wohlwollend - mit milder Tendenz zur Begeisterung - geschrieben. Katinka will jetzt öfter hin, Kuchen, Kaffee und Sonstiges hinterließen ein hinreichend gutes Gefühl. Fukkle Bim Jerry versetzte der sanfte Reggae, Dub und Soul in glückselige Zustände, der Kuchen soll ebenfalls nicht von schlechten Eltern gewesen sein. In die Wikipedia hat es dieser gastliche Ort auch schon geschafft. Das muss noch kein Qualitätsurteil sein, aber zumindest ist es ein Indiz, dass es die Mahlzeit innerhalb kürzester Zeit zum unentbehrlichen Bestandteil der Schleußiger Stadtteilkultur gebracht hat. Die Gästebücher im Lokal jedenfalls sind voll begeisterter Kommentare, Kinderkritzeleien und Speisekartenlob. Ein bunte Lektüre, die keinen Zweifel daran lässt, dass die zahlreichen Stammgäste mit reichlich Kinder gesegnet sind und beim Sonntagsbrunch ihrem kreativen Potenzial hemmungslos freien Lauf lassen.

Interessant ist die Mischung: Ein bisschen Kneipe, ein wenig Café, ein Prise Restaurant. Man sitzt auf einfachen Holzstühlen und bequemen Wirtshausbänken an Ingos vom schwedischen Möbelhaus, der Teppich gibt eine Anmutung von Wohnzimmer und tatsächlich brummeln sanfte Seelenstreichler aus den Boxen. Dazu passt die vegetarisch/vegane Speisekarte, die, wie ich soeben beim Blick auf die Mahlzeit-Webseite bemerke, häufiger wechselt. Die knusprig frittierten Tofustreifen mit Sellerie-Möhrenpürree und einem ordentlichen Schlag Sambal Oelek (3,20 Euro) sind in dieser Kombination jedenfalls aus dem Angebot verschwunden. Ich hoffe auf ihre Rückkehr.

Tofustreifen, fritiert

Den Imbiss spülte ich mit einem sehr gelungenen Capuccino (2,30 Euro) hinunter, den es für 20 Cent Aufschlag wahlweise mit Sojamilch gibt. Diese Kombination aus scharfer Würzpaste und gemilchtem Kaffee mag zwar nicht sehr harmonisch scheinen, aber ich hatte gerade keinen Appetit auf Kuchen, obwohl der ofenwarm, frisch vom Blech den kleinen Gastraum einduftete. Zusammen mit den Gewürzen der vegetarischen Küche ergibt das eine angenehme olfaktorische Mischung, die in mir einen gewissen Schnupperzwang auslöst. Was ich mich ja frage: ob die benachbarten Mormonen nach der Sonntagsschule einkehren zum vegetarischen Frühschoppen und ein paar alkoholfreie Getränke nehmen?

Freitag, 8. Juni 2007

Bekenntnisse einer Kaffeetante

Cappuccino

Getränke kommen auf dieser Seite etwas zu kurz, wenn ich mir unsere bisherigen Beiträge ansehe. Nur am Rande tauchen Biertemperaturen und -preise auf, erwähnen wir Apfelschorlen und nur wenige Weinsorten. Nun beantwortet Herr Große ein paar Fragen zu seinen Kaffeetrinkergewohnheiten. Das finde ich eine nette Idee, deshalb übernehme ich den ursprünglichen Katalog und teile der Welt ungefragt mit, wie ich den Göttertrank am liebsten genieße.

1. Deine erste Tasse Kaffee, wann trinkst Du sie?

Natürlich zum Frühstück, wann immer das auch stattfindet. Sollte ich jemals wieder in den Mittelhäusern eines hier nicht näher zu nennenden Businesshotelkonzerns absteigen, werde ich aber darauf verzichten. Bäh.

2. Wieviele Tassen trinkst Du täglich?

Anwälte antworten gerne "kommt drauf an...". Ich antworte ebenso. Zwischen null und fünf Kaffees ist alles drin. Als ich einmal mit einem Leipziger Künstler ein mehrstündiges Gespräch führte, durfte ich parallel dazu etwa vier Tassen Pulver-"Cappuccino" genießen, um den Redefluss am Laufen zu halten. Leider hatte ich circa eine Stunde vor dem Gespräch zwei Humpen saustarken Brühkaffee getrunken. Seitdem weiß ich: wenn du dein Blut in den Ohren rauschen hörst, die Landschaft vor deinen Augen leise vor sich hinoszilliert und der Herzschlag an Rocky Balboas Rinderhälftenübung erinnert - dann hast du zuviel Kaffee getrunken.

3. Koffeinfrei oder Bohnenkaffee?

Woraus soll Kaffee sein, wenn nicht aus Bohnen des Kaffeestrauches? Das ist so eine typische Omaformulierung ("Bitte koffeinfrei! Ich kann ja keinen Bohnenkaffee mehr trinken, du weißt schon Helga, der Blutdruck."). Deshalb: Immer mit Koffein, wenn Kaffee. Nur bei Ersatzgetränken wie Malz"kaffee" akzeptiere ich die Abwesenheit von aufputschenden Inhalten.

4. Zucker, Milch oder Sahne?

Cappuccino: da ist schon Milch drin. Espresso: gerne mit Zucker, Milch verbietet sich von selbst. Brühkaffee: bisschen Milch (sonst krieg ich Sodbrennen davon), kein Zucker. Die Büchsenmilch (auch Kondensmilch genannt) ist seit Jahren passé, obwohl (oder weil) sie bei meinen Eltern Standard war. Nur im Notfall, wenn es nichts anderes gibt und Brühkaffee trinkbar gemacht werden muss. Zum Beispiel in oben genannter Hotelkette (jetzt widerspreche ich mir selbst - also gut: das nächste Mal trinke ich dort Tee) oder auf Tagungen, Reisen etc.

5. Deine bevorzugte Zubereitungsart?

Zuhause so gut wie immer mit dem Espressokocher für die Herdplatte. Schnell, stark, aromatisch, bekömmlich. Dieser ganze Maschinenkram muss auch nicht sein. Meine gute alte Kaffeemaschine ist nach Rheinland-Pfalz ausgewandert, wo sie Asyl gefunden hat. Letzthin haben wir beide uns wieder getroffen, und sie hat mir freundlicherweise einen passablen Trank gebrüht.

6. Mit wem geniesst Du Deinen Kaffee am liebsten?

Hahahaha. Was für eine Frage.

7. Deine Lieblingsmarke?

Eine schöne Arabicabohne nehme ich immer gerne. Zur Zeit kommt sie aus dem Kilopaket vom Discounter, nachdem der früher von uns frequentierte Leipziger Kaffeeladen vor ein paar Monaten die Preise spontan fast verdoppelt hat. Vakuumverpackter gemahlener Espresso steht manchmal als Notreserve im Schrank.

8. Wo trinkst Du Deinen Kaffee vorzugsweise?

Auf einem Stuhl, Sessel oder Sofa sitzend, in einem Café. Zu letzterem zähle ich nicht die große internationale To-Go-Coffee-Kette, die in Leipzig (noch) keine keine Filiale hat. Weezie ist nicht schlecht, das Telegraph schätze ich sehr, insgesamt bekommt man aber inzwischen fast überall einen brauchbaren Kaffee. Kaum noch vorstellbar, dass Kaffee nach italienischer Art vor 15 Jahren in Deutschland nahezu unbekannt war.

9. Wie sieht Deine Lieblingstasse aus?

Oben ein großes Loch, um den Kaffee einzufüllen, unten mit Boden, damit er nicht ausläuft. Einen glatten Rand, um mir nicht Lippen und Mundwinkel aufzuschlitzen, schätze ich sehr. Ebenso Henkel und dicke Wand, denn das ermöglicht die exakte Führung zum Mund und hält die Finger kühl. Unnötig sind aufgedruckte Schriftzüge wie "Mamas Liebling", mein Name oder "Kaffee". Manchmal, bei Werbetassen, lässt sich Schmuck nicht vermeiden, was ich dann seufzend in Kauf nehme, da er den Geschmack nicht negativ beeinflusst.

10. Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato?

Morgens Cappuccino, gerne auch nachmittags und/oder abends. Espresso Macchiato schätze ich sehr, der Milchkaffee ist wegen der vielen Milch etwas problematisch. Nach einem gelungenen Mahl ein schöner Espresso ist unschlagbar. Den Brühkaffee gibts bei meiner Oma, bei Tagungen, wenn die Alternative Tütencappuccino mit Schlagsahne heißt.

11. Bevorzugte Tätigkeit beim Kaffeetrinken?

Wäre ich ein Zenmeister, würde ich mit Sicherheit alle meine Energie auf den Augenblick des Trinkens konzentrieren. Aber ich bin keiner. Deshalb lese ich auch mal Zeitung, unterhalte mich oder starre einfach mit leerem Blick vor mich hin, während ich meine Tasse ausschlürfe.

Donnerstag, 7. Juni 2007

Fünf Falafel für ein Halleluja



Ich mag Falafel. Und ich würde sie gerne auch mal öfter zu Hause essen, weil ich mir da die Soße selbst machen kann und richtigen Salat dazu bekomme, nicht nur einen Haufen geraspelten Rotkohl.
Die Ergebnisse, die ich beim unbekümmerten Draufloskochen bisher erzielt habe, waren aber, vorsichtig ausgedrückt, durchwachsen. Mal wars richtig gut, mal hatten die Falafel die Konsistenz von Golfbällen, mal erodierte die Masse schon beim Braten und verband sich mit dem Fett zu einer gelben Erbsenpampe. Außerdem sind Falafelrezepte erstaunlich unterschiedlich – mal kommt zusätzlich Brot oder Bulgur in die Masse, mal Backpulver. Die meisten Rezepte verwenden eingeweichte, aber nicht gekochte Kichererbsen, manche aber Kichererbsen aus der Dose. Also wie denn nun? Da musste ein systematischer Test her. Und dann hatte ich mir ja, wie kürzlich berichtet, einen Fleischwolf angeschafft, der sich zum Zerkleinern der Masse besonders gut eignen soll, weil die Konsistenz einheitlicher wird als mit Pürierstab oder Küchenmaschine.



Um meinen Mittester und mich nicht zu überfordern (was nützt das subjektiv beste Falafelrezept, wenn man die Dinger nicht mehr sehen kann?) wurde auf parallele Blindverkostung der Ergebnisse verzichtet. Die Rezepte wurden seit Anfang Mai nachgekocht und zwischendurch gabs auch mal was anderes.

Das erste Rezept – Falafel reloaded von Attila Hildmann – stammt von einem Menschen, der sich mit der Falafelherstellung offensichtlich lange Zeit und sehr akribisch beschäftigt hat.
Die Falafelmasse ist das puristischste Rezept im Test, denn sie braucht nur drei Zutaten: Kichererbsen, Petersilie und Gewürze. Das Falafelgewürz habe ich mir selbst aus Koriander, Kreuzkümmel, Zimt, Piment, Nelken, Ingwer, Muskat zusammengemischt und im Mörser zerkleinert. Die Falafelmasse ist nach einmal wolfen relativ körnig und sehr grün und hält nur mit dem zusätzlichen Wasser zusammen. Die Bällchen zerfallen wider Erwarten nicht beim Braten, sondern werden schön knusprig, innen weich und noch etwas körnig. Schon mal ganz gut, so kann es also weitergehen.

Rezept II – Falafel nach Anne Wilson – stammt aus einem Kochbüchlein Libanesische Küche, das es vor ein paar Jahren mal ganz billig auf dem Ramschtisch gab.
Die Zutaten von Rezept I werden hier noch um Zwiebeln und Knoblauch ergänzt, die gleich mit in die Masse gewolft werden. Außerdem kommt etwas Backpulver rein. Die Würzung ist im Vergleich zu Rezept I eher simpel mit Petersilie, Koriandergrün und Kreuzkümmel. Aufgrund der Erfahrungen mit Rezept I habe ich die Masse zweimal durchgedreht (das Kochbuch empfiehlt eine Küchenmaschine, die ich nicht habe).
Die fertigen Falafel werden dadurch feiner in der Textur, was ihnen guttut, die Masse hält gut zusammen und die Bällchen werden sehr knusprig. Zwiebel und Knoblauch sind kaum rauszuschmecken. Die Kräuter sind vielleicht etwas wenig, die Würzung von Rezept I hat mir persönlich besser gefallen. Das Backpulver bewirkt zwar nichts im Hinblick auf Fluffigkeit, könnte aber das Garen der Erbsen positiv befördern - bei Hülsenfrüchten soll man ja allgemein etwas Natron ins Kochwasser geben, weil sie dann schneller weich werden - Backpulver könnte hier das gleiche bewirken.

Rezept III – Falafel nach Susan Ward – aus einem libanesischen Kochbuch vom Könemann-Verlag von 1995 enthält neben Kichererbsen, Zwiebeln und Knoblauch auch noch eingeweichtes Brot und Bulgur, aber kein Backpulver. Die Gewürzmenge ist sehr niedrig angesetzt und verlangt neben Kreuzkümmel und Koriandergrün auch noch Chili und Zitronensaft.
Die fertigen Bällchen sind trotzdem ausreichend würzig. Bulgur und Brot fallen geschmacklich und konsistenzmäßig nicht weiter ins Gewicht. Kann man also reintun, braucht man aber auch nicht. Solides Rezept.



Rezept IV – Falafel nach Rezeptor – verwendet Kichererbsen aus der Dose. Hierher habe ich den Tipp mit dem Fleischwolf, weil eine zu fein geschredderte Masse anscheinend den Zerfallsprozess in der Pfanne beschleunigt. Die Masse enthält außerdem Zwiebeln, Knoblauch und Backpulver und eine Würzung aus viel Petersilie, Koriandergrün, Paprikapulver und Kreuzkümmel. Weil Kichererbsen aus der Dose besonders weich sind und ich das Rezept nicht verfälschen wollte, habe ich tatsächlich die Dosenerbsen verwendet. Bei Erfolg mit diesem Rezept sollte sich noch ein Testlauf mit selbst gekochten Kichererbsen anschließen.
Fazit: Ein Fiasko. Die Masse lässt sich zwar gut formen, die Bällchen zerfallen aber nach einer halben Minute im heißen Fett, vermischen sich damit und bilden einen gelben Schleim. Mit einigen Eßlöffeln Mehl ließ sich aus dem Teig etwas Brat- und Eßbares fabrizieren, das eine leichte Kruste bekommt und innen schmierig-weich ist. Der Geschmack ist im Prinzip ganz in Ordnung, die Konsistenz aber viel zu lasch, geradezu unangenehm. Das Zeug kann man zwar essen, hat mit Falafel aber nichts zu tun. Außerdem stimmen die Mengen im Rezept nicht: 150g abgetropfte Erbsen sind für drei Personen definitiv zu wenig. Ich habe eine kleine Dose mit 240g Einwage genommen, das war ok (vor allem weil bei dem mäßigen Ergebnis niemand Nachschlag wollte). Meistens bin ich ja mit den Rezeptoren sehr einverstanden, dieses Rezept aber funktioniert so nicht.

Rezept V – Falafel nach Chefkoch – ist das beliebteste Falafelrezept bei Chefkoch und von vorneherein als Außenseiter angetreten. Der Falafelteig ist Standard - eingeweichte Erbsen, Zwiebel, Petersilie, etwas Mehl - die Bällchen werden aber auf einem Backblech im Ofen gebacken. Ich dachte, das könnte vielleicht praktisch sein, wenn man für eine Party mal etwas größere Mengen braucht.
Ebenfalls ein völliger Fehlschlag. Die Sache ist total ineffektiv. Die Falafel brauchen ewig, bis sie etwas braun werden, dann sind sie nicht knusprig und schmecken im Endergebnis wie Wellpappe.

Fassen wir also zusammen:
  • für zwei Personen sind 100g getrocknete Kichererbsen genau die richtige Menge
  • Kichererbsen mindestens 12 Stunden, besser länger, in viel Wasser einweichen
  • auf jeden Fall viel Petersilie verwenden (auf 100g Erbsen 1/2 Bund)
  • Zwiebeln und Knoblauch sind möglich, aber nicht unbedingt nötig
  • Masse relativ fein zerkleinern
  • Masse gut salzen, fast überwürzen
  • in viel Öl braten
  • bei spontanem Hunger lieber den Dönermann des Vertrauens aufsuchen, Finger weg von Dosenerbsen!

Mittwoch, 6. Juni 2007

Rätselhaftes Gebäck von der Roten Liste der Konditoreiwaren

Rategebäck

Im Café Lösche in Gotha stieß ich kürzlich auf dieses interessante, vorher nie gesehene Gebäck. Ich hatte dem Namen nach etwas ganz anderes erwartet und verfiel folglich in basses Staunen, als ich die Teigkugel auf Wasabis Teller erblickte. Sie staunte ebenfalls, aber nicht weil sie das Gebäck nicht kannte, sondern es schon jahrelang nirgendwo mehr gesehen hatte. Preisfrage: Wer weiß, wie dieses fast ausgestorbene Backwerk heißt und woraus es besteht?

Ich verspeiste nur eine schnöde, dennoch äußerst angenehme Mohntorte, statt des Cappuccinos - obwohl er mit Milchschaum garniert war - hätte ich dann doch lieber einen Brühkaffee genommen. Wir saßen sehr nett in dem kleinen Konditoreicafé am Buttermarkt (der an der Stelle mehr eine Gasse ist), sozusagen zum Dessert, denn eine halbe Stunde vorher hatte ich eine ausgezeichnete gegrillte Thüringer Bratwurst auf dem quirligen Marktplatz verspeist. Überhaupt war ich ziemlich überrascht von dem Städchen. In der Peripherie gibt es viele brüchige Ecken und lückigen Häuserreihen, aber die historische Innenstadt ist ein echtes Kleinod mit schönen Bürgerhäusern und einem riesigen Barockschloss über dem Markt mit dem eindrucksvollen Rathaus. Viele kleine Lädchen und gefühlte sechs Dutzend Cafés, Kneipen, Gastwirtschaften, Dönerbuden und asiatische Restaurants runden das Bild ab. Nett. Das empfinden wohl manche Gothaer nicht zwangsläufig genauso. Kaum hatte ich geparkt, stürmte ein Herr in den 70ern begeistert auf mich zu. "Ein Leipziger! Was wollen Sie denn in Gotha - haben sie sich verfahren oder verirrt?", fragte er. Dass man sein Städchen freiwillig besucht, wollte er nicht so richtig glauben.

Montag, 4. Juni 2007

Null Prozent der Pizzen werden selbst gemacht - diese schon

Heute wollte ich eigentlich nichts mehr schreiben. Aber jetzt lese ich im Vitalgenuss-Blog gerade diese denkwürdige Einleitung:
"Pizza ist beliebt und steht häufig auf dem Speiseplan der Deutschen. Kein Wunder, ist es doch das ideale Fastfood für zu Hause. Mittlerweile isst jeder Deutsche rund 3 Kilo Pizza pro Jahr - davon kommen über 90% aus der Tiefkühltruhe, so eine Studie des Deutschen Tiefkühlinstitut. Die restlichen Pizzen werden im Restaurant bestellt oder kommen per Pizza-Dienst ofenfrisch ins Haus."

Wenn das das Institut wirklich geschrieben hätte, wäre es eine echte PR-Ente gewesen, denn bekanntlich gibt es es Menschen, die fabrizieren ihre Pizza selbst. Jawohl. Machen den Pizzateig, belegen und backen ihn. Aber so wie es das Blog schreibt, haben das die die Tiefkühllobbyisten auch gar nicht behauptet. Die schreiben nur, dass 94 Prozent der produzierten Fertigpizza in den Lebensmittelhandel gehen und jeder Deutsche statistisch 3 Kilogramm pro Jahr davon mampft. Soviel zur Interpretationsfreiheit, die sich der oben zitierte Text nimmt.

Auch wenn ich Pizza aus dem Holzbackofen vorziehe, backe ich sie häufig selbst. Belegt entweder mit Thunfisch und Zwiebeln (ja, ist böse, ich weiß), sehr gerne auch aber rein vegetarisch, wie diese Fenchelpizza, die gestern abend knusprigfrisch und duftend aus unserem Backofen kam.

Fenchelpizza

Und weil Ihr alle so lieb bis hierhin gelesen habt, verrate ich an dieser Stelle das einzig wahre Rezept für diesen köstlichen Teigfladen.

Zutaten
Für den Hefeteig:

250-300 Gramm Mehl Type 550 (405 geht auch)
1/2 Beutel Trockenhefe oder 1/2 Würfel Frischhefe
1/2 Teelöffel Zucker
1 Teelöffel Salz
1 Esslöffel Olivenöl
warmes Wasser

Für den Belag:

1 Fenchelknolle (meine stammte aus der Gemüsekiste)
1 große Dose Tomaten (oder entsprechende Menge frische)
Parmesan am Stück (gibts schon beim Discounter)
1 Knoblauchzehe
Thymian, Oregano, Rosmarin
Salz, Pfeffer aus der Mühle

Und jetzt an die Arbeit:

Das Mehl kippen wir in eine Schüssel und drücken in die Mitte eine Kuhle, in die man die Hefe gibt (Frischhefe zerbröckeln). Zucker dazu und ein wenig Wasser und das vorsichtig zu Brei verrühren. Bisschen mit Mehl bestäuben, Geschirrtuch über die Schüssel und den Vorteig 15-20 Minuten gehen lassen. Angeblich braucht man das nicht, aber dann weiß man, ob die Hefe noch frisch ist.

Tomaten abgießen, in Scheiben scheiden und in einem Sieb gut abtropfen lassen. Den Fenchel in feine Scheiben hobeln, gut pfeffern und salzen, zwei Esslöffel Olivenöl dazu und mit der Hand gut durchmischen.

Lebt inzwischen der Teig in der Schüssel? Dann geben wir Öl und Salz und etwas warmes Wasser zum Mehl und kneten es ausdauernd mit der Hand zu einer glatten, festen, nicht mehr klebrigen Kugel. Richtig ist der Teig, wenn er anfängt Blasen zu werfen. Ist er zu trocken, gibt man Wasser dazu, ist er zu feucht, noch Mehl. Jetzt ab damit in die Schüssel, mit einem Geschirrtuch zudecken und nochmals gehen lassen. Je nach Temperatur dauert es 15 bis 30 Minuten - je wärmer, je schneller. Wenn er das Volumen verdoppelt hat, dann ist er fertig.

Während der Gehzeit würzen wir die abgetropften Tomaten in einer Schüssel mit Salz, Pfeffer, Thymian, Rosmarin und Oregano, zerdrücken den Knoblauch über den Stücken und mischen alles gut durch. Jetzt noch Parmesan nach Geschmack reiben (drei Hand voll reichen mir für ein Blech), Backofen auf 220 Grad vorheizen. Backpapier passend fürs Blech zuschneiden oder Blech dünn einfetten.

Eine Arbeitsfläche mit Mehl bestreuen und den gegangenen Teig noch einmal kräftig durchkneten. Die Luft muss raus. Mit einem Nudelholz ungefähr auf die Größe des Backblechs dünn ausrollen und aufs Blech heben. Mit Nudelholz und Fingern den Teig bis in die Ecken drücken. Jetzt die Tomatenstücke und den Fenchel gleichmäßig verteilen und den Parmesan darübergeben. Ab in den Ofen und auf mittlerer Schiene ca. 20 bis 30 Minuten backen. Damit der Käse nicht zu braun wird, schiebe ich das Blech nach einer Zeit eine Schiene tiefer. Die Pizza ist fertig, wenn der Teig goldbraun ist und der Belag saftig. Wie beim Teig niemals sklavisch nach der Uhr gehen, sondern immer gucken, ob es schon gut ist. Dann guten Appetit.

Heute wird das Honorar verlost

In Leipzig gibt es ein kostenloses Veranstaltungsmagazin, das ich auch mal durchblättere, wenn es mir gerade in die Hände fällt. Letzthin wieder passiert, als wir vor dem Trubel des Stadtfestes in die von uns sehr geschätzte Lucca Bar geflohen waren. Nur am Rande: für einen kleinen Absacker am Abend oder einen Cappuccino zur Stärkung gehen wir da gerne hin, außerdem gibt es eine Menge Lesematerial und die Stimmung passt einfach. Schön chillig, wie Frauenschundheftredakteurinnen es beschreiben würden. Ich schlürfte also meine biologisch korrekte Limonade und überflog dabei das von mir besonders geschätzte Editorial der Zeitschrift, arbeitete mich in Windeseile durch die Seiten (anders geht das gar nicht) und blieb dann bei dieser Anzeige hängen:



Soso, das Magazin sucht also Gastro-Kritiker für seinen Zeitpunkt Hotel- und Gastronomieführer. Ungefähr eine Millisekunde lang fühlte ich mich beinahe angesprochen. Dann hatte ich das Kleingedruckte gelesen. Und das stellt den zukünftigen Gastroautoren, die ihre in den "verschiedenen Lokalitäten in Leipzig/Halle und Umgebung" gesammelten Erfahrungen niederschreiben möchten, Sachpreise als Lohn in Aussicht. Allerdings mit einer dicken Möglichkeitsform: "Wer mitmacht, kann Freikarten, CDs und Bücher gewinnen."

Weil ich erstens nichts davon halte, wenn Honorare verlost werden und zweitens Naturalentlohnung nicht sehr schätze, lass' ich das also mit dem professionellen Gastrokritikertum erstmal bleiben. Unsere Erfahrungen kann der noch immer sehr bescheidene Leserkreis weiterhin kostenlos und bunt bebildert hier konsumieren. Und wer noch ein paar andere Essenstipps sucht, kann sich auch durch Qype wühlen. Ich stimme mit den Testern dort zwar nicht immer überein. Aber wie sagt man in meiner Heimat: "Meine Katze mag Mäuse, ich mag sie nicht".

Samstag, 2. Juni 2007

Unter den Augen von Shah Rukh Khan - Bollywood in Plagwitz

Bollywood indisches Restaurant Erich-Zeigner-Allee

Mit der Einleitung "Vor einiger Zeit" fängt der Schreiber gerne an, wenn ihm kein richtiger Einstieg in die Geschichte einfallen will. Deshalb: Vor einiger Zeit waren wir im Leipziger Westen mit dem Auto unterwegs und als bekennenden Bollywood-Kinoliebhabern fiel uns natürlich die gleichnamige Ecklokalität ins Auge. Leider vergaßen wir, uns die Adresse aufzuschreiben ("Das finden wir schon wieder!") und irrten dann ein paar Wochen später mit mächtigem Appetit auf indisches Essen verzweifelt durch Lindenau. Waren wir einer kollektiven Wachparanoia erlegen, hatte der übermächtige Wunsch nach einem guten Inder uns ein Traumbollywood erschaffen lassen? Natürlich nicht, wie uns die Gelben Seiten verrieten. Seltsamerweise haben sich die Besitzer nur bei den Bringdiensten einsortieren lassen, die Rubrik Restaurants aber vergessen - vollkommen unverständlich bei der geboteten Küche. So betraten wir mit Freundin V. das erfolgreich in der Erich-Zeigner-Allee 58 in Plagwitz lokalisierte Bollywood.

Das Restaurant erwartet die Gäste mit schön gedeckten Tische im hinteren Teil. Der Bringdienst ist vernachlässigbar, dort gibt es das typische Mischmasch aus Pizza, Schnitzel, mexikanisch, chinesisch, Steak, Pasta, Döner, Bauernfrühstück - indische Gerichte findet man zwar auch, aber die haben mit denen im Restaurant wenig gemein. Hier dudelt in angenehmer Lautstärke indische Filmmusik vor sich hin, der Kenner sieht sich Aug' in Aug' mit Superstar Shah Rukh Khan, der den Gastraum von einem Kinoplakat aus überwacht. Dann kann ja nichts schiefgehen. Der aufmerksame und freundliche Kellner brachte die Karte, die einen interessanten Querschnitt durch die indische Küche bietet, ohne überladen zu sein. Gut gekühlt waren die Getränke, die Apfelschorle (1,50 Euro für 0,2 l) wird selbst gemischt, die Bierpreise (3 Euro für den halben Liter Pils und Weißbier) sind nicht gerade in Discountsegment angesiedelt. Wir bestellten zur Einstimmung Samosas (gefüllte Teigtaschen) und Pakoras (frittiertes Gemüse), die nach einer angemessenen Wartezeit serviert wurden, frisch zubereitet, mit pikanter Würze (um die 3,50 Euro). Ganz unindisch gab es vorab einen grünen Salat zur Einstimmung, dazu wenig aufregende Papadums (Linsenfladen).

Tandoori Chicken

Ich hatte mich für Tandoori-Chicken (12,50 Euro) entschieden, denn die Erinnerung an ein bis heute unübertroffenes Exemplar bei einem winzigen Erlanger Inder (den es leider so nicht mehr gibt) lässt mich bis heute nicht los. Ausdrücklich hatte ich mein Essen scharf geordert, was für die zarte-saftigen Hühnerbeine auch zutraf. Das rote Gewürzpulver ließ die Hühnerhaut vor Schärfe sanft prickeln, das Fleisch hatte den typischen Tandoori-Geschmack.

Soße zu Tandoori und Gemüsespieß

Die Soße, liebevoll in einer kupfernen Chaudiere angerichtet, hätte allerdings mehr als nur ein paar zusätzliche Spritzer Chili vertragen. Es könnte aber auch sein, dass ich durch jahrelange koreanische Feuerkost im Tobagi schon zu abgehärtet bin oder doch nicht nachdrücklich genug bestellt hatte. Als Beilage gab es außer der kremigen Soße, wie auch zu den anderen Gerichten, eine große Schüssel gelben gewürzten Reis, der nach den Vorspeisen und angesichts der Portionsgrößen locker für uns drei ausgereicht hätte. V. jedenfalls strich, nachdem sie die Hälfte ihres Gemüsespießes (10,50 Euro) vertilgt hatte, die Segel. Vielleicht hatte sie auch zuviel von dem saftigen, mit Vollkornmehl gebackenen Tandoori Roti (1,50 Euro) genommen - sie gab auf und ließ sich das restliche Brot einpacken.



Als der Gemüsespieß serviert wurde, rätselten wir zuerst, ob das nun das richtige Gericht wäre, was daran lag, dass die Küche freundlicherweise den Spieß bereits entfernt hatte. Glücklicherweise, möchte ich sagen, denn ich saß V. gegenüber und wer weiß, ob dann beim Abstreifen nicht die eine oder andere Aubergine über den Tisch gehüpft wäre. Wasabi schließlich machte den Schärfetest und bestellte sich Chicken Vindaloo (9,50 Euro). Das ist bekannt für seine schweißtreibende Würzung, fällt aber nach unserer Erfahrung leider allzu oft westlich lasch aus. Nicht so im Bollywood.

Hühnchen Vindaloo

Verheißungsvoll dunkelrot schimmerte die Soße, in der die Hühner- und Kartoffelstücke leise brodelten. Und für die Röte waren keine Tomaten, sondern eine ordentliche Portion brennendscharfer Chili verantwortlich, der sogar mir die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Ich fühlte mich wieder an das kleine Erlanger Restaurant erinnert, in das mich meine Tante vor unendlichen Zeiten ausgeführt hatte. Normal, scharf, indisch scharf stand für jedes Gericht zur Auswahl. Von meiner wagemutigen Entscheidung für indisch scharf konnte mich meine liebe Verwandte - gottseidank - noch abbringen, denn auch die mittlere Stufe brachte mich damals an den Rande eines inneren Hitzschlages. Fazit: Scharf im Bollywood heißt auch scharf. Um einen alten Sprachzopf zu verwenden: Bleibt zu hoffen, dass die Köche sich nicht der deutschen Angst vor Würze anpassen. Mit der Rechnung bekamen wir freundlicherweise auch eine Runde hochprozentigen Mangobrand serviert, was das gute Essen ordentlich abrundete. Hingehen und genießen!

Freitag, 1. Juni 2007

Ich bin süchtig nach Café Frappé

Café Frappé

Im Sommer (also jetzt) könnte ich das jeden Tag trinken.

1/2 Glas kaltes Wasser
1 gehäufter Teelöffel löslicher Kaffee
1/2 Teelöffel Zucker (oder nach Geschmack)
4 Eiswürfel

Mit dem Pürierstab oder im Mixer ordentlich durchschreddern. In Griechenland trinkt man das pur oder mit etwas Kondensmilch. Ich nehme stattdessen fettarme Milch dazu. Meistens verrühre ich die ganze Chose einfach mit dem Löffel im Glas, dann entsteht zwar kein Schaum, es schmeckt aber im Prinzip genauso gut.