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Freitag, 8. Juni 2007
Bekenntnisse einer Kaffeetante
Getränke kommen auf dieser Seite etwas zu kurz, wenn ich mir unsere bisherigen Beiträge ansehe. Nur am Rande tauchen Biertemperaturen und -preise auf, erwähnen wir Apfelschorlen und nur wenige Weinsorten. Nun beantwortet Herr Große ein paar Fragen zu seinen Kaffeetrinkergewohnheiten. Das finde ich eine nette Idee, deshalb übernehme ich den ursprünglichen Katalog und teile der Welt ungefragt mit, wie ich den Göttertrank am liebsten genieße.
1. Deine erste Tasse Kaffee, wann trinkst Du sie?
Natürlich zum Frühstück, wann immer das auch stattfindet. Sollte ich jemals wieder in den Mittelhäusern eines hier nicht näher zu nennenden Businesshotelkonzerns absteigen, werde ich aber darauf verzichten. Bäh.
2. Wieviele Tassen trinkst Du täglich?
Anwälte antworten gerne "kommt drauf an...". Ich antworte ebenso. Zwischen null und fünf Kaffees ist alles drin. Als ich einmal mit einem Leipziger Künstler ein mehrstündiges Gespräch führte, durfte ich parallel dazu etwa vier Tassen Pulver-"Cappuccino" genießen, um den Redefluss am Laufen zu halten. Leider hatte ich circa eine Stunde vor dem Gespräch zwei Humpen saustarken Brühkaffee getrunken. Seitdem weiß ich: wenn du dein Blut in den Ohren rauschen hörst, die Landschaft vor deinen Augen leise vor sich hinoszilliert und der Herzschlag an Rocky Balboas Rinderhälftenübung erinnert - dann hast du zuviel Kaffee getrunken.
3. Koffeinfrei oder Bohnenkaffee?
Woraus soll Kaffee sein, wenn nicht aus Bohnen des Kaffeestrauches? Das ist so eine typische Omaformulierung ("Bitte koffeinfrei! Ich kann ja keinen Bohnenkaffee mehr trinken, du weißt schon Helga, der Blutdruck."). Deshalb: Immer mit Koffein, wenn Kaffee. Nur bei Ersatzgetränken wie Malz"kaffee" akzeptiere ich die Abwesenheit von aufputschenden Inhalten.
4. Zucker, Milch oder Sahne?
Cappuccino: da ist schon Milch drin. Espresso: gerne mit Zucker, Milch verbietet sich von selbst. Brühkaffee: bisschen Milch (sonst krieg ich Sodbrennen davon), kein Zucker. Die Büchsenmilch (auch Kondensmilch genannt) ist seit Jahren passé, obwohl (oder weil) sie bei meinen Eltern Standard war. Nur im Notfall, wenn es nichts anderes gibt und Brühkaffee trinkbar gemacht werden muss. Zum Beispiel in oben genannter Hotelkette (jetzt widerspreche ich mir selbst - also gut: das nächste Mal trinke ich dort Tee) oder auf Tagungen, Reisen etc.
5. Deine bevorzugte Zubereitungsart?
Zuhause so gut wie immer mit dem Espressokocher für die Herdplatte. Schnell, stark, aromatisch, bekömmlich. Dieser ganze Maschinenkram muss auch nicht sein. Meine gute alte Kaffeemaschine ist nach Rheinland-Pfalz ausgewandert, wo sie Asyl gefunden hat. Letzthin haben wir beide uns wieder getroffen, und sie hat mir freundlicherweise einen passablen Trank gebrüht.
6. Mit wem geniesst Du Deinen Kaffee am liebsten?
Hahahaha. Was für eine Frage.
7. Deine Lieblingsmarke?
Eine schöne Arabicabohne nehme ich immer gerne. Zur Zeit kommt sie aus dem Kilopaket vom Discounter, nachdem der früher von uns frequentierte Leipziger Kaffeeladen vor ein paar Monaten die Preise spontan fast verdoppelt hat. Vakuumverpackter gemahlener Espresso steht manchmal als Notreserve im Schrank.
8. Wo trinkst Du Deinen Kaffee vorzugsweise?
Auf einem Stuhl, Sessel oder Sofa sitzend, in einem Café. Zu letzterem zähle ich nicht die große internationale To-Go-Coffee-Kette, die in Leipzig (noch) keine keine Filiale hat. Weezie ist nicht schlecht, das Telegraph schätze ich sehr, insgesamt bekommt man aber inzwischen fast überall einen brauchbaren Kaffee. Kaum noch vorstellbar, dass Kaffee nach italienischer Art vor 15 Jahren in Deutschland nahezu unbekannt war.
9. Wie sieht Deine Lieblingstasse aus?
Oben ein großes Loch, um den Kaffee einzufüllen, unten mit Boden, damit er nicht ausläuft. Einen glatten Rand, um mir nicht Lippen und Mundwinkel aufzuschlitzen, schätze ich sehr. Ebenso Henkel und dicke Wand, denn das ermöglicht die exakte Führung zum Mund und hält die Finger kühl. Unnötig sind aufgedruckte Schriftzüge wie "Mamas Liebling", mein Name oder "Kaffee". Manchmal, bei Werbetassen, lässt sich Schmuck nicht vermeiden, was ich dann seufzend in Kauf nehme, da er den Geschmack nicht negativ beeinflusst.
10. Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato?
Morgens Cappuccino, gerne auch nachmittags und/oder abends. Espresso Macchiato schätze ich sehr, der Milchkaffee ist wegen der vielen Milch etwas problematisch. Nach einem gelungenen Mahl ein schöner Espresso ist unschlagbar. Den Brühkaffee gibts bei meiner Oma, bei Tagungen, wenn die Alternative Tütencappuccino mit Schlagsahne heißt.
11. Bevorzugte Tätigkeit beim Kaffeetrinken?
Wäre ich ein Zenmeister, würde ich mit Sicherheit alle meine Energie auf den Augenblick des Trinkens konzentrieren. Aber ich bin keiner. Deshalb lese ich auch mal Zeitung, unterhalte mich oder starre einfach mit leerem Blick vor mich hin, während ich meine Tasse ausschlürfe.
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