Sonntag, 15. April 2007

Tobagi und Sakura - Leipziger Asien-Doppel mit Genussgarantie

Gestern gab's für mich eine Gastronomiepremiere - den Asia-Super-Doppel-Kick. Erst koreanisch und und zum Nachtisch noch japanisch in Form einer Ladung Qualitäts-Sushi. Ist zwar schon ein wenig dekadent, aber enorm lecker. Schuld daran war eine liebe Freundin aus Berlin, die gestern zum Tagesbesuch vorbeischaute. Was ich wusste: K. ist ein Genussmensch. Was ich nicht wusste: sie ist eine exzellente Sushikennerin und war gestern richtiggehend ausgehungert. Das wurde mir langsam klar, als wir uns nach einem herrlichen Nachmittag mit Völkerschlachtscheußlichkeitsbesteigung und einem schönen Kaffee am Cospudener See zu dritt ein Restaurant suchten. Die erste Lokalität verwarfen wir, es war uns für diesen Abend schlichtweg etwas zu edel und teuer. Im Zest in Connewitz, dem Favoriten Nummer Zwei, war kurz nach 18 Uhr noch ziemliche Leere, zu essen bekamen wir aber trotzdem nichts, alle freien Tische waren bereits reserviert. Schade. Also Kommando zurück, wieder Richtung Innenstadt.

Tobagi in der Riemannstrasse

Ziel: das Tobagi in der Riemannstraße, wo man, Wirtin und Fotografin Mi Sun sei Dank, originär koreanische Hausmannskost bekommt. Dass wir damit eines unserer Lieblingsrestaurants ansteuerten, gebe ich lieber gleich zu. Auch wenn es längst kein Geheimtipp mehr ist, bekommt man immer ein Plätzchen, frisch zubereitete Köstlichkeiten und genießt einen sehr freundlichen persönlichen Service. K. fühlte sich sofort zuhause in den grünen Wänden. Ausgedörrt von der Besichtigungstour zischten wir beide erstmal schönes kaltes Flaschenbier (2,60 Euro), Wasabi eine Apfelsaftschorle (1,80 Euro). Gezapftes gibt es im Tobagi nicht, was auch nicht weiter stört. Als Vorspeise nahm ich, wie immer, das selbstgemachte Kimchi, wundervoll gewürzt, prickelnd frisch, für Koreaanfänger vermutlich eine Spur zu scharf. K. bestellte den Spinatsalat aus ganzen Blättern (Preis hab ich vergessen), sehr mild mit einer gaumenkitzeligen Sesamnote. Wasabi ließ sich, auch das schon fast Tradition, vier Kimbap mit Gemüse und Surimi-Füllung schmecken. Als flüssige Vorspeise gibt es fast immer Misosuppe (2 Euro), auf die ich diesmal verzichtete.

Wir probierten mit unseren Essstäbchen gegenseitig vom Kimchi und Spinat, waren wieder mal begeistert (K. erstmalig), während in der offenen Küche unsere Hauptgerichte im Wok vor sich hinbrutzelten. Zum Kimbap kann ich diesmal nichts sagen, denn Wasabi hatte die Portion schneller verputzt, als ich die Stäbchen über den Tisch bekam.

Ozinger Bokkum Tintenfisch

Der Kellner wusste schon, dass wir die Stammgäste mit Vorliebe für die scharfe Varianten sind. Aber auch K. zögerte als chiligestählte Asienreisende keinen Moment und hatte - wie ich - den scharfen Ozinger Bokkum geordert. Das ist gebratener Tintenfisch mit Gemüse und Reis für, wenn ich mich nicht irre, 8,50 Euro die Portion. Wasabi hatte sich für das marinierte Hühnchen mit Gemüse zum Reis entschieden, koreanisch Dak Bulgogi (auch um die 8 Euro). Empfehlenswert sind aber auch die verschiedenen Nudelgerichte, es gibt Menüs, etwas von allem findet man in der Kombinationsbox.

Dak Bulgogi Mariniertes Huhn

So stelle ich mir das vor, wenn ich nach Korea käme, dort zum Essen nach Hause eingeladen würde und die Mama ihre seit Generationen überlieferten Hausrezepte auf den Tisch bringt. Und wenn man fragt, ob man noch bisschen Reis haben kann, um ja nichts von der köstlichen Soße zu vergeuden, dann bekommt man mit einem Lächeln noch ein Schüsselchen voll rübergereicht.

Sushiauswahl im Sakura

Und dann beschloss K. noch einen Nachtisch zu nehmen, nicht Süßes, "vielleicht ein Sushi..." Wasabi, bekennende Sushivernichterin ("Könnte ich jeden Tag dreimal essen") schlug einen Lokalitätenwechsel vor und so betraten wir eine Viertelstunde später das Sakura und setzten uns an die Kaitenbar. Das ist das Ding, wo die Sushi-Teller (je nach Farbe zwischen 3 und 4,50 Euro) auf kleinen Holzbooten im Kreis fahren. Mittendrin im Karussel steht der Koch und bastelt seine maritimen und gemüsigen Reisrollen. K. fischte sich gleich ein paar Makirollen mit gebratener Aal- oder Lachshaut, angelte danach eine Insideoutroll (dabei bildet der Seetang eine Innenschicht, klebriger Reis die Außenhülle) und aß ein fritiertes Teilchen, dessen Geschmack Wasabi immer mit treffend mit Backfischbrötchen beschreibt. Irgendwann verlor ich den Überblick, denn ich war selbst mit einem Nigiri mit rosa Fischstücken und einer knusprigen Garnelen-Insideoutroll beschäftigt, die ich mit Wasabi teilte. Hungrig war ich nicht mehr, aber wer kann schon widerstehen, wenn dieses Zeug vor der Nase vorbeigleitet.

Sushi mit gebratener Fischhaut

Höhepunkt aber auch den göttlichen Abschluss unseres reichhaltigen "Desserts" bildete eine fritierte, mit Teriyaki-Soße und knusprigen Reisflocken garnierte Riesengarnele. Zartsaftig, vollmundige Knusprigkeit, das sind so die Attribute die mir dabei einfallen.



Aber jetzt sollte ich mal mit den Lobeshymnen aufhören und als Fazit einfach feststellen: es war der würdige Abschluss eines wunderbaren Tages und Sushi als Dessert zum koreanischen Hauptgericht ist nicht nur möglich, sondern sogar empfehlenswert. Vor allem wenn man beides in Leipzig in dieser Qualität geboten kommt. K. jedenfalls fuhr zufrieden zurück nach Berlin und freut sich auf den nächsten Besuch. Dann aber werden wir wohl im Zest einen Tisch reservieren.

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