Samstag, 19. April 2008

Yakuzatod im Engelbrot

Eigentlich hätte ich am Büffet bei dem Filmangebot eher Blutwurst, rohes Mett oder Carpaccio erwartet. Am Samstagabend lud das Engelbrot in Moabit zum Filmabend mit Takeshi Kitanos Brother und seinem Erstling Sonatine. Die beherrschende Farbe in den beiden Yakuza-Geschichten ist rot - Blut spielt eine tragende Rolle (und es gibt andere unappetitliche Details, die in einem Essensblog aber nichts verloren haben).

Die Engelbrot-Macher beließen es mit dem Schlachtfest auf der Leinwand und servierten ein äußerst gelungenes japanisches Imbissangebot. Maki-Sushis, Inside-Out-Rolls, verschiedene Salate (gesäuerte Reisnudeln, Kimchi, Tofu mit Zuchinistreifen...), ausgezeichnete Yakitori-Spieße (Wasabi kräht mir gerade begeistert entgegen, das seien die besten Yakitoris gewesen, die sie jemals gegessen habe). Süßzeugs gab es auch, leider war der Tisch schon ausgeplündert, als ich nach einem Glas mit einer Art Grüner-Tee-Pudding - siehe Foto - suchte.

Asiatisches Büffet im Engelbrot Berlin-MoabitKimchi statt Blutwurst. Und grüne Puddings.

Urteil: ein meisterliches Büffet. Kosten: 15 Euro für beide Filme inklusive Essen. Plus drei Euro für ein Flaschenbier der Marke Andechser. Reservierung ist übrigens ratsam, denn daran orientiert sich ganz offensichtlich die Essensmenge.

Mal sehen, was als nächstes in der Reihe "Speisesaal d'Amour" im Engelbrot zu sehen ist. Ich würde ja "Der Pate" Folge I-III vorschlagen. Da hätten dann zwei ausgedehnte italienische Menüs dazwischen Platz.

Samstag, 12. April 2008

Ein Mann will nach oben

BorlottibohnenpflanzeHerr Borlotti streckt sich dem Licht entgegen

Die Brüder Borlotti (ja, es gibt noch einen zweiten) machen sich gut. Wahrscheinlich aus Dankbarkeit, weil sie nicht wie ihre Artgenossen im Suppentopf endeten, sondern irgendwann auf den Balkon entlassen werden.

Da müssen sich die Berner Landfrauen anstrengen, den Rückstand aufzuholen. Nichts mit Schweizer Zuverlässigkeit - nach etwa 15 Fehlschlägen, wo die Damen nur herumgammelten, haben jetzt drei geruht zu keimen. Nie wieder gebe ich Geld für Bohnensamen aus.

Ergebnisse vielleicht irgendwann im Sommer auf unserem Teller und dann auch hier im Blog. Falls da dann mal was blüht und im ersten Stock auch bestäubt, befruchtet oder was weiß ich wird. So weit sind wir ja noch lange nicht. Erstmal muss es überhaupt Frühling werden.

Freitag, 4. April 2008

Der Chinese mit dem komischen Namen

Restaurant Xi gui yuan in LeipzigXi Gui Yuan - ein komischer Name, oder?

Zugegeben, ich bin eine Ignorantin. Und daher kann ich mir den Namen des chinesischen Restaurants Xi Gui Yuan, das letzten Sommer in der Leipziger Münzgasse eröffnete, nun überhaupt nicht merken. Ein erster Schreibversuch über dieses Lokal vor etwa einem Monat scheiterte schon daran, dass ich in Berlin der Namen nicht mehr wusste und er auch nicht auf der Rechnung steht. Für mich sollten Chinarestaurants Namen haben wie Große Mauer, Peking-Palast oder meinetwegen Lon-Men's Noodle House. Den zweiten Besuch, der zu Recherchezwecken nötig wurde, habe ich aber am vergangenen Wochenende sehr gern erledigt, ja wahrscheinlich wäre ich dort auf jeden Fall wieder hingegangen.

Wenn wir gerade bei Geständnissen sind: Wenn ich nun hier behaupte, dass es im Xi Gui Yuan eine recht authentische chinesische Küche gibt, dann habe ich natürlich keine Ahnung, ob das wirklich stimmt. Mein Halbwissen basiert auf einer Essenseinladung bei chinesischen Studenten in Deutschland und auf Besuchen in Chinarestaurants mit ausschließlich chinesischen Gästen in Brighton und Venedig. Das Essen im Xi Gui Yuan kommt dem sehr nahe: Auf das Wesentliche konzentriert, Gerichte mit wenigen Zutaten, und vor allem keine Bambussprossen aus der Dose, an jedem Imbisswagen der beliebteste Füllstoff für Chinapampf.



Bei unserem ersten Besuch in dem dankenswerterweise nicht mit dem üblichen Chinakitsch dekorierten Restaurant probierten wir die Pekingsuppe und die gerösteten Teigtaschen (jeweils 3,80 Euro), letztere ähneln tatsächlich schwäbischen, leicht angebratenen Maultaschen mit einer saftig-würzigen Fleischfüllung. GutesEssen bestellte dann die süß-sauren Rippchen (8,90 Euro), während ich die Nummer 23 der Karte verspeiste - Hähnchenbrust mit grüner Paprika in einer leicht scharfen, öligen Soße (5,90 Euro). Beide Gerichte erschienen im Vergleich mit den überladenen Kreationen der Kollegen in anderen Lokalen mit ihren zig verschiedenen Gemüsen, Salatgarnituren und geschnitzten Möhrenblumen wohltuend reduziert. Die Rippchen waren zwei Mal gegart - erst gekocht, dann gebraten - und sehr zart und wurden in einer rötlichen Soße serviert, die GutesEssen sehr zusagte. Die Paprikastücke in meinem Gericht waren noch schön knackig, aber nicht roh.

Den zweiten Besuch begannen wir mit zwei Sorten gedämpfter Hefebrötchen, einmal mit einer köstlichen saftigen Rindfleisch-Zwiebel-Ingwer-Füllung (2, 90 Euro), einmal mit Eifüllung (2,20 Euro), die überraschender Weise gesüßt war. Da die Abfolge Vorspeise - Hauptgericht - süßes Dessert eine europäische Erfindung ist, war es vermutlich nicht ganz ungewöhnlich, mit diesen süßen Happen ins Menü einzusteigen, wir Ignoranten tunkten sie allerdings auch noch in Sojasoße...

Chinesische gedämpfte hefeteigtaschenGedämpfte Hefeteigtaschen mit Rindfleisch und mit süßer Eifüllung

Danach testeten wir Rindfleisch mit Zwiebeln und Pilzen - zart, würzig, pilzig - und gebackenes Schweinefleisch (6,90 Euro) mit einer leicht süßlichen-sauren Soße mit milder Essignote. Dieses Gericht bescherte mir einen Proustschen Erinnerungsflash, denn es schmeckte genau so wie bei meinem ersten Essen in einem chinesischen Restaurant überhaupt, etwa 1986 in Wohltorf bei Hamburg. Auch GutesEssen war begeistert, denn auch er hatte nach diesem Geschmack schon Jahre lang gesucht.

Schweinefleisch süß-sauerSchweinefleisch süß-sauer

Rindfleisch mit Zwiebeln und PilzenRindfleisch mit Zwiebeln und Pilzen

Bei den nächsten Besuchen möchte ich unbedingt noch ein paar der zahlreichen vegetarischen Gerichte testen - hier gibt es nämlich eine reichhaltigere Auswahl als üblich, zum Beispiel gebratene Auberginen, scharfe Kartoffelstäbchen und gebratenen Pak Choi.