Jedes Ding hat seine Zeit. So auch dieses Blog. Berlin ist groß und schnell, und wir sind zu klein und langsam, um den Wandel auch nur teilweise abbilden zu können. Deshalb: Danke für's Lesen und Kommentieren. Ab sofort ist das Blog im Archiv-Modus und bleibt voraussichtlich stehen, vielleicht bis Google den Blogger-Dienst einstellt.
Samstag, 9. Juni 2007
Wo der Tofu leise brutzelt
Über die Mahlzeit (weiblich laut Webseite!) in der Schleußiger Oeserstraße haben schon andere Leipziger Blogger wohlwollend - mit milder Tendenz zur Begeisterung - geschrieben. Katinka will jetzt öfter hin, Kuchen, Kaffee und Sonstiges hinterließen ein hinreichend gutes Gefühl. Fukkle Bim Jerry versetzte der sanfte Reggae, Dub und Soul in glückselige Zustände, der Kuchen soll ebenfalls nicht von schlechten Eltern gewesen sein. In die Wikipedia hat es dieser gastliche Ort auch schon geschafft. Das muss noch kein Qualitätsurteil sein, aber zumindest ist es ein Indiz, dass es die Mahlzeit innerhalb kürzester Zeit zum unentbehrlichen Bestandteil der Schleußiger Stadtteilkultur gebracht hat. Die Gästebücher im Lokal jedenfalls sind voll begeisterter Kommentare, Kinderkritzeleien und Speisekartenlob. Ein bunte Lektüre, die keinen Zweifel daran lässt, dass die zahlreichen Stammgäste mit reichlich Kinder gesegnet sind und beim Sonntagsbrunch ihrem kreativen Potenzial hemmungslos freien Lauf lassen.
Interessant ist die Mischung: Ein bisschen Kneipe, ein wenig Café, ein Prise Restaurant. Man sitzt auf einfachen Holzstühlen und bequemen Wirtshausbänken an Ingos vom schwedischen Möbelhaus, der Teppich gibt eine Anmutung von Wohnzimmer und tatsächlich brummeln sanfte Seelenstreichler aus den Boxen. Dazu passt die vegetarisch/vegane Speisekarte, die, wie ich soeben beim Blick auf die Mahlzeit-Webseite bemerke, häufiger wechselt. Die knusprig frittierten Tofustreifen mit Sellerie-Möhrenpürree und einem ordentlichen Schlag Sambal Oelek (3,20 Euro) sind in dieser Kombination jedenfalls aus dem Angebot verschwunden. Ich hoffe auf ihre Rückkehr.
Den Imbiss spülte ich mit einem sehr gelungenen Capuccino (2,30 Euro) hinunter, den es für 20 Cent Aufschlag wahlweise mit Sojamilch gibt. Diese Kombination aus scharfer Würzpaste und gemilchtem Kaffee mag zwar nicht sehr harmonisch scheinen, aber ich hatte gerade keinen Appetit auf Kuchen, obwohl der ofenwarm, frisch vom Blech den kleinen Gastraum einduftete. Zusammen mit den Gewürzen der vegetarischen Küche ergibt das eine angenehme olfaktorische Mischung, die in mir einen gewissen Schnupperzwang auslöst. Was ich mich ja frage: ob die benachbarten Mormonen nach der Sonntagsschule einkehren zum vegetarischen Frühschoppen und ein paar alkoholfreie Getränke nehmen?
2 Kommentare:
Dank der umbaubedingten Umleitung der 60 fuhr ich gestern an der "Mahlzeit"-Ecke vorbei und musste erschreckt feststellen, dass der Laden nicht nur zu war, sondern auch noch erschreckend leer aussah. Der Test ergab soeben, dass auch die Homepage nicht mehr online ist. Somit ist mir also der erträglichste kulinarische Versorger im näheren Umkreis verloren gegangen - und der beste Trinkschokoladeeausschank obendrein. *schluchz*
Langsam wird dieses Blog zu einem Almanach der verschwundenen Lokale. Erst vaporisiert sich das Kawaii in Leipzig, dann die Goldene Schildkröte in Berlin und jetzt auch noch die/das Mahlzeit. Schade, schade, schade...
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