Der Kaffee "zum Wegschlonzen", wie ihn Wasabi so treffend nennt, war immer ein gutes Argument für einen Besuch im Weezie, dem Café der Galerie für Zeitgenössische Kunst (weniger sperrig: gfzk). Jetzt müssen nicht nur wir uns umgewöhnen: mit einer neuen Inneneinrichtung kam auch ein anderer Name: Paris Syndrom. Während ich noch immer nicht weiß, was der alte Name bedeutete (hatte er eine? Die manchmal recht ahnungslosen Bedienungen konnten es mir auch nicht sagen), erfahren wir auf der gfzk-Webseite, dass der Künstler Jun Yang damit auf die Realitätserfahrung japanischer Parisreisender anspielt.
"Sein Café trägt den Namen Paris Syndrom. Dies charakterisiert ein Krankheitsbild japanischer Touristen, deren Sehnsucht nach der Erfüllung der Vorstellungen in Paris enttäuscht wurde. Sie erleiden eine Art negativen Kulturschock, nahe der Traumatisierung."Jetzt schlürfen wir den unverändert leckeren Cappuccino also nicht mehr in Karostoffsesseln. Nein, nun lümmeln wir auf imitierten Louis Vuitton-Sitzbänken (Schreibfehler inklusive) während über uns Kristalllüster mit Fakestuck hängen. Für die nächsten circa 900 Tage (vom Veröffentlichungsdatum dieses Eintrags ausgehend) sitzen die Gäste also in Jun Yangs "Konzeption" - wieviele von ihnen wohl ahnen, dass sie damit quasi Teil einer Installation sind? Ansonsten ist ja eigentlich alles gleich geblieben. Die Bedienungen sind manchmal recht verpeilt, es gibt wunderbaren Kuchen (ich vermute nach mehreren Verkostungen, dass ihn die Bäckerei Schlett liefert - wenn nicht, dann ein ebenbürtiger Meister des Streuselkuchens), das WLAN ist kostenlos. Und im Sommer kann man sich schön auf die Wiese vor dem Glaskasten setzten und sich von den Teilnehmern der Stadtrundfahrten anglotzen lassen, die in ihren Bussen alle fünf Minuten vorbeirauschen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.