Samstag, 31. März 2007

Kann denn Currywurst Sünde sein?

Es gibt Gerüchte, Currywurst sei ein absolutes Proll-Essen. Fettig, überwürzt, in Soße ertränkt. Typisch deutscher Imbissfraß, schnell im Stehen reingestopft, danach fühlt man sich schuldig, seinem Körper, diesem geheiligten Tempel der Schöpfung, mit "sowas" belastet zu haben. Leute, locker bleiben! Das stimmt so wirklich nicht. Ich würde zwar nicht so weit gehen wie manche Fans und das Zeug zum Kult erheben. Es gibt aber auch in Leipzig nette Vertreter dieses angeblich durch Döner und Burgerbrater vom Aussterben bedrohten Gerichts.



Heute im Volkshaus habe ich in einem Anfall von Heißhunger die Currywurst geordert, die dort in einer Soße mit Bananenscheiben serviert wird. Dazu gibt es Pommes, Salatblatt und Tomatenschnitze. Wenn die Wurstscheiben noch ein bisschen mehr Eigengeschmack hätten, dann wär's mehr als nur ein perfekter Imbiss gewesen. Aber für 4,90 Euro ist das wohl nicht anders machbar. Die Soße ist fantastisch - fruchtig, pikante Schärfe, schmeckt selbstgemacht. Wasabi hatte also Recht mit der Empfehlung. Currywurst wird auch jetzt nicht mein Lieblingsessen, aber diese Variante war eine nette Abwechslung.

Freitag, 30. März 2007

Üben für den Ernstfall

Vorhin habe ich eine Email von Herrni Borstel*) bekommen, der wissen wollte, ob man die Karottenfinger auch als kalten Fingerfood verwenden kann. Ist wohl für eine Party am morgigen Samstag. Also, ich esse sie auch kalt aus dem Kühlschrank. Aber dann fehlt natürlich der Kontrast zwischen kalter Joghurtsauce und den heißen Möhrenteilchen.

Aber ich würde neue Gerichte sowieso vorab ausprobieren, bevor ich das Ergebnis meinen Gästen serviere. Dann hat man schon ein Gefühl für Zubereitung und Menge. Vor allem weiß man dann auch, ob es schmeckt - nicht dass es zum Essensgau bei der Party kommt. Bei einer größeren Übungsmenge ist es auch kein Problem, ein paar Fingerchen zurückzulegen und dann kalt zu kosten. Dann kann Herrni Borstel selbst entscheiden, ob das Rezept für Partysnacks taugt. Vielleicht teilt er dann auch sein Wissen mit uns.

Update
*) HerrniBorstel mag seinen alten Nick nicht. Kann ich verstehen.

Dienstag, 27. März 2007

Guacamole in der Nacht, du hast Tränen mir gebracht

Conny Francis hat vor vielen, vielen Jahren in einem schauerlich gejohlten Liedchen die verlorene Liebe zu Piero beheult. Der Inhalt: Piero, der Schlingel, macht sich ein Mädchen in einer "blauen Sommernacht" mit schmachtendem Liebesgesang gefügig. Dann zieht er zur nächsten Dame und das Mädchen schluchzt und kann ihn nicht vergessen. Mit essen hat das wirklich nichts zu tun, und trotzdem muss ich jedesmal beim Anrühren meiner Guacamole dieses Liedchen trällern, weil das klingt doch schon ganz ähnlich. Barcarole - Guacamole!? Ist doch so, oder? Das könnte man zugegebener Maßen als höheren Blödsinn abtun, aber leider kann ich keine Avocadocreme zubereiten, ohne dass Connie Francis in meinem inneren Ohr losquietscht. Um noch was Sinnvolles zum Thema zu schreiben, verrate ich jetzt noch mein "Rezept" für Guacamole. Rezept in Anführungsstrichen deshalb, weil ich immer reinkippe, was gerade so im Haus ist. Ist schnell zubereitet und ein ausgezeichneter Brotaufstrich oder Dip.



Diesmal waren es:
  • 1 schöne reife Avocado (muss sich mit dem Finger leicht eindellen lassen)
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 Limette
  • 1 Esslöffel Crème fraîche
  • Pfeffer aus der Mühle, Salz
Leider hatte ích keine geschälten Tomaten, sonst wären die kleingewürfelt auch in den Topf gewandert. Die Zubereitung ist denkbar einfach. Avocado halbieren, den Kern entfernen und mit einem Löffel das buttrige Fruchtfleisch auskratzen. Am Stielansatz sind manchmal braune, faserige Stellen, die man entfernt.



Den Limettensaft und die geschälte Knoblauchzehe (den Keim entfernen!) presse ich direkt in die ausgekratzte Avocado und verarbeite alles mit der Gabel zu einer geschmeidigen Masse. Das funktioniert nicht, wenn die Frucht noch unreif und damit nicht butterweich ist. Mit der Stabmixer bringt man das Zeug dann schon klein, mir schmeckt das Ergebnis aber immer zu "grün". Dann lieber noch ein paar Tage auf den richtigen Reifegrad warten. Jetzt noch Pfeffer und Salz nach Geschmack und die Crème fraîche (oder Jogurt, Schmand - wie man möchte) dazugeben und gut vermantschen.



Das Ergebnis sieht dann aus wie grüner Kleister und schmeckt herrlich würzig. Lustigerweise schweigt Connie Francis in meinem Kopf, wenn ich über Guacamole schreibe. Aber wenn es das nächste Mal der Avocado an die Schale geht, werden wir beide die Frucht wieder besingen. Das bin ich mir ganz sicher.

Sonntag, 25. März 2007

"Tödliche Delicatessen" in der Brasserie

Mit potentiell lebensbedrohlichen Lebensmitteln will ich nichts zu tun haben (nein, selbst gesammelte Pilze gehören nicht in diese Kategorie). Lokale die damit locken, locken nicht - sie schrecken. Gestern Abend aber machte ich eine Ausnahme, die Bedrohung in der Brasserie am Rosental war nämlich nur rein virtueller Natur. Die Erklärung ist simpel: In Leipzig war bis heute Buchmesse und so ungefähr jede Kneipe, jedes Restaurant, jedes Szenelokal im Stadtzentrum holt sich Autoren ins Haus, gerne auch mit kulinarischen Themen.

Ich hatte zwar keinen Hunger (dämonisch-guter Geburtstagsbrunch bei A.!), aber wenn man schon mal da ist - ein Blick in die Karte schadet nichts. Schließlich kannte ich die Brasserie nur von Außen. Ich huschte also rein, um festzustellen, dass alle Tische in der Schummerbude besetzt waren. Das Kellerlokal ist aber auch winzig. Höchstens zehn Tische, und die sind auch noch sehr klein. Also verschob ich den Essenstest vorläufig auf danach, als Lesungsnachtisch sozusagen und suchte mir einen freien Stuhl in der Nähe des Vorlesers. Wer jetzt gleich wissen möchte, was die Brasserie mir servierte, kann den folgenden Teil getrost überspringen.

Was wir zu hören bekamen, erinnerte mich ein wenig an Don Alphonos Liquide. Insidergeschichten aus der Szene, nur dass nicht um Dotcoms sondern um die Berliner Gastronomie geht - um Restaurantkritiker, Zeitungsredakteure, eitle Halbpromis. Autor Thomas Askan Vierich war selbst Restaurantkritiker in Berlin, und wenn seine Geschichte auch etwas von einer Seifenoper hat, und der Stadtmagazinstil an allen Ecken und Enden durchschlägt - Vierig versteht einfach was vom Essen und Trinken. Vor, während, nach den Lesepassagen streute er immer kleine Fress-Anekdoten ein, bejammerte die Schwierigkeit, noch ein Gasthaus mit einfacher, bodenständiger Küchen zu finden ("es gibt kaum noch anständigem Schweinebraten"), schon gar nicht in Brandenburg. Jep. Der Mann weiß, was schlecht ist. Aber er kennt auch das Gute und schätzt es. In der folgenden Szene lässt uns der Autor teilhaben, wie der gehasste Restaurantkritiker zwischen Hauptgang und Käseplatte spektakulär verscheidet. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Schokoladenpudding bei Gourmets dieses Kalibers wirklich akzeptiert wäre.


Ich mag diese Stelle, denn des hier versterbenden Herrn Pompels Wahlspruch war "Wer nicht an die Karotte glaubt, ist verloren". Und ich bin kurz davor, für dieses eigentlich wunderbare Gemüse verloren zu sein. Durchs Bild huscht hier übrigens die sehr nette und aufmerksame Bedienung, die in bewunderswerter Weise ohne Teller- und Glasverlust durch den engen Gastraum balancierte.

So, und dann war alles vorbei und ich durchforstete die Speisekarte, bestellte - schon wieder ganz hungrig - feines Kalbsragout mit Waldpilzen in Kräuterrahmsoße und hausgemachten Semmelknödeln (11,50 Euro). An die Weine traute ich mich gestern nicht mehr ran, das hätte dann die Heimfahrt per Taxi bedeutet. Aber zu diesem Ragout hätte gut ein leichter Riesling gepasst, denn trotz der Schwammerl war es recht zurückhaltend im Geschmack, dafür sehr rahmig. Die Semmelklöße waren angenehm locker, in Scheiben geschnitten und in der Pfanne kurz in Butter angeröstet. So habe ich sie zwar bisher selten bekommen, aber es harmonierte gut mit der Soße. An den Fleischstückchen musste ich ziemlich herumkauen - eindeutig Kalb, aber ein bisschen trocken. Muss bei einem Ragout wirklich nicht sein. Von meinen Möhrenproblemen konnte der Koch nichts wissen, deshalb bekommen die Wurzelscheibchen in der Rahmsoße von mir ein Doppelplus. Wenn ich wieder welche mag, probiere ich das auch aus. Im Laufe des Mahls stellte sich dann doch heraus, dass ich nicht so hungrig war, wie ich erst gedacht hatte und die Portion war fast zu reichlich für mich. Nein, es ging auch ohne Pfauenfeder oder Magenbitter. Auf jeden Fall steht die Brasserie jetzt auf meiner da-gehen-wir-nochmal-hin-Liste. Ehrlich gesagt teste ich lieber selbst, als von Leuten zu hören, die beim Testen sterben.

Samstag, 24. März 2007

Imbisswelt: "brotlos" (nomen est omen?)

Seit ungefähr drei Wochen versucht ein Existenzgründerteam die Imbissszene im Gohlis aufzurollen. Ich weiß nicht, ob ich meinen Laden brotlos genannt hätte, was doch einen etwas negativen Beigeschmack hat. Als kleiner Fressteufel, der ich bin, interessierte es mich natürlich brennend, was in dem ehemaligen Bäckerladen in der Landsberger Straße 20 jetzt an Köstlichkeiten feilgeboten wird. Sah gleich nach Konzeptgastronomie aus, denn der erste Eindruck ist wirklich absolut überzeugend. Jedenfalls optisch. Aber der BILD-Aufsteller am Eingang hätte mich warnen sollen.



Die Imbisstruppe hat sich wirklich professionell aufs Geschäft vorbereitet, alles geschmackvoll durchrenoviert. Ein schöner warmer Terrakottaboden, knuffige Sitzgelegenheiten - alles stimmig, appetitlich, in einem ordentlichen Corporate Design. Ich würde sagen, dass wir hier das Ergebnis einer versierten Existenzgründerberatung und die Arbeit eines professionellen Designers bewundern dürfen. Zur Eröffnung gab es kostenlosen Kaffee, gut gemachte Handzettel und Kugelschreiber mit Namen und Adresse, überreicht von einer freundlichen Dame im orangefarbigen "brotlos"-Shirt.

Ich wünschte, ich könnte über das Essen das gleiche sagen, was mir an Stichworten zu dem Laden spontan einfällt: Inspiriert, frisch, mit einer sehr persönlichen Note, keine typisch-miefige Döner- oder Imbissbude mit schwerem Friteusendunst. Ehrlich gesagt: am liebsten hätte ich einen tollen Imbisstipp gegeben, hätte am liebsten gesagt: Leute - in Gohlis ist ein neuer Stern aufgegangen, Bagel Brothers zieht euch warm an, das ist der Imbiss der Zukunft.

Nichts dergleichen. Es gibt belegte Brötchen: 2 Scheiben Wurst + Salatblatt, 2 Scheiben Käse + Salatblatt, 1 gekochtes Ei in Scheiben, Fettbemme + Gurke. Warm: Bockwurst, Soljanka, Nudeln mit Soße. Kalt: Nudelsalat, Salatbox. Kaffee: gebrüht. Sorry, leider fällt mir dazu nicht mehr ein, auch wenn das Zeug frisch ist und die Sachen vermutlich selbst gemacht sind. Der Nudelsalat hat ordentliche Partyqualität, die bissfesten Nudeln mit einer recht anständigen Tomatensoße füllen den Bauch. Bei den Preisen ist wohl nicht mehr zu erwarten, denn alles kostet nur zwischen 75 Cent(!) und drei Euro. Ich bin enttäuscht (hätte ich das noch extra erwähnen müssen?). Der schöne Laden, das gelungene Design, der doch ganz originelle Name - ich hätte ein bisschen mehr Fantasie und Gaumenkitzel erwartet. Und wieder mal eine dieser Unternehmungen, wo die Existenzgründerberatung zwangläufig versagt. Wenn das Produkt nicht stimmt, ist das ganze schöne Marketing sinnlos.

Freitag, 23. März 2007

Essen ausgefallen. Buchstabensuppe statt Viergängemenü

Der Blogger ist an und für sich ein mitteilsames Wesen, sonst tät er ja nicht bloggen tun, wie man bei mir zuhause sagen würde. Aber manche Exemplare dieser Gattung sind schon scheue Pflanzen, verstecken sich hinter seltsamen Pseudonymen und verweigern Fotos von sich auf ihren Blogs. Gestern abend waren ein paar leibhaftig da, bei der Handelsblatt Bloglesung ("Mal eben ums Blog") bei Leipzig liest. Für ein paar Blogger aus Fleisch und Blut kann man schon mal das Abendessen ausfallen lassen. Die erste Erkenntnis, die das sehr jugendliche Publikum (nicht mich) mit hammerharter Wucht traf: Die sind ja keine 25 mehr! Stimmt, was habt Ihr denn gedacht? Marcel kann es nicht fassen. Vielleicht braucht große (Blog-)Literatur einfach Lebensjahre, um anständig Substanz zu entwickeln. Den Beweis für die Reife liefert übrigens diese Fotoserie. Die Jungs sind ja teilweise mit echten Profiknipsen unterwegs, da ließ ich mein Handy mit der VGA-Auflösung dann doch lieber stecken.

Während das Blitzlichtgewitter losging, machte ich es mir schön gemütlich und goutierte die Texte, zum Beispiel den von Thomas Knüwer. Der Mann hat Klasse. Sollte Hörbücher lesen. Aber sowas hatte ich mir schon am Nachmittag gedacht, als ich Knüwer bei einem "Workshop" im Mediencampus Leipzig lauschte, wo er sich launig mit der Frage auseinandersetzte, ob Blogger die besseren Journalisten seien. Antwort: nein, falsche Frage. Aber nun zu unserer Lesung. Ein Produktionsassistent vom Hörfunk hat mir mal erzählt, die meisten Autoren sollten ihre eigenen Texte nicht selbst vorlesen. Habe ich mir gestern auch manchmal gedacht. Guter Inhalt, teilweise holpriger Vortrag. Leute, könnt ihr nicht ein bisschen üben vorher? Don Alphonso hatte die Winter-Anreise aber nicht zermürbt, der Mann war buchstäblich auf den Punkt topfit, die Geschichte sehr anrührend und doch witzig,

Andererseits frage ich mich, weshalb "West-"Autoren in Leipzig so häufig Nachwendegeschichten und Oststories vorlesen, wie auch wieder bei der Auftaktgeschichte gehört. Das Thema liegt einfach zu nahe, als dass es nicht schon abgelutscht wäre. Na ja. Dafür bekamen wir den Beweis geliefert, dass auch Geschichten über Koloskopien und Wartezimmererlebnisse in Wattenscheid zünden können. Hat Spaß gemacht, auch der Auftritt der Madame Modeste in "A&R-Sekretärinnen-Carry-Bradshaw-Manier", wie es Guido auf auf Heldenstadt.de
so wunderbar 1a-Nagel-auf-den-Kopf-treffend nennt. Alles weitere ist dann bitte bei den anderen Leipziger Blogs nachzulesen.

So, ich hoffe, diese kleine Flucht aus der kulinarischen Bloggerei hat jetzt niemanden verschreckt. Soll auch nicht wieder vorkommen, denn wie werden wir sonst berühmt? Heute erst habe ich nämlich gelesen (danke Ralle!), dass unser Thema sooooo trendig ist. Genau: Schreiben übers Essen ist total en vogue sozusagen. Buchverträge, Werbeinnahmen - da rollt der Rubel. Jetzt müssen wir uns aber mächtig ranhalten und bloggen, bloggen, bloggen. Sonst wird das nichts mit dem Reichwerden. Egal. Hauptsache, es reicht noch für die Gemüsekiste und die Wurst vom Fleischer Knötzsch. Dazu demnächst mehr.

Montag, 19. März 2007

Heute wird gekocht: Ravioli mit Kürbisfüllung - Cappellacci

Wie bei allem im Leben gibt es auch beim Kochen und Essen Phasen. Die "keine Lust, was Aufwendiges zu kochen-Phase" mit einem Wechsel von etwa drei Gerichten (Nudeln mit Soße, Nudelauflauf, Bratkartoffeln) ist seit gestern vorbei.


Dieser sympathische Kürbis der Marke Hokkaido ist ebenfalls ein Insasse der Gemüsekiste und schon seit letztem Jahr bei uns. Bisher hatte er Glück, denn er schmeckt süßlich – fast wie Möhren – und das ist ja bekanntlich eine Geschmacksrichtung, die im Lecker-essen-Haushalt momentan nicht so beliebt ist. Daher konnte er die letzten drei Monate dekorativ auf dem Küchentisch überdauern, im Gemüseladen findet man seinesgleichen vermutlich nicht mehr, denn der Kürbis ist ein typisches Herbstgemüse.

Gestern musste er aber dran glauben, um sich in die Füllung einer italienischen Teigspezialität zu verwandeln. Kochen mit Kürbis hat immer etwas von Schlachtfest, dem armen Kerl wird ein Messer in den Bauch gebohrt, die Eingeweide in den Müll gekratzt, der Rest in handliche Stücke geschnitten und geschält. Kürbisse sind übrigens Beerenfrüchte und heißen nicht zu Unrecht Panzerbeeren.

Für die Füllung der Cappellacci werden die Kürbisstücke zunächst im Ofen gegart, auf dem Backblech bei 180 bis 200 Grad etwa 30 bis 45 Minuten. (Übrigens auch eine gute Zubereitungsmethode wenn man jetzt sofort Hunger hat: dazu die Kürbisstücke mit Öl einpinseln, salzen und mit getrockneten Kräutern nach Wunsch bestreuen, backen lassen. Mit einer Joghurtsauce oder saurer Sahne servieren).

Nach dem Ofen hat der Beerenpanzer seine Widerstandsfähigkeit völlig verloren und lässt sich mit einer Gabel oder dem Pürierstab leicht zermusen.
Auf ungefähr 300g gegartes Kürbisfleisch kommen ein Eigelb, vier zerbröselte Amaretti-Kekse, zwei Scheiben ganz fein gehackter Schinken (laut Rezept italienischer Prosciutto, aber da wollen wir mal nicht so sein, anderer milder Schinken geht auch), reichlich (etwa drei große Handvoll) frisch geriebener Parmesan, etwas Muskatnuß und Salz, soweit nötig.

Für die Nudelhülle mache ich Nudelteig aus 150g Mehl und zwei Eiern, etwas Salz und nach Bedarf noch Wasser. Mein Kochbuch empfiehlt gottseidank x-beliebiges Mehl Type 405 und rät von speziellem Pasta-Hartweizengrieß, oder was einem Authentizitätsfanatiker noch so einreden wollen, ab, und erspart dem Benutzer die nervenaufreibende Suche nach irgendeinem angeblich einzig wahren Spezialmehl – so was hat mich schon oft vom Kochen abgehalten.

Der Nudelteig muss zunächst kräftig geknetet werden und dann, in Folie eingewickelt, ca. 15 Minuten an einem warmen Ort ruhen. Danach rolle ich ihn mit dem Nudelholz in zwei Portionen dünn aus. Das ist wirklich nicht so wahnsinnig wie es klingen mag. Eine Nudelmaschine erleichtert diese Arbeit möglicherweise, aber da ich so ein Teil nicht besitze, kann ich dazu nichts sagen.

Den ausgerollten Teig schneide ich am Lineal entlang in 10cm breite Streifen. Die Füllung wird in kleinen Häufchen, jeweils ein guter Teelöffel voll, auf dem Streifen verteilt – die Kleckse ungefähr 2,5 cm vom Rand des Streifens und im Abstand von etwa 5cm untereinander. Dann kann man die freie Seite des Streifens drüberklappen, festdrücken und zwischen den Klecksen durchschneiden.



Wenn man einmal so weit gekommen ist (bei mir hats ungefähr eine Stunde gedauert), ist der Rest so einfach wie Pasta mit Maggi-Fix: Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen, die Cappellacci zwei bis drei Minuten kochen (eventuell eins probieren, der Teig darf innen drin nicht mehr weiß und mehlig sein), vorsichtig abtropfen lassen, mit flüssiger Butter und noch mehr Parmesan servieren.



Die oben genannten Menge mit 150g Mehl ergab drei Portionen, die von maßlosen Essern aber auch ohne weiteres zu zweit verspeist werden können.

Freitag, 16. März 2007

Für die "Osteria Gerichtsschänke" fahr´ ich sogar nach Taucha

Nennt mir drei Gründe, weshalb man von Leipzig nach Taucha fahren sollte! Ok, einer fällt mir schon ein: Wenn man dort wohnt (aber warum?) und in Leipzig arbeitet, möchte man abends zuhause sein. Das eigene Bettchen ist doch das schönste. Ein zweiter Grund? *Grübel, grübel, denk* … also, du fährst auf der A14 aus Richtung Dresden, seit Döbeln leuchtet Reserve auf und an der Ausfahrt Leipzig Nordost-Taucha ahnst du, dass der Motor gerade den letzten Benzindunst aus dem Tank saugt. Runterfahren, nach ein paar hundert Metern findest du eine Zapfsäule. Ist zwar nur ein Gewerbegebiet, aber gehört zu Taucha. Kommt man gut weg, ist schnell wieder in Leipzig.



Der dritte Grund ist der beste, und der einzige den ich echt empfehlen kann: Essen gehen in der der Osteria Gerichtsschänke. In Italien versteht man unter einer Osteria eine Gastwirtschaft oder Kneipe, wo es zu anständigen Preisen ordentliches Essen, meistens deftige Hausmacherkost, gibt. Damit hat Taucha wenigstens in einem Punkt die Nase vor Leipzig, denn einen solches italienisches Lokal habe ich hier noch nicht gefunden. Wer eines kennt, bitte melden!

Gottseidank hatten wir einen Tisch reserviert, denn als wir gegen acht Uhr abends ankommen, ist der Gastraum rappelvoll. Längst nicht alle Gäste essen, manche trinken auch nur ein Bier, unterhalten sich. Eine gute Atmosphäre, man sitzt unter einer Balkendecke, die Wände sind hell, mit Freskenfragmenten bemalt. Sehr lobenswert: es gibt eine Nichtraucherzone, dort haben wir auch unseren Platz. Kaum sitzen wir, steht trotz des Trubels die Kellnerin schon am Tisch und zählt die Tagesgerichte auf. Die Karte hat eindeutig einen Schwerpunkt auf Pastagerichten, auch der Hauptgang des Tages besteht aus Teigwaren: hausgemachte Ravioli, gefüllt mit Parmaschinken, getrockneten Tomaten, Parmesan. Wasabi greift zu, R., leidenschaftlicher Esser und Bohemian, zaudert noch. Dann ordert er die Maltagliati con ragú di fagiano, Nudeln mit Fasanenragout. Ich nehme die Penne Ghiotte, Röhrennudeln mit italienischer Wurst und Parmesan. Wir werden sanft gewarnt, dass es wohl ein wenig länger dauern könnte mit dem Hauptgang. Aber es gibt ja Vorspeisen, worauf der Gruß aus der Küche, drei Stücke gerollter Eierkuchen mit Rucola und Käsefüllung, ordentlich Appetit macht.

Meine Oma sagt immer, Suppe mache einen guten Magen. So geprägt, nehme ich zur Einstimmung die Tomatensuppe Pappa al pomodoro, eine klare Gemüsebrühe mit Tomatenstücken und viel Stangensellerie. Die anderen bestellen die Tagesvorspeise: Bruscetta mit Ziegenkäse und gegrillten Auberginen, garniert mit Rucola. Während die beiden genüßlich das Brot wegknuspern, hätte meine Suppe durchaus zwei bis drei Prisen weniger an Salz vertragen. Aber ich bin gut erzogen, und löffle sie brav aus. Ganz ehrlich: sie schmeckt trotzdem.

Die Getränke kamen auch sehr zügig auf den Tisch, mein Bier (Wernesgrüner, 0,4l, 2,60 Euro) war zwar gut gezapft, aber leider zu warm, R. ist mit seinem Vernaccia di San Gimignano aber sehr zufrieden. Für 4,60 Euro das 0,2l-Glas kann man das auch erwarten. Danach versuchten wir den Valpollicella "Le Bine", Den Rotwein hätte ich gerne besser gekühlt gehabt, die Trinktemperatur war am oberen Ende des Erlaubten. Die Meinungen gehen hier ziemlich auseinander, aber mehr als 16-18° C sollte auch so ein Wein nicht haben. 5,90 Euro (0,2l) sind ein stattlicher Preis, aber dieser kräftige Classico Superiore passte wunderbar zu meinem Hauptgericht, das mich wieder mit dem kleinen Makel der Suppe versöhnte. Ein Traum, mit viel gutem Olivenöl und Parmesan und einem deftigen Sugo. R. hört sogar auf, vom Essen zu reden (sein Lieblingsthema), denn die Nudeln mit Fasanenragout beschäftigen ihn über die Maßen. Wasabi findet, die Ravioli hätte noch eine halbe Minute kochen können, eine läßliche Sünde, wie sie meint, denn die Fülle sei grandios, mit diesen "unglaublich fruchtigen getrockneten Tomaten".

Mit der Pannacotta zum Nachtisch hat der Osteria-Koch endgültig gewonnen. Aromatisiert mit echter Vanille zerläuft der Sahnepudding kremig und weich auf der Zunge. Die Garnitur aus Bio-Erdbeeren schmeckt wider Erwarten ziemlich vollmundig-fruchtig. Ich muss mich beherrschen, bin kurz davor, den Teller abzulecken. Nach erschütternden Erlebnissen mit glubschigen Gelatinemonstern bei diversen Italienern war das wirklich eine Pannacotta, wie sein soll. Und das von einer Osteriabesatzung, die ungefähr so italienisch ist wie Georg Milbradt. R. ist selbst eine begnadeter Pannacotta-Großmeister (An R.: Deine ist die beste!), verspeist aber das Tagesdessert Mascarponekreme mit Erdbeeren. Auch gut. Wir reiben uns die Bäuche und leiten die Verdauung mit einem tadellosen Espresso ein. Die Rechnung für ein Menü dieser Qualität ist absolut angemessen: frische Zutaten, ausgezeichneter Service, gute Weine, keines unserer Gerichte über 9 Euro - wir kommen wieder! Vielleicht zum Fischtag am Freitag, oder Brunch am ersten Sonntag im Monat. Schaun mer mal. Zwei weitere Gründe, nach Taucha zu fahren, wenn es sonst schon keine gibt.

Dienstag, 6. März 2007

Der beste Grieche der Stadt: Es gibt keinen Krautsalat im Mytropolis

Es ist gut zwei Dekaden her, als ich mich mit einigen mir nahestehenden Menschen zur griechischen Halbinsel aufmachte. Unsere kleine Reise führte mich über Athen und Piräus auf den Peleponnes bis Nauplia und von dort über dreierlei Ägäis-Inseln zurück in die griechische Hauptstadt. Dabei lernte ich die Küche der Hellenen in ihrer ganzen Ursprünglichkeit kennen. Frittierte Sardinen, in öliger Tomatensoße schwimmende weiße Bohnen am Hafen, Fischsuppe der Sonderklasse in einem Dorfwirtshaus irgendwo in einem Kaff in einer sonnendurchglühten Ebene. Vor Olivenöl triefende, nach Knoblauch duftende Kalamari auf Santorini. Nur einmal hatte ich Pech, auf Mykonos mit zwei verlockend wunderbaren Scampi.

Die erste Garnele schmeckte so unvergleichlich frisch, die zweite leider nach einem fünf Wochen alten, ununterbrochen in Gebrauch gewesenen feuchten Spüllappen. Zum Glück erwischte ich nur einen kleinen Happen, trotzdem bekomme ich heute noch das Würgen, wenn ich daran zurück denke. Außerdem servierten man uns überall kremigen Joghurt mit Honig, Bauernsalat mit Gurken und Oliven - die Erinnerung überwältigt mich. Verzeiht. Aber zum Thema. Eigentlich wollte ich erzählen, was ich dort nie bekommen habe: den typischen "griechischen" Krautsalat. Ich glaube, in Griechenland gibt es sowas überhaupt nicht und das bestärkt mich in meiner Meinung, dass das Mytropolis, gleich beim Schillerhäuschen um die Ecke, ein echter, wahrer und authentischer Grieche ist. Dort gibt's nämlich keinen Krautsalat wie in anderen Leipziger Restaurants griechischer Art.

Dafür einen Salatteller vor jedem Hauptgericht, der mit hervorragender Vinaigrette auf Rotweinessigbasis angemacht ist, mit marinierten roten Zwiebeln und Möhren (ja, ich weiß... ich hatte da kürzlich ein paar Probleme) und knackigen Salatblättern. Das hätte von der Menge schon als Vorspeise genügt, wir konnten aber der Auberginenkreme mit Weißbrot nicht widerstehen. Für mich brachte der überaus freundliche Kellner dann die Lammfilets mit einer Backkartoffel, einem sensationell-sahnigen Zaziki und Brokkoli. Das Lamm stand auch auf der Tageskarte - es war rosa und zerschmolz mir förmlich auf der Zunge, das Gemüse hatte genau den richtigen Biss. Meine Begleiterin verputzte die gegrillte Fischplatte mit Fischfilet, ganzen Kalamari (ohne Tentakeln) und einer Riesengarnele. Die schmeckte nicht, wie weiland auf Mykonos, nach Reinigungsutensil, sondern war auf den Punkt gegart. Ein zart-saftige Köstlichkeit. Sie gab mir nichts davon ab. Dafür durfte ich einen winzigen Happen des butterzarten Tintenfischs kosten. Das nächste Mal nehme ich auch die Fischplatte.

Ein typischer Geschäftsreisender hatte nur noch am Katzentisch schräg hinter uns Platz gefunden. Als der Kellner ihn fragte, ob es so ginge, sagte er nur: "Wenn es so gut schmeckt wie gestern, dann bin ich schon zufrieden." Dem kann ich eigentlich nicht viel hinzufügen, außer dass das Mytropolis seit mehreren Jahren die Qualität auf diesem Niveau hält - in Service, Freundlichkeit und Karte. Das ganze hat dann auch seinen Preis: mit Minimalgetränken (ein Pils und Apfelsaftschorle) kamen wir mühelos auf über 40 Euro. Dafür reden wir aber auch danach noch drei Tage über die Köstlichkeiten. So lange hatten ich und meine Umwelt diesmal noch was vom Zaziki.