Freitag, 8. August 2014

Café Deckshaus: Schöne Aussicht am historischen Hafen

In Berlin-Mitte gibt es ein paar wunderbare Ecken, die es offenbar nicht in die hippen Reiseführer geschafft haben. Der historische Hafen am Märkischen Ufer dürfte dazu gehören. Anders kann ich mir es nicht erklären, dass sich dort an einem herrlichen Augusttag wie heute kaum eine Handvoll Touristen verliert. 
Eingang zum Historischen Hafen an der Spree
Umso besser, denn so hatten wir heute das Café Deckshaus fast für uns alleine. Ich nenne die Lokalität immer „das Schiff“. Denn das Café befindet sich in und auf einem alten Heckradschlepper, dem man den früheren Einsatzzweck noch immer ansieht. Von Deck aus hat man eine herrlichen Blick zur Mühlendammschleuse und Fischerinsel mit den Spitzen der Nikolaikirche im Hintergrund. Auch an warmen Tagen wie heute weht ein erfrischender Wind über die Spree. Die Luft riecht angenehm nach Flusswasser, vermischt, mit dem Duft der alten Schiffe am Kai.
Blick Mühlendammschleuse vom Historischen Hafen Berlin vom Deck des Café Deckshaus
Mühlendammschleuse - im Hintergrund die Nikolaikirche. Im Vordergrund jede Menge Schiffszubehör.
Und weil Mittag war und wir Hunger hatten, bestellten wir auch einen Imbiss aus der recht überschaubaren Karte. Nun gibt es Gaststätten, die ich nicht unbedingt wegen des guten Essens besuche. Die haben andere Qualitäten und dazu gehört auch das Schiff im alten Hafen mit seiner immer freundlichen Bedienung und gut gezapften Getränken. Es gibt Bauernfrühstück. Oder Schnitzel, Matjesheringe und Bouletten – wahlweise mit Kartoffelsalat oder mit Bratkartoffeln.
Currywurst mit Brot und Salat im Café Deckshaus Historischer Hafen Berlin
Eine Currywurst bleibt eine Currywurst. Auch mit Brot und Salat.
Ich nahm eine Currywurst mit Hausmachersoße (4,90 Euro), den grünen Salat behielt ich, den Mayonaise­kartoffelsalat dagegen ließ ich durch zwei Butterstullen ersetzen. Was für die freundliche Bedienung auch überhaupt kein Problem war. Zu sagen gibt es nicht viel: es war halt eine Currywurst. Auch wenn hier in Berlin ein ziemliches Gewese um diese Wurst gemacht wird – sie ist ein einfaches Imbissgericht und das sollte sie auch bleiben. Mein Begleiter T. nahm den Sahnehering (8,80 Euro) und war zufrieden. Dazu tranken wir Apfelschorle (3,40 Euro für 0,4l), T. bestellte zum Abschluss noch einen ordentlichen Milchkaffe (2,80 Euro), bevor wir kurz nach Alice Schwarzer zufrieden und entspannt das Café Deckhaus verließen.

 

Fazit

Tolle Aussicht auf Spree und Berlin-Mitte, gepflegte Getränke, Imbissgelegenheiten zum fairen Preis und viel Ruhe.


Cafe´Bistro Deckshaus 
Märkisches Ufer 1z
10179 Berlin
Webseite: www.deckshaus.de

Mittwoch, 6. August 2014

Berliner Kuchen in der Sommerfrische: Literaturcafé in Strausberg

Am Wochenende und sonstigen freien Tagen fährt der Städter gerne in die Sommerfrische aufs Land, der Berliner also nach Brandenburg. Wir sind da keine Ausnahme und nahmen am Urlaubsmontag die S5 nach Strausberg.  Ist schon toll, wohin man mit der Berliner S-Bahn überall hinkommt

Vom Haltepunkt Strausberg-Stadt läuft man in wenigen Minuten ins Städtchen, das recht idyllisch am Straussee liegt. Leider bekamen wir auch jede Menge Wasser von oben ab, denn pünktlich mit unserer S-Bahn war auch ein heftiger Sommerregen in Strausberg angekommen. Ein guter Anlass um ein trockenes Plätzchen mit Kaffee und Kuchen zu suchen.

Literatur- und Kunstcafé von außen
Im trüben Regenwetter nicht sehr spektakulär, wenn man davor steht, aber sehr einladend:
das Literatur- und Kunstcafé Litera in Strausberg.

Erfreulicherweise gibt es im historischen Stadtkern einige Cafés und und auch Bäckereien mit Sitzgelegenheiten. Keine Selbstverständlichkeit in Orten dieser Größe. Das freut die Leckeresser, die immer gerne ein bisschen Auswahl haben. Wir entschieden uns für das Literatur-und Kunstcafe in der Großen Straße. Das wirkte so schön heimelig, schon von außen konnte man das Holzfachwerk mit den weiß gestrichenen Wänden sehen. Dabei haben die Betreiber eine gute Balance zwischen dem alten Haus und der sachlich-soliden Einrichtung gefunden. Dem Café geht glücklicherweise alles muffige Butzenscheibenhafte.

Backprofis am Werk


Und so genossen wir drinnen unseren Cappuccino, während draußen der Tropenregen pladderte. Dazu aßen wir einen ausgezeichneten Streuselkuchen mit Heidelbeeren aus dem ansehnlichen Gebäckangebot. Natürlich war ich neugierig, wer in Strausberg so einen guten Kuchen backen würde und fragte die freundliche Kellnerin nach dem Lieferanten. Denn hier war eindeutig ein guter Konditor am Werk.

Cappuccino und Streuselkuchen im Literaturcafé in Strausberg
Für Streuselkuchenfans ein Fest. Der Cappuccino ist lecker, nur die Milch etwas zu luftig aufgeschäumt.

Die Antwort war etwas überraschend. Der Kuchen kommt aus einer Berliner Konditorei – welche wurde aber nicht verraten. Dabei waren wir bei unserem Streifzug durch Strausberg an mindestens vier Bäckereiläden vorbeigekommen. Warum es keiner von denen das Café beliefern darf, wurde mir nicht verraten.

 

Der Konditor bleibt geheim


Wahrscheinlich gelten hier die ungeschriebenen Regeln der Kleinstadt für Geschäftsleute: Wenn man im Ort kauft, muss man bei allen kaufen. Sonst sind die einen beleidigt, die anderen werden beneidet. Also lässt man es besser ganz bleiben und sucht sich ganz was anderes. Und wenn man nicht selbst bäckt, holt man sich das Zeug halt aus Berlin. Aber das ist alles nur eine Vermutung. Ich jedenfalls wünschte mir, der Berliner Konditor wäre in unserem Kiez. Er hätte mich sofort als Stammkunde gewonnen.

Fazit

Ein schönes Café in einem interessanten Ort. Der Kaffee ist gut, der Kuchen noch besser. Und wem mehr nach einem Eisbecher ist, findet eine schöne Auswahl an offenem Eis aus Grünheide. Das blieb aber ungetestet, deshalb nur der Hinweis ohne explizite Empfehlung.

Literatur-und Kunstcafe LITERA 
Große Straße 58
15344 Strausberg
Webseite: www.cafe-litera.de

Sonntag, 3. August 2014

Frisch, scharf, bodenständig: Südchinesische Köstlichkeiten im Tian Fu 2

Ich hatte mich hier im Blog ja bereits als bekennender Fan der chinesischen Sichuan-Kost geoutet. Das Feine, Raffinierte ist nun nicht gerade die Stärke dieser Küche – soweit ich das aus meinen bisherigen Gaumentests sagen kann. Kräftig, deftig, scharf trifft es am ehesten; eine grundsolide Hausmannskost, die satt macht, aber keinesfalls plump daher kommt.

Damit kann man mich als Franken immer begeistern, wenn auch der fränkischen Küche die Schärfe leider vollkommen abgeht. Aber das ist ein grundsätzliches Problem der deutschen Kost, wir sind leider nicht gerade das Mutterland der Chilis. Aber ich schweife ab...
Tian Fu Berliner Straße -  Blick von außen ins Chinesische Restaurant
Tian Fu 2 - Original Sichuan-Küche wir versprochen - und die gibt es auch
Da Wasabi – die Liebste – scharfes Chinaessen ebenfalls sehr liebt, wollten wir diesmal das Tian Fu in der Uhlandstraße ausprobieren. Das alteingesessene Restaurant hat eine Menge begeisterte Stammgäste, die auch in den einschlägigen Foren mit Lob nicht geizen. Die Fans hatten diesmal schon am frühen Abend – es war gerade 19 Uhr – sämtliche Tische in Beschlag genommen und so standen wir etwas ratlos da mit unserem Hunger.

Auf den Rat der freundlichen Kellnerin machten wir uns auf den Weg ins Tian Fu II, eine noch relativ junge Zweigstelle des Tian Fu-Imperiums. Ohne diese Empfehlung hätten wir das Restaurant vermutlich niemals besucht. Es stellte sich nämlich als autogerecht an der vierspurigen Berliner Straße gelegener schraddeliger Flachbau heraus. An den Fenstern klebten zugetaggte All-you-can-eat-Aufkleber, daneben ein Asia-Supermarkt (der zum Restaurant gehört, wie wir dann feststellten). Aber wie sagte die Liebste: Wenn du schön auf einem Dorfanger essen willst, dann bist du in Berlin falsch.

Wir bestellten zum Einstand einen kalten pricklend erfrischenden Glasnudelsalat – herrlich scharf mit Chilistücken, obwohl als nicht scharf ausgezeichnet. Die Liebste nahm die formidable Ente nach Sichuan Art mit großen Chilistücken drin und ich blieb ganz konventionell bei einem Schweinefleischgericht. Leider waren wir viel zu aufgeregt und ausgehungert, um Fotos zu machen. Deshalb bleiben diese Köstlichkeiten unbebildert.

Scharfer Gurkensalat im Tian Fu Berliner Straße  - Chinesisches Restaurant
Scharfer Gurkensalat mit Chilisoße

Weil wir spontan beschlossen, Stammgäste zu werden, konnten wir die die Fotos bei unserem zweiten Besuch nachholen.

Zur Eröffnung aßen wir gefüllte und gekochte Teigtaschen mit einer pikanten Ingwer-Schweinehack-Füllung (3,90 Euro) - und Gurkensalat in Chilisauce (3,50 Euro). Der Salat war anregend scharf, die Teigtaschen machten Appetit auf mehr. Das war auch gut so, denn die Hauptspeisen sind keine Portionen für Feiglingen. Wer an der Menge scheitert, kann sich die Reste für Zuhause einpacken lassen. Das lohnt sich, denn zum Wegwerfen ist das gute Zeug definitiv zu schade.
Scharfe Teigtaschen im Tian Fu Berliner Straße  - Chinesisches Restaurant
Gefüllte Teigtaschen - eine Art Raviolo in scharfer Soße -  machen Appetit auf mehr
Als Hauptgang brachte mir die sehr freundliche Kellnerin Aubergine Yüxiang Art für 8,50 Euro. Das Gemüse war bissfest geschmort, schmolz auf der Zunge, die süßsaure Soße hatte eine leichte Knoblauchnote und schmeichelte den Geschmacksknopsen mit einer wärmender Schärfe. Reste zum Einpacken blieben leider keine, dazu war dieses vegetarische Gericht einfach zu köstlich.

Hauptgerichte: Bohnen mit Hack und scharfe Auberginen im Tian Fu Berliner Straße  - Chinesisches Restaurant
Auberginen Yüxiang-Art und trocken gebratene Bohnen mit gehacktem Schweinefleisch

Ebenso erging es der Liebsten; sie hatte grüne Bohnen mit geröstetem Schweinehack und eingelegten Gemüse mit Chili bestellt. Das Fleisch ist nicht gewolft, sondern wird offenbar mit Hackmessern zerkleinert. Dadurch hat es eine sehr krümelige und fast trockene Konsistenz (8,90 Euro).

Das alles ist relativ arm an Soße, was aber kein Fehler ist, sondern Programm. Denn die Sichuan-Küche liebt die „trocken gebratenen“ Gerichte.

Wer sich also ein Essen ohne Unmengen von Soße nicht vorstellen kann, sollte lieber zum Feuertopf – ebenfalls eine Sichuan-Spezialität – oder einen der Eintöpfe greifen.


Fazit:

Die Fahrt in diesen absolut nicht so schicken Teil von Berlin lohnt sich auf jeden Fall. Eine Reservierung dürfte derzeit nicht nötig sein, denn das Restaurant hat reichlich Plätze.Also: hinfahren, am besten mit mehreren Personen und ganz, ganz viele verschiedene Gerichte probieren und glücklich mit den Resten für die nächsten Tage nach Hause fahren.

Tian Fu – Restaurant Berliner Straße

Berliner Str. 15
10715 Berlin
Tel.: 030/86 39 77 80
Mo.-So. 12.00 – 23.00 Uhr

Webseite: tianfu.de


Dienstag, 29. Juli 2014

Türkisches Grillrestaurant reloaded: Değirmen Ocakbaşı in Neukölln (Update: 29.07.2014)

Es ist aus. Das Değirmen Ocakbaşı Ecke Kottbusser Damm/Maybachufer ist nicht mehr. Einmal war es schon weg, dann war es wieder da. Und nun ist es schon wieder verschwunden. Aus, Äpfel, Ende. Naja, gehen wir halt woanders hin.

Und das hatten wir am 5. Januar 2014 geschrieben:





Nach meiner Erfahrung gilt für Restaurants das gleiche wie für gealterte Boxer: “They never come back.” Sind sie einmal weg vom Fenster, kann man sie getrost vergessen. So, dachten wir, wäre es auch mit dem Değirmen (türkisch für Mühle), einem schicken Grillrestaurant Ecke Kottbusser Damm und Maybachufer. Früher waren wir oft dort gewesen, gerne auch mit Freunden und Eltern auf Hauptstadtbesuch. Denn dieser Ocakbaşı (was wohl soviel wie Holzkohlengrill heißt), war immer eine sichere Nummer wenn wir Appetit auf deftige,  liebevoll und gutgemachte türkische Küche hatten. Ich erinnere mich, wie mein Vater voller Genuss die gegrillten Lammkoteletts verspeiste und über ihre Zartheit schwärmte.

Dann standen wir eines Tages vor verschlossenen Türen, die Fenster waren mit Papier verklebt, die Leuchtreklame verschwunden. Etwa ein halbes Jahr dauerte es, bis ein Touristenitaliener (Aufschrift: “Italian Cuisine”) aufmachte, aber bald schon wieder verschwunden war. Dann startete noch jemand anderes erfolglos einen gastronomischen Versuch. Mehr als zwei Jahre, nachdem es so plötzlich verschwunden war, eröffnete in den gleichen Räumen, nur auf ein bisschen weniger Fläche, wieder ein Değirmen Ocakbaşı-Restaurant.  Doch war es noch das Gleiche? Oder würde es sein wie mit den zurückgetretenen Boxern, bei denen sich die  meisten beim Comeback als verfettetes Fallobst herausstellen und im ersten Kampf nach der Rückkehr allenfalls Mitleid hervorrufen. Doch manchmal passiert das undenkbare, der alte Kämpe tritt auf als wäre er nie weg gewesen und erobert die Herzen seiner Fans im Sturm zurück. Wir wollten es wissen: Hopp oder Top. Gelungener Neustart oder nur ein aufgewärmter Name?

Degirmen_Vorspeisenteller_RSTP2412

So kehrten wir nach einem herrlichen Nachmittag auf der Pfaueninsel am frühen Abend mit knurrenden Magen im Değirmen zum Testessen ein. Erste positive Überraschung: Wir wurden wie früher überaus freundlich und höflich begrüßt. Zu dieser Zeit war das Restaurant noch leer, füllte sich aber im Laufe des Abends zusehends. Die Wirtsleute hatten die einst recht üppige Themendekoration mit reichlich Kornähren und Mühlenmotiven kräftig reduziert. Auch die Karte wurde neu zusammengestellt, die Preise blieben weiterhin moderat. Grillgerichte beginnen ab 10 Euro, Getränke sind im Berliner Durchschnitt.

Der Test war dann der Vorspeisenteller für eine Person mit Auberginencreme, Humus, Joghurtpaste und einem vierten Aufstrich, von dem nicht sagen kann, woraus er bestand. Er kam – auch das kannten wir von unseren früheren Besuchen – zusammen mit einem riesigen Brotkorb. Als dann der Hauptgang aufgetragen wurde, war der größte Hunger bereits gestillt. Wir hatten beide einen Grillspieß mit Beilagen. Meiner Bestand aus Lammhack und schmeckte kräftig-würzig, Wasabi hatte sich für “echtes” Fleisch am Spieß entschieden und und war ebenfalls sehr zufrieden. Zum Gericht wurde ein Salat serviert, den ich wegen seines zitronigen Dressings und der milden roten Zwiebeln schon immer schätzte. 

Fazit: Am Ende gingen wir satt und zufrieden nach Hause. Das Değirmen überzeugte uns auch nach dem Comeback mit frischen, gut gemachten Grillgerichten und Salaten, einem freundlichen Service und einer renovierten Karte mit Wiedererkennungswert.

Değirmen Ocakbaşı
Türkisches Grillrestaurant
Kottbusser Damm 103
10967 Berlin-Neukölln
Keine Webseite.

Sonntag, 12. Januar 2014

Fisch-Grill-Haus: Makrele und meer

Neulich, als ich bei der freundlichen Ernährungsberaterin saß, zu der mich der Arzt Onkel Doktor aufgrund diverser Zipperlein geschickt hatte, erfuhr ich, was ich alles nicht mehr essen sollte. Innereien und Kutteln: böse. Muscheln: böse. Spinat: nur mit Sahne nicht böse. Sahne: leider böse – die ganzen ungesättigten Fette, ihr versteht?! Helles Bier: böse. Um es abzukürzen: Fast alles, was ich gerne esse und trinke, ist schlecht für mich. Nur Fisch ist gut für mich, besonders aber Seefisch. “Zweimal die Woche sollte der auf die Speisekarte”, mahnte die Beraterin.

Fischgrillhaus/Fisch Kebab Haus Sonnenalle 21, Berlin Neukölln

Den Rat nahm ich mir also zu Herzen und ging mit Wasabi dieser Tage ins Fisch-Grill-Haus in der Neuköllner Sonnenallee, um mir eine ordentliche Dosis gegrillte Makrele einzuverleiben. Ist alles drin in so einem schönen Fisch: Viel liebe Omega-3-Fettsäure gegen Arterienkalk und ein extra Schlag Geschmack. Das wissen auch die Besitzer des Lokals und werben mit dem Slogan “Fisch ist gesund”.

Im Fisch-Grill-Haus (das sich verwirrenderweise auf der Visitenkarte “Fisch Kebab Haus” nennt) bekommt man den Fisch (6 Euro!) nebst großzügiger Portion knackigem Blattsalat mit Tomaten, einem leichten Zitronendressing und  Zwiebelringen. Als Sättigungsbeilage gibt es eine reichliche Portion Reis, angereichert mit gebratenen Reisnudeln.

Liebevoll wird es frisch angerichtet und zum Platz gebracht. Bestellt wird an der Theke, Getränke (nur alkoholfrei, 1,50 Euro) bekommt man Neukölln-typisch in der Flasche  über die Theke gereicht, nach beendeten Mahl darf man das Geschirr zum Abräumtablett bringen.

Makrele gegrillt mit Salat und Reis im Fischkebabhaus

Neben Makrele gibt es auch Dorade vom Grill und Sardinen, die wir aber beide noch nicht getestet haben. Ich konnte aber  Menschen am Nebentisch beobachten, die sich durch einen riesigen Haufen kleiner Fische futterten und dabei sehr zufrieden wirkten.

Tintenfischringe stehen auch auf dem Angebot. Bei unserem ersten Besuch konnten sie mich aber weniger begeistern. Im Gegensatz zum Fisch handelt es sich bei den üblichen panierten Gummiringen aus der Fritteuse um Fertigware. Aber ich soll Tintenfisch eh nicht mehr essen, so der Merkzettel  meiner Ernährungsberaterin. Die türkische Bohnensuppe (3 Euro)  hingegen darf ich weiterhin schlürfen und das würde ich auch wieder machen. Aber Vorsicht: man muss bei den Portionsgrößen ziemlich hungrig sein, um danach sein Fischgericht noch zu schaffen.  Wasabi jedenfalls musste einen Teil von Fisch, Reis und Salat mir überlassen, und das obwohl sie weder eine Suppe noch ein Getränk genommen hatte.

Fazit: Hunger auf gut gemachten Grillfisch? Kleine Geldbörse? Dann macht man mit dem Fisch-Grill-Haus/Fisch Kebab Haus nichts falsch. Der Fisch ist gekonnt gegrillt und gewürzt, die Preise – um  die 6 Euro  für Hauptgerichte  – sind wahrlich günstig zu nennen und der Service ist sehr freundlich.

Fisch Grill Haus – Fisch Kebab Haus
Sonnenallee 21 (zwischen Friedel- und Reuterstraße)
12047 Berlin-Neukölln
Tel. 030-627 30 663

Täglich 12 bis 24 Uhr.


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Mittwoch, 1. Januar 2014

Exkurs Leipzig: Mittagstisch mit Sichuanküche im Chinabrenner

Gesundes neues Jahr allerseits. Der erste Restaurantbesuch des Jahres hat so tatsächlich schon vor 4 Monaten stattgefunden. Getafelt wurde auch in Leipzig statt im kulinarisch wahrlich ergiebigeren Berlin. Aber mit irgendwas müssen wir ja wieder anfangen. So beginnt leckeressen 2014 mit einem Mittagstischerlebnis, moosigen Zehennägeln und Erinnerungen  an Hackepeter auf Margarine aus der west-sächsischen Metropole, die ich noch immer für die zweitcoolste Stadt des Landes halte. 

Kellner 1 heißt natürlich nicht so. Eigentlich müsste es auch Kellnerin 1 heißen, denn die Bedienung im Leipziger Chinabrenner ist eine junge Chinesin. Ihren tatsächlichen Namen erfahre ich nicht, er tut auch nichts zur Sache, denn ich bin in die alte Fabrikhalle in der Gießerstraße nicht eingekehrt, um über Kellnerinnen-Namen zu sinnieren, sondern um zu essen.

Chinabrenner Leipzig

Morgens um kurz nach 9 kam ich von Berlin am Leipziger Hauptbahnhof an, gondelte zur Deutschen Bibliothek um dort ein paar wichtige Geschäfte zu erledigen. Strapaziöse, langwierig Geschäfte, die mir immer enormen Hunger verursachen. Das Frühstück lag lange zurück und war zudem äußerst frugal: eine Tasse Kaffee, ein Brötchen.

So hörte ich meinen Magen deutlich jammern, als ich gegen 11.30 Uhr endlich frei war und mich auf Nahrungssuche begeben konnte. Ein echter Tipp für Freund originär chinesischer Sichuan-Küche – von geheim kann wirklich nicht mehr die Rede sein – ist der Chinabrenner im ehemaligen industriellen Herz Leipzigs. Mit den Linie 16, 1 und 12(14) kam ich vom Rande Stötteritz' nach Plagwitz, wo der Gründer und Besitzer vor ein paar Jahren mit dem Chinabrennen begonnen hatte. Er hatte, so erzählt es die Legende, die Liebe zur Sichuan-Küche aus dem südlichen Zentrum des Reichs der Mitte mitgebracht in die stolze Messestadt. Und weil ihm die so schmeckte und nun gar nicht im sächsischen Roster- und Kartoffeln-mit-Soße-Land zu bekommen war, begann er selber zu brutzeln und lud ab und zu ein paar Menschen zum gemeinsamen Verkosten ein. Denen schmeckte es ebenfalls und so wurde aus dem Event ein Gasthaus.

Ich hatte also viel davon gehört und leider noch nie probiert. Und als ich in der Gießerstraße ankam, bedauerte ich doch ein wenig traurig, dass sich erst jetzt in der alten Fabrik mit ihren rohen Ziegelwänden und den riesigen Stahlprofilfenstern ein passables Restaurant angesiedelt hat – lange nach meinem Wegzug aus Leipzig,  Gut ein Jahr lange hatte einen Steinwurf entfernt gearbeitet, in einer damals kulinarisch wüsten Gegend. Es gab "das Lädchen" an der Ecke, wo man neben Zigaretten und Getränken auch geschmierte Brötchen bekam. An die halben Schrippen mit Hackepeter und dick Margarine(!) kann ich mich noch erinnern, als Ergänzungsnahrung und Geschmackskick holte ich mir dann oft einen dieser Riegel mit Kokos. Was meiner Figur gar nicht bekam. Eine Alternative wäre allerdings die Cafeteria am Arbeitsort gewesen. Ich erinnere mich an eine “sächsische Schlachteplatte" mit Leberwürsten so fett und ohne Geschmack, an weiße Pampesoße... All das kroch wieder hoch auch dem längst verschüttet geglaubten Essgedächtnis, als ich von der Straßenbahn zum Chinabrenner eilte.

Chinabrenner Mittagstisch

Stahlträger überspannen die weite Halle, dazwischen Stützpfeiler um die sich ein große und runde und kleine eckige Tische gruppieren. Auf den großen stehen runde Drehplatten, Bereit für das Abendangebot, um den Essern am Tisch den Zugriff auf die vielen leckeren Kleinigkeiten zu erleichtern.

Das allerdings kann ich nur erraten, denn jetzt, zum Mittagstisch, habe ich die Auswahl zwischen genau zwei Gerichten: Reis mit scharfem Gemüse und grünem Tee – alternativ Reis mit Gemüse UND Hühnerfleisch. Ich bestelle also bei Kellner 1, eigentlich Kellnerin 1, das Menü mit Fleisch.

Chinabrenner Füße

Der Chef steht offenbar nicht mehr selbst am Wok, jedenfalls nicht an diesem Tag. Er lässt Chinabrennen - in der Küche hinter der Theke werkeln junge Menschen routiniert. Bis mein Essen kommt habe ich reichlich Zeit mich umzusehen. An den Nebentischen das Leipziger Äquivalent des Berliner Hipsters, amerikanisch sprechende Kastenbrillen-Träger. Junge Frauen mit blondierten Haaren im Vorstadtschick picken mit ihren Stäbchen Reiskörner aus den Schüsselchen. Behaglich lehne ich mich zurück und betrachte die Zehennägel den chinesischen Gemüsebauern neben mir. Der Bauer ist zwar nur ein leicht überlebensgroßes Foto, aber seine Füße sind genau auf Höhe meines Kopfes. Ich wundere mich gerade, dass ein Sandalenträger so moosig gelb-pilzige Nägel haben kann (und wieso ich mir die beim Mittagessen ansehen muss), da serviert mir Kellner 1 geschäftsmäßig lächelnd mein Mittagsmahl: Reis, Streifen von etwas trockenem Hähnchenfleisch, Paprika, Cashewnüsse. Alles durchaus angenehm scharf und sehr aromatisch gewürzt. Kein Gericht für Soßenfanatiker: das ganze ist eher arm an Flüssigkeit, dadurch bleibt der Reis schön klumpig und lässt sich gut zusammen mit Gemüse und Fleisch mit den Stäbchen packen. Obwohl die Portion eher sparsam bemessen scheint, bin ich am Ende angenehm satt und geschmacklich sehr zufrieden.

Kassiert wird an der Theke, das Geschirr muss man selbst zum Abräumwagen bringen .Die junge Chinesin namens Kellner 1 nimmt mein Geld entgegen.. 6,50 Euro kostet der Imbiss, vegetarisch ist es einen Euro billiger. Mein Trinkgeld nimmt sie mit einem routinierten Lächeln entgegen.

Fazit: Schön, dass man in Plagwitz heutzutage auch was anderes bekommt als fettige Mettbrötchen. Ein ordentlicher Mittagstisch im Industrieambiente zu einem angemessenen Preis.Ein Versprechen, das Lust auf ein richtiges Sichuan-Gelage mit Abendkarte macht. Ich habe jedenfalls Lust darauf bekommen. Ein Grund, demnächst doch wieder über Nacht in Leipzig zu bleiben, wenn mich meine anstrengenden Geschäfte wieder am mal in die Stadt treiben.

Chinabrenner
Gießerstraße 18
04229 Leipzig

Täglich außer Sonntag ab 12 Uhr.
Mittagstisch Montag bis Freitag bis 14.30
Ab 18 Uhr Abendkarte.

Speisekarte, aktuelle Öffnungszeiten etc; chinabrenner.de