Sonntag, 12. Januar 2014

Fisch-Grill-Haus: Makrele und meer

Neulich, als ich bei der freundlichen Ernährungsberaterin saß, zu der mich der Arzt Onkel Doktor aufgrund diverser Zipperlein geschickt hatte, erfuhr ich, was ich alles nicht mehr essen sollte. Innereien und Kutteln: böse. Muscheln: böse. Spinat: nur mit Sahne nicht böse. Sahne: leider böse – die ganzen ungesättigten Fette, ihr versteht?! Helles Bier: böse. Um es abzukürzen: Fast alles, was ich gerne esse und trinke, ist schlecht für mich. Nur Fisch ist gut für mich, besonders aber Seefisch. “Zweimal die Woche sollte der auf die Speisekarte”, mahnte die Beraterin.

Fischgrillhaus/Fisch Kebab Haus Sonnenalle 21, Berlin Neukölln

Den Rat nahm ich mir also zu Herzen und ging mit Wasabi dieser Tage ins Fisch-Grill-Haus in der Neuköllner Sonnenallee, um mir eine ordentliche Dosis gegrillte Makrele einzuverleiben. Ist alles drin in so einem schönen Fisch: Viel liebe Omega-3-Fettsäure gegen Arterienkalk und ein extra Schlag Geschmack. Das wissen auch die Besitzer des Lokals und werben mit dem Slogan “Fisch ist gesund”.

Im Fisch-Grill-Haus (das sich verwirrenderweise auf der Visitenkarte “Fisch Kebab Haus” nennt) bekommt man den Fisch (6 Euro!) nebst großzügiger Portion knackigem Blattsalat mit Tomaten, einem leichten Zitronendressing und  Zwiebelringen. Als Sättigungsbeilage gibt es eine reichliche Portion Reis, angereichert mit gebratenen Reisnudeln.

Liebevoll wird es frisch angerichtet und zum Platz gebracht. Bestellt wird an der Theke, Getränke (nur alkoholfrei, 1,50 Euro) bekommt man Neukölln-typisch in der Flasche  über die Theke gereicht, nach beendeten Mahl darf man das Geschirr zum Abräumtablett bringen.

Makrele gegrillt mit Salat und Reis im Fischkebabhaus

Neben Makrele gibt es auch Dorade vom Grill und Sardinen, die wir aber beide noch nicht getestet haben. Ich konnte aber  Menschen am Nebentisch beobachten, die sich durch einen riesigen Haufen kleiner Fische futterten und dabei sehr zufrieden wirkten.

Tintenfischringe stehen auch auf dem Angebot. Bei unserem ersten Besuch konnten sie mich aber weniger begeistern. Im Gegensatz zum Fisch handelt es sich bei den üblichen panierten Gummiringen aus der Fritteuse um Fertigware. Aber ich soll Tintenfisch eh nicht mehr essen, so der Merkzettel  meiner Ernährungsberaterin. Die türkische Bohnensuppe (3 Euro)  hingegen darf ich weiterhin schlürfen und das würde ich auch wieder machen. Aber Vorsicht: man muss bei den Portionsgrößen ziemlich hungrig sein, um danach sein Fischgericht noch zu schaffen.  Wasabi jedenfalls musste einen Teil von Fisch, Reis und Salat mir überlassen, und das obwohl sie weder eine Suppe noch ein Getränk genommen hatte.

Fazit: Hunger auf gut gemachten Grillfisch? Kleine Geldbörse? Dann macht man mit dem Fisch-Grill-Haus/Fisch Kebab Haus nichts falsch. Der Fisch ist gekonnt gegrillt und gewürzt, die Preise – um  die 6 Euro  für Hauptgerichte  – sind wahrlich günstig zu nennen und der Service ist sehr freundlich.

Fisch Grill Haus – Fisch Kebab Haus
Sonnenallee 21 (zwischen Friedel- und Reuterstraße)
12047 Berlin-Neukölln
Tel. 030-627 30 663

Täglich 12 bis 24 Uhr.


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Mittwoch, 1. Januar 2014

Exkurs Leipzig: Mittagstisch mit Sichuanküche im Chinabrenner

Gesundes neues Jahr allerseits. Der erste Restaurantbesuch des Jahres hat so tatsächlich schon vor 4 Monaten stattgefunden. Getafelt wurde auch in Leipzig statt im kulinarisch wahrlich ergiebigeren Berlin. Aber mit irgendwas müssen wir ja wieder anfangen. So beginnt leckeressen 2014 mit einem Mittagstischerlebnis, moosigen Zehennägeln und Erinnerungen  an Hackepeter auf Margarine aus der west-sächsischen Metropole, die ich noch immer für die zweitcoolste Stadt des Landes halte. 

Kellner 1 heißt natürlich nicht so. Eigentlich müsste es auch Kellnerin 1 heißen, denn die Bedienung im Leipziger Chinabrenner ist eine junge Chinesin. Ihren tatsächlichen Namen erfahre ich nicht, er tut auch nichts zur Sache, denn ich bin in die alte Fabrikhalle in der Gießerstraße nicht eingekehrt, um über Kellnerinnen-Namen zu sinnieren, sondern um zu essen.

Chinabrenner Leipzig

Morgens um kurz nach 9 kam ich von Berlin am Leipziger Hauptbahnhof an, gondelte zur Deutschen Bibliothek um dort ein paar wichtige Geschäfte zu erledigen. Strapaziöse, langwierig Geschäfte, die mir immer enormen Hunger verursachen. Das Frühstück lag lange zurück und war zudem äußerst frugal: eine Tasse Kaffee, ein Brötchen.

So hörte ich meinen Magen deutlich jammern, als ich gegen 11.30 Uhr endlich frei war und mich auf Nahrungssuche begeben konnte. Ein echter Tipp für Freund originär chinesischer Sichuan-Küche – von geheim kann wirklich nicht mehr die Rede sein – ist der Chinabrenner im ehemaligen industriellen Herz Leipzigs. Mit den Linie 16, 1 und 12(14) kam ich vom Rande Stötteritz' nach Plagwitz, wo der Gründer und Besitzer vor ein paar Jahren mit dem Chinabrennen begonnen hatte. Er hatte, so erzählt es die Legende, die Liebe zur Sichuan-Küche aus dem südlichen Zentrum des Reichs der Mitte mitgebracht in die stolze Messestadt. Und weil ihm die so schmeckte und nun gar nicht im sächsischen Roster- und Kartoffeln-mit-Soße-Land zu bekommen war, begann er selber zu brutzeln und lud ab und zu ein paar Menschen zum gemeinsamen Verkosten ein. Denen schmeckte es ebenfalls und so wurde aus dem Event ein Gasthaus.

Ich hatte also viel davon gehört und leider noch nie probiert. Und als ich in der Gießerstraße ankam, bedauerte ich doch ein wenig traurig, dass sich erst jetzt in der alten Fabrik mit ihren rohen Ziegelwänden und den riesigen Stahlprofilfenstern ein passables Restaurant angesiedelt hat – lange nach meinem Wegzug aus Leipzig,  Gut ein Jahr lange hatte einen Steinwurf entfernt gearbeitet, in einer damals kulinarisch wüsten Gegend. Es gab "das Lädchen" an der Ecke, wo man neben Zigaretten und Getränken auch geschmierte Brötchen bekam. An die halben Schrippen mit Hackepeter und dick Margarine(!) kann ich mich noch erinnern, als Ergänzungsnahrung und Geschmackskick holte ich mir dann oft einen dieser Riegel mit Kokos. Was meiner Figur gar nicht bekam. Eine Alternative wäre allerdings die Cafeteria am Arbeitsort gewesen. Ich erinnere mich an eine “sächsische Schlachteplatte" mit Leberwürsten so fett und ohne Geschmack, an weiße Pampesoße... All das kroch wieder hoch auch dem längst verschüttet geglaubten Essgedächtnis, als ich von der Straßenbahn zum Chinabrenner eilte.

Chinabrenner Mittagstisch

Stahlträger überspannen die weite Halle, dazwischen Stützpfeiler um die sich ein große und runde und kleine eckige Tische gruppieren. Auf den großen stehen runde Drehplatten, Bereit für das Abendangebot, um den Essern am Tisch den Zugriff auf die vielen leckeren Kleinigkeiten zu erleichtern.

Das allerdings kann ich nur erraten, denn jetzt, zum Mittagstisch, habe ich die Auswahl zwischen genau zwei Gerichten: Reis mit scharfem Gemüse und grünem Tee – alternativ Reis mit Gemüse UND Hühnerfleisch. Ich bestelle also bei Kellner 1, eigentlich Kellnerin 1, das Menü mit Fleisch.

Chinabrenner Füße

Der Chef steht offenbar nicht mehr selbst am Wok, jedenfalls nicht an diesem Tag. Er lässt Chinabrennen - in der Küche hinter der Theke werkeln junge Menschen routiniert. Bis mein Essen kommt habe ich reichlich Zeit mich umzusehen. An den Nebentischen das Leipziger Äquivalent des Berliner Hipsters, amerikanisch sprechende Kastenbrillen-Träger. Junge Frauen mit blondierten Haaren im Vorstadtschick picken mit ihren Stäbchen Reiskörner aus den Schüsselchen. Behaglich lehne ich mich zurück und betrachte die Zehennägel den chinesischen Gemüsebauern neben mir. Der Bauer ist zwar nur ein leicht überlebensgroßes Foto, aber seine Füße sind genau auf Höhe meines Kopfes. Ich wundere mich gerade, dass ein Sandalenträger so moosig gelb-pilzige Nägel haben kann (und wieso ich mir die beim Mittagessen ansehen muss), da serviert mir Kellner 1 geschäftsmäßig lächelnd mein Mittagsmahl: Reis, Streifen von etwas trockenem Hähnchenfleisch, Paprika, Cashewnüsse. Alles durchaus angenehm scharf und sehr aromatisch gewürzt. Kein Gericht für Soßenfanatiker: das ganze ist eher arm an Flüssigkeit, dadurch bleibt der Reis schön klumpig und lässt sich gut zusammen mit Gemüse und Fleisch mit den Stäbchen packen. Obwohl die Portion eher sparsam bemessen scheint, bin ich am Ende angenehm satt und geschmacklich sehr zufrieden.

Kassiert wird an der Theke, das Geschirr muss man selbst zum Abräumwagen bringen .Die junge Chinesin namens Kellner 1 nimmt mein Geld entgegen.. 6,50 Euro kostet der Imbiss, vegetarisch ist es einen Euro billiger. Mein Trinkgeld nimmt sie mit einem routinierten Lächeln entgegen.

Fazit: Schön, dass man in Plagwitz heutzutage auch was anderes bekommt als fettige Mettbrötchen. Ein ordentlicher Mittagstisch im Industrieambiente zu einem angemessenen Preis.Ein Versprechen, das Lust auf ein richtiges Sichuan-Gelage mit Abendkarte macht. Ich habe jedenfalls Lust darauf bekommen. Ein Grund, demnächst doch wieder über Nacht in Leipzig zu bleiben, wenn mich meine anstrengenden Geschäfte wieder am mal in die Stadt treiben.

Chinabrenner
Gießerstraße 18
04229 Leipzig

Täglich außer Sonntag ab 12 Uhr.
Mittagstisch Montag bis Freitag bis 14.30
Ab 18 Uhr Abendkarte.

Speisekarte, aktuelle Öffnungszeiten etc; chinabrenner.de