Dienstag, 21. August 2007

Anstrengend

Der Umzug nach Berlin rückt näher und kulinarisch gesehen ist das eine Durst- und Hungerstrecke. GutesEssen kampiert noch immer in der Zwischenwelt und nährt sich kümmerlich von Nudelsuppen und belegten Brötchen.
Der Leipziger Haushalt ist ebenso in Auflösung begriffen, überall stapeln sich - vorerst noch leere - Umzugskartons, meine Versuche zu ordnen und auszusortieren rufen in erster Linie neue Unordnung hervor, zu essen gibt es Sachen aus dem Vorratsschrank, die wegmüssen. Gerade entdeckte ich eine Dose Himbeeren mit dem Ablaufdatum 3.12.2002 und grübele jetzt, ob ich sie aufmachen sollte.

Aber es werden bessere Zeiten kommen. Letzte Woche haben GutesEssen und ich den Gasherd in der Berliner Wohnung eingeweiht, und zwar mit Fischspaghetti, einem echten Notessen, dessen Rezept mir Eintopf neulich verraten hat.

Zutaten:
Spaghetti
eine Dose Fisch (z.B. Hering in Tomatensauce, Thunfisch mit Gemüsesalat o.ä.)

Nudeln wie üblich in Salzwasser kochen, abgießen und zurück in den Topf geben. Die Fischdose öffnen, Inhalt zu den Spaghetti schütten und umrühren.

Das ist das ganze Rezept und ich gebe zu es klingt barbarisch, schmeckt aber, abhängig von der Qualität des Dosenfischs, gar nicht schlecht. Im Vergleich zu Tütensuppe ist das ein echter Fortschritt. Man kann natürlich nachwürzen, mit Kräutern, Oliven oder Kapern verfeinern. Wir aßen das Gericht, nachdem wir drei Unterschränke und zwei Küchenoberschränke des schwedischen Möbelhauses nebst diversem Kleinkram in die Wohnung geschleppt hatten und es möbelte uns so weit auf, dass wir noch einmal hinfahren und zwei Küchenarbeitsplatten transportieren konnten.

Am nächsten Tag musste der Backofen - ebenfalls gasbetrieben - ran und uns ein paar Tiefkühlpizzen aufbacken, was er bravourös erledigte. Die Hitze ist sehr direkt und fast sofort da, was für Pizza sehr gut funktioniert, bei der Lammkeule mit der Niedrigtemperaturmethode aber Schwierigkeiten bereiten könnte. Aber vor der Lammkeule stehen leider noch der Kücheneinbau und der Umzug und so wird die Durst- und Hungerstrecke hier vorerst noch etwas anhalten.
Und jetzt mache ich die Dosenhimbeeren auf.

Donnerstag, 2. August 2007

Ist Kult Kult, wenn man den Kult nicht erkennt?



Eine Currywurst ist eine Currywurst ist eine Currywurst. Oder? Nach meiner ersten Verkostung des umjubelsten Berliner Imbissproduktes wollte ich es wissen. Sind diese Würste nun wirklich eine göttliche Zwischenmahlzeit und die besten Exemplare sind mir nur noch nicht in die Pappschale gehüpft? Oder ist das alles Hype bzw. schnöde Geschmacksache? Also trollte ich mich so in der Gegend herum und entdeckte auf einmal diesen pittoresken Brater unter der U-Bahn, Haltestelle Eberswalder Straße. Konnopke sagt mit natürlich gar nichts und so gehe ich ganz naiv hin, bestelle Fassbrause (95 Cent) und Currywurst für 1,50 Euro. Die häufige Verwendung des C-Wortes bitte ich zu enschuldigen, aber dafür fehlen mir einfach die brauchbaren Synonyme. Der Kunde wird Zeuge einer hocheffizienten Auslieferungsprozedur. Mann ruft Bestellung, von hinten kommt die Wurst in der Schale, vorne quetscht eine Dame Soße über das Produkt und streut gelbes Würzpulver darüber. Der Mann kassiert ab und man/frau nimmt die Leckereien entgegen.

Fassbrause gehört dazu. Wer sie mag...

Das Fleischereiprodukt (doch ein Synonym) ist fluffig ohne Darm, schmeckt deutlich nach dem Herkunftstier und seinem Schmalz. Die Soße... eine Art Curryketchup. In der Gänze ein unspektakuläres Produkt, essbar, doch ohne Glamour. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass Konnopke der Imbiss in Berlin (jedenfalls um den Prenzlauer Berg herum) ist, der Laden, den Exkanzler Schröder angeblich immer besucht hat, dann... ja, was dann? Dann wäre vielleicht ein wenig vom Glanz der Promis auch auf meine Geschmacksknospen übergesprungen und ich hätte voller Wohlgefühl einen Star unter den Currybratlingen (noch'n Synonym) erschmeckt. Weil ich aber ein Unwissender bin und die Schröderstory erst später erfuhr, war es, was es war: eine Berliner Currywurst (ist eine Currywurst ist eine Currywurst). Die Fassbrause fand ich übrigens klasse.