Sonntag, 17. Februar 2008

Heiße Schokolade im Hafenkran

Kranhauscafé Berlin-OberschöneweideWohnen, arbeiten und Kaffee trinken im Kran. Das ist doch mal was.

Als ordentliche deutsche Bundesbürger pflegen auch wir den sonntagnachmittäglichen Spaziergang. Zwar müssen wir keinen Schweinebraten mit Klößen verdauen, da wir fast immer erst abends essen. Aber dennoch wandeln wir, wie bei dualen Lebenspartnerschaften üblich, am Sonntag durch die Berliner Stadtlandschaften. Das ist selbstredend ein Zeugnis dumpfen Spießertums, macht aber Spaß und bringt uns blassen Büromenschen ein wenig Farbe ins Gesicht. Heute ging es die Spree flussaufwärts nach Oberschöneweide.

Nach einer guten Stunde im eisigen Wind am Spreeufer hatte wir genug gesehen und suchten eine Ort zum Nasen- und Ohrenwärmen. Am südlichen Ende des kilometerlangen Industriekomplexes der einstmaligen AEG-Werke stießen auf das Kranhauscafé (Wilhelminenstraße 76). Wir hatten Glück. Gerade war ein Tisch in dem kleinen quadratischen Gastraum mit den beiden Fensterfronten frei geworden. Die Kuchen sahen selbstgemacht aus - da konnten wir schon nicht widerstehen. Für den Schokoladenrührkuchen zahlten wir 1,90 Euro, der Cappuccino kam auf 2,10 Euro. Wen es gelüstet, kann sich auch mit Trendlimonaden verköstigen - ich wollte mich aber mit einer heißen Schokolade (klein für 1,90 Euro) aufwärmen.

Heiße Schokolade im KranhauscaféBrauchte nochmal eine Anwärmung, dann war die Schokolade wirklich heiß.

Die wurde mir dann leider lauwarm serviert. Aber die äußerst flotte Damendreierriege hinter der Theke reagierte auf meine Reklamation freundlich und professionell. Fünf Minuten später hatte ich mit einer Entschuldigung ein frisches Glas vor mir stehen - schön heiß und diesmal sogar mit Schokosoße auf der Schlagsahne.

Wasabi meinte übrigens, Hamburger träumten davon, in einem Hafenkran zu wohnen. Der Cafébesitzer, der, wie wir seiner Website entnehmen, Hamburger ist, wohnt in den drei Stockwerken über seinem Lokal und genießt von dort einen superben Blick über die Spree nach Niederschöneweide. Wir gönnen ihm das aus tiefsten Herzen, weil er ein so schönes Café an diesem gastronomisch unterversorgten Ort eröffnet hat und werden gerne wiederkommen. Nicht nur nach dem Sonntagsspaziergang. Übrigens ist das Kranhaus schon jetzt angenehm rauchfrei, wo viele Gaststätten das Berliner Qualmverbot noch ignorieren. Noch'n Pluspunkt. Jedenfalls für Nichtraucher.

Donnerstag, 14. Februar 2008

Ein guter Tag dank "Chang"

Ein Blick auf die Datumsangabe verheißt Ungutes: Es ist Valentinstag, die Cafés und Restaurants fahren alles auf, was sie an Zweiertischen zu bieten haben und landauf, landab gucken sich Paare gaanz tief in die Augen statt auf die Leckereien auf dem Teller. Was macht also derjenige, der importierten Feier- und Gedenktagen skeptisch gegenüber steht? Er geht einfach einen Tag früher aus.

Dieser – natürlich paarweise vollzogene – Ausritt war ohnehin schon lange geplant, nämlich seitdem wir am schmutzigen, dunklen, von ständigen Besitzerwechseln gekennzeichneten Ende der Gottschedstraße (Nr. 18) ein helles Licht in Form des Thai-Restaurants „Chang“ erblickten. Das Wort „Thai“ löste bisher vor allem Assoziationen mit dem Mai Tai in der Könneritzstraße aus, das zwar sehr gut, aber leider nicht ganz billig ist. Die Karte des „Chang“ verhieß da eine gute Alternative.

Das Lokal ist nicht allzu groß, zweigeschossig und mit recht kleinen Möbeln ausgestattet, also für den Ausgang zu zweit sehr gut geeignet – man kommt sich zwangsweise näher. Gegen 17:30 Uhr war noch nicht viel los, aber das änderte sich sehr schnell. Pünktlich zur Tagesschau war der Laden voll, obwohl er noch nicht allzu lange existiert. Aus den Lautsprechern quoll dezent rockig angehauchte asiatische Musik und die Karte offerierte übersichtlich (also nicht zu) viele Gerichte mit Ente, Huhn, Schwein, Rind, Fisch sowie ohne Fleisch. Die Preise sind moderat, sie gehen bei Hauptgerichten bei knapp 6 EUR los und enden bei etwa 12 EUR.

Da das Bier entweder etwas teurer oder Weizen war, entschieden wir uns für Thai-Tee mit Sirup in der heißen (Siam, 2 EUR) und in der Eis-Version (Chadamyen, 2,90 EUR). Beide waren würzig, sehr süß und trotzdem durstlöschend. Kurz danach kam die Vorsuppe, Tom Kha mit Tofu (2,60 EUR). Ich benutze ungern und sparsam Superlative, aber das war die beste Suppe, die ich seit langem gegessen habe, inklusive meiner selbst gekochten. Die Haupt-Geschmacksgeber Zitronengras und Kokosmilch ergänzten sich wunderbar, dazu kam eine leichte Ingwerschärfe und Zwiebelsüße. Geröstete Champignonköpfe und Tofustücken hatten noch Eigengeschmack, schwammen also noch nicht stundenlang im Sud. Dazu war diese kleine Preis-Leistungs-Sensation etwas süßlich und ich grübelte schon am Tisch, wie man sie zu Hause nachmachen könnte.

Kaum war die Vorspeise verputzt, dampften schon die Hauptspeisen vor uns. Jeder bekam einen Reishügel auf einem Extrateller und dazu auf einer Platte oder in einer Schüssel (je nach Flüssigkeitsgrad) Gemüse, Fleisch und Soße. Sowohl das Gaeng kiew wahn tau hu (Tofu mit Gemüse, 5,90 EUR) meiner Begleitung als auch mein Panaeng ped (knusprige Ente mit Bohnen und Nüssen, 8,50) waren in der Karte mit einer Schote gekennzeichnet gewesen. Obwohl das Vorwort betont hatte, dass man eher sparsam schärfe und zum Nachwürzen einlade, war der Schärfegrad für uns Chili-Fetischisten schon vollkommen ausreichend. Masochisten können auch zwei-Schoten-Gerichte wählen.

Auch sonst gab es eigentlich nichts zu maulen – das Gemüse war knackig, aber nicht roh, weder über- noch unterwürzt, von Ente und Tofu gab es reichlich in idealem Aggregatzustand (also knackig bzw. bissfest), der geringe Anteil von Salz fiel keineswegs negativ auf und die beigelegte Rohkost mussten wir leider liegen lassen. Sie war zwar verlockend bunt und frisch, hatte in unseren überfüllten Mägen aber keinen Platz mehr. Wir schafften es einfach nicht, von den Hauptgerichten etwas übrig zu lassen.

Deswegen mussten wir auch auf Nachspeisen verzichten, auch wenn die möglicherweise das Tüpfelchen auf einem ohnehin schon sehr großen i gewesen wären. So verließen wir das „Chang“ hochzufrieden und mit dem festen Vorsatz, hier nicht das letzte Mal gewesen zu sein. Leisten können wir uns das allemal.

Sonntag, 10. Februar 2008

Ein Abendessen unter Normannen



Erwähnte ich schon, dass ich mit Asterix Lesen gelernt habe? Meine ersten Hefte bekam ich kurz vor dem Schuleintritt von einer Tante geschenkt, die wohl dachte, ein Heft mit so vielen bunten Bildern und wenig Text müsse etwas für Kinder sein. Sie hatte nicht Unrecht, und seitdem fieberte ich jedem neu erscheinenden Asterix-Band entgegen, bis René Goscinny das Zeitliche segnete und ich nach zwei bis drei Bänden unter Uderzo-Regie kapiert hatte, dass Asterix nie wieder so gut werden würde wie vordem.

"Asterix und die Normannen" war einer meiner ersten Bände und kürzlich ist mir aufgefallen, dass die Normannen eigentlich ganz sympathische Kerle sind: Wissbegierig, weit gereist, humorvoll und musikalisch, denn der Gesang des gallischen Barden treibt sie die Klippe hinunter.

Nicht zuletzt wird auch in diesem Asterix-Band gut gegessen. Olaf Maulaf, der Chef der Normannen, verspeist in seinem Zelt am Strand ununterbrochen sahnige Gerichte: Schnitzel à la crème, Hühnchen à la crème, Seezunge à la crème...Wo die Normannen die ganze Sahne hernehmen, wo doch in ihrer Heimat "die Nächte Monde dauern" und auch das Schiff für die Milchwirtschaft nicht gerade geeignet erscheint, das wird in dem Heft leider nicht geklärt. Es bringt mich aber dazu, meine winterliche Fischsuppe fortan als "normannisch" zu bezeichnen, die ist nämlich eine kräftige sahnige Angelegenheit (Fischsuppe mediterran mit Tomaten und Fenchel gibt es erst im Sommer wieder).

Das Rezept ist die Abwandlung einer isländischen (also fast normannischen) Muschelsuppe aus diesem Kochbuch und lässt sich auch sehr gut mit Miesmuscheln zubereiten. Das Buch enthält auch ein ganz ähnliches Rezept für eine neuenglische Fischsuppe mit Sahne, was die Hypothese unterstützen würde, dass die Normannen zu ihrer Zeit bereits die nordamerikanische Küste erreicht und besiedelt hatten und dabei wie in Gallien einige Kochrezepte zurückließen.

Fischsuppe Maulaf

ca. 50g durchwachsener Speck in kleinen Würfeln
1 kleine Stange Porree oder ein Bund Lauchzwiebeln, in Ringe geschnitten
3 mittelgroße (vorzugsweise mehlige) Kartoffeln, längs geviertelt und in Scheibchen geschnitten
etwa einen halben Liter Fischbrühe, da ich die nie habe nehme ich Wasser mit etwas Bio-Gemüsebrühe
2 Lorbeerblätter
etwas getrockneter Thymian
schwarzer Pfeffer, Salz
ca. 100ml Sahne
Fischstückchen oder Muscheln nach Wunsch, auch gemischt: Seelachs, Rotbarsch, Miesmuscheln, Lachs geht auch, vielleicht nicht unbedingt einen Fisch, der kurz vorm Aussterben steht oder per Transportflugzeug aus Afrika geliefert wird. Ich verwende häufig tiefgefrorenes Fischfilet aus dem Vorrat, das lasse ich vorher natürlich auftauen. Menge nach Wunsch - bei 200g wird es ein Süppchen, mit mehr Fisch wird es ein Hauptgericht.

Speckwürfel bei geringer Hitze im Suppentopf auslassen und leicht bräunen. Porree oder Lauchzwiebeln im Speckfett kurz andünsten. Kartoffeln, Brühe oder Wasser und Gewürze dazugeben und etwa eine Viertelstunde im geschlossenen Topf kochen lassen bzw. so lange, bis die Kartoffeln gar sind und schon leicht zerfallen. Sahne dazugeben und die Suppe abschmecken. Hitze so weit herunterregulieren, dass die Suppe nur noch ganz leicht kocht und das Fischzeug in den Topf legen, Deckel drauf und gar ziehen lassen, nur noch vorsichtig umrühren und eventuell nachwürzen.

Neulich gabs dann noch Apfelkuchen als Nachtisch, allerdings keine Tarte Normande, sondern einen simplen gedeckten Apfelkuchen.

Donnerstag, 7. Februar 2008

Säbelrasseln im Fleischberg, oder: Karneval jenseits von Rio

Hm, wie könnte man am adäquatesten den fleißigen Fressbloggern zum 100. bzw 1. gratulieren? Meiner höchstsubjektiven Meinung nach natürlich mit einem neuen Eintrag. Und der enthält folgerichtig nicht das versprochene Soljankarezept, denn man braucht ja noch Ziele, denen man entgegen streben kann. Vielmehr will ich hier mit etwas dienen, womit alles begann: Der Zerpflückung einer Leipziger Lokation.

Denn es gibt Neues an der Pleiße. Fleißige Leser der Gastro-Rubrik des Stadtmagazins Kreuzer werden es kaum übersehen haben, denn dort wurde das Lokal im Januar ausführlich besprochen, leider reichlich neutral. Es blieb also nur eines - selber essen macht klug. Also zog es mich, von einer feierwütigen Menschengruppe umrahmt, am Faschingsdienstag ins Rodizio in die Jacobstraße 2, mit virtuellem Blick auf die nicht mehr existierende Blechbrücke am Tröndlinring.

Zuerst einige Worte zum Konzept des Restaurants, das immerhin in Leipzig Neues verheißt - brasilianisch soll es hier zugehen. Angeblich gibt es Lokale dieser Art in Brasilien in jedem Kuhdorf und die dazu passenden Kühe und andere Tiere werden dort in großen Mengen direkt vom Grillspieß gesäbelt. So auch der Ansatz an der Pleiße: Man kann zwar a la carte futtern, originell wird es aber erst bei den sog. "Rodizios". Hierbei zahlt man einmal für alles (gilt nicht für Getränke), kann das gesamte Buffet abräumen und bekommt alle Fleischbrocken direkt an den Tisch gebracht.

Das sieht folgendermaßen aus: Man ordert das kleine Rodizio (fünf Gänge) zu 17,80 EUR oder das große (neun Gänge) zu 19,80 EUR, bekommt eine kleine Tischampel (= Stück Holz) mit rotem und grünem Ende und signalisiert durch das nach oben zeigende grüne Ende, dass man aufnahmebreit ist. Dann kommt früher oder später eine junge Dame mit einem Riesenspieß angestiefelt, säbelt ein Stück ab und versucht, es halbwegs elegant auf den Teller zu bugsieren. Vorläufig noch etwas ungelenk, aber man hat ja gerade erst eröffnet. Dann geht es Schlag auf Schlag, es folgen in genau dieser Reihenfolge: Kasseler, Chorizo, Spare ribs, Hühnchenschenkel, Pute im Speckmantel, Boulette, Schweinebraten, Lamm und brasilianisches Rind. Wer etwas davon besonders liebte, kann am Ende noch nachordern, wenn er/sie dazu noch in der Lage ist.

Ich war es nicht, was vor allem an der unglaublichen Fleischmenge (zu viel für einen, der in letzter Zeit nur noch sehr selten totes Tier isst) und an den erheblichen Qualitätsschwankungen lag. Denn ich habe mich in selbstzerstörerischer Manier zugunsten des Lecker-Essen-Geburtstags mit der Maxiversion gegeißelt, auch weil nur dort Lamm und Rind lockten. Mein subjektives Fazit dieses Abends: Der Kasseler war angenehm unsalzig, aber die Kruste schon fast zu schwarz, die laut Karte "feurige" Chorizo mild und sehr fettig, die Spare ribs solide und reichhaltig, die Pute im Speckmantel (mit nicht zu viel Speck) der Gewinner des Abends, die Boulette durchgegrillt, aber etwas zu groß und kümmellastig, der Scheinebraten unspektakulär, das Lamm in Wirklichkeit ein Hammel (was für mich persönlich ein Gewinn war, für meine Essgenossen aber Folter, die in Essverweigerung mündete) und das Rind zum Schluss hochgradig englisch und bis zur Unessbarkeit von Sehnen durchsetzt.

Zum Menü gehören standardmäßig (auch in der kleinen Variante) noch leckeres hausgemachtes Portweineis (das wohl wirklich hausgemacht war, weil nicht allzu cremig, sondern etwas wasser-krisselig) mit Mango-Kiwi-Püree, das von der Konsistenz her eher eine Soße war, und flambierte Ananas. Es sieht sehr hübsch aus, wie sie ebenfalls am Spieß gebracht und direkt am Tisch flambiert wird, aber das Verspeisen offenbart das Dilemma, das im ganzen System steckt. Während meine Nachbarin schwärmte, kaute ich lustlos auf einem geschmacklsen, unzerbeißlichen Strunk herum. Und diese Unregelmäßigkeiten zogen sich fast durchs ganze Menü - wer Glück hatte, bekam etwas mehr Kruste, die anderen eben nicht bzw. nicht durchgegrillte Stücke, ebenso beim Rind, das wunderbar zart oder eben versehnt war. Auch die Größe der Stücke schwankte stark (außer bei den Einzelstücken - Ribs, Boulette, Pute, Chorizo).

Natürlich gibt es auch Vorteilhaftes zu berichten. Man kann die Essgeschwindigkeit selbst bestimmen, da man ja über die Ampel verfügt, so dass wir letztenendes ca. drei Stunden lang kauten. Außerdem steht allen Rodizio-Bestellern das Buffet zur Verfügung, an dem man sich für 13,50 EUR auch ohne Spießbürgerei vergreifen darf. Das würde ich allerdings nicht tun, denn es bietet zwar angenehm viele Soßen (mit Sicherheit nicht alle hausgemacht), aber wenig Sättigendes. Vegetarier verzweifeln sicher daran, denn außer Sauerkraut, Kartoffelecken, Olivenbrot und überbackenen Nudeln finden sie nicht viel Nährstoffreiches. Selbst der Couscous kommt nicht ohne Kochschinken aus. Die - immerhin vegetarischen - Dessertgläser (rote Grütze im Ost-Stil, also knallrosa, ohne erkennbaren Fruchtgeschmack mit Vanilesauce) waren sicher auch nicht das schlagende Argument für die Buffetvariante.

Fazit: Wenn man in Gesellschaft einen langen Abend verbringen, dabei extem viel essen und trinken und mal was Originelles machen will, kann man sich ganz gut im "Rodizio" amüsieren - vorausgesetzt, man ist kein Gourmet, hat zu viel Geld und isst nach der Devise "Hauptsache wat zwischen de Kiemen". Außerdem sollte man einen enormen Getränkeverbrauch einkalkulieren, denn die Speisen verlangen nach Begleitflüssigkeit. Mir hat der nachwirkende Durst noch eine unangenehme Nacht beschert. Caipirinha und Wein bzw. brasilianisches Bier sind da kein Ausweg, weil zu unergiebig und auch nicht gerade billig. Vielleicht sollte man es mal a la carte probieren, die gesamte Karte im Original-Layout findet man auf der Homepage. Da gibt's sogar Fisch.

Und jetzt wird erst einmal gefastet. Es wird mir nicht schwer fallen.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Wenn die Nachbarin eine Backphase hat...

zupfkuchenSelbst gemacht, keine Backmischung


... bekommt der Lecker-Essen-Haushalt glatt mal ein paar Stücke ab. Genau passend zu - Trommelwirbel! - einem Jahr Lecker-essen-Blog und dem hundertsten Beitrag.

Es könnten ein paar Texte und Bilderchen mehr sein. Aber derzeit läuft es wirklich zäh, das geben wir gerne zu. Woran es liegt? Trübes Berliner Winterwetter, trostlose Winterkost, Gemüsemangel? Eigentlich kann es das nicht sein, denn als das Blog vor einem Jahr startete, war die Situation naturgemäß die gleiche. Sogar der Winter hat sich geklont. Trüb, trostlos - und ein Mangel an Gemüseabwechslung. Wir erinnern uns: Möhren, Möhren, Möhren!

Wir haben unseren Berlinumzug wohl noch immer nicht ganz verdaut. Im kuscheligen Leipzig mit seiner doch ziemlich überschaubaren Gastronomie kannten wir uns recht gut aus. Kein Wunder: über ein Jahrzehnt in einer Stadt - da bekommt man/frau allerhand mit. Wenn wir über etwas schrieben, hatten wir es mindestens schon zweimal getestet.

In Berlin haben wir (noch) keine Bio-Salatkiste zum drüber Philosophieren und meckern, sind noch am Finden der schönsten Einkaufsgelegenheiten und Lieblingsfresstempel. Fast ein wenig lähmend wirkt das unüberschaubare Angebot an Kneipen, Gaststätten und Imbissen. Wo soll man anfangen in dieser Stadt - und vor allem wann? Das erste Mal seit langem sitze ich am liebsten abends auf dem Sofa mit einem Heißgetränk und einer Tafel Schokolade.

Wenn wir, wie letzthin, doch mal um die Häuser ziehen und Läden wie die Jansen Bar zur gepflegten Cocktailstunde aufsuchen, verlässt mich der Schreibdrang, sobald der Blogeditor aufgeht. Ist das der Writer's Block(g)? Oder sind alle Geschichten erzählt, alle Themen gegessen, sozusagen alle Cafés abgefrühstückt? Ich glaube nicht. Der Kompagnon und Suppenexperte Eintopf will schließlich noch sein Soljanka-Rezept beisteuern. Und wenn der der gute Freund R. aus Leipzig endlich mal einen vernünftigen Internetanschluss hat, finden wir hier vielleicht auch die eine oder andere äußerst kundige Weinverkostung. Doch das steht derzeit in den Sternen und wir wollen hier niemanden unter Druck setzen.

Aber 365 Tage Blog und 100 Postings sind doch eine merkwürdige Angelegenheit. So wie der 30. Geburtstag oder der Studienabschluss. Nicht ganz so wichtig, aber doch eine gewisse Grenze, über die man fast unmerklich schwebt. Erst sagt man sich, dass das nichts ändere. Denn danach geht's einfach weiter. Manchmal aber anders, als man sich das vorher so schön dachte. In diesem Sinne: lassen wir uns überraschen - so ein Blog ist halt doch ein unberechenbares Ding.

Wasabi und GutesEssen