Wie bei allem im Leben gibt es auch beim Kochen und Essen Phasen. Die "keine Lust, was Aufwendiges zu kochen-Phase" mit einem Wechsel von etwa drei Gerichten (Nudeln mit Soße, Nudelauflauf, Bratkartoffeln) ist seit gestern vorbei.
Dieser sympathische Kürbis der Marke Hokkaido ist ebenfalls ein Insasse der Gemüsekiste und schon seit letztem Jahr bei uns. Bisher hatte er Glück, denn er schmeckt süßlich – fast wie Möhren – und das ist ja bekanntlich eine Geschmacksrichtung, die im Lecker-essen-Haushalt momentan nicht so beliebt ist. Daher konnte er die letzten drei Monate dekorativ auf dem Küchentisch überdauern, im Gemüseladen findet man seinesgleichen vermutlich nicht mehr, denn der Kürbis ist ein typisches Herbstgemüse.
Gestern musste er aber dran glauben, um sich in die Füllung einer italienischen Teigspezialität zu verwandeln. Kochen mit Kürbis hat immer etwas von Schlachtfest, dem armen Kerl wird ein Messer in den Bauch gebohrt, die Eingeweide in den Müll gekratzt, der Rest in handliche Stücke geschnitten und geschält. Kürbisse sind übrigens Beerenfrüchte und heißen nicht zu Unrecht Panzerbeeren.
Für die Füllung der Cappellacci werden die Kürbisstücke zunächst im Ofen gegart, auf dem Backblech bei 180 bis 200 Grad etwa 30 bis 45 Minuten. (Übrigens auch eine gute Zubereitungsmethode wenn man jetzt sofort Hunger hat: dazu die Kürbisstücke mit Öl einpinseln, salzen und mit getrockneten Kräutern nach Wunsch bestreuen, backen lassen. Mit einer Joghurtsauce oder saurer Sahne servieren).
Nach dem Ofen hat der Beerenpanzer seine Widerstandsfähigkeit völlig verloren und lässt sich mit einer Gabel oder dem Pürierstab leicht zermusen.
Auf ungefähr 300g gegartes Kürbisfleisch kommen ein Eigelb, vier zerbröselte Amaretti-Kekse, zwei Scheiben ganz fein gehackter Schinken (laut Rezept italienischer Prosciutto, aber da wollen wir mal nicht so sein, anderer milder Schinken geht auch), reichlich (etwa drei große Handvoll) frisch geriebener Parmesan, etwas Muskatnuß und Salz, soweit nötig.
Für die Nudelhülle mache ich Nudelteig aus 150g Mehl und zwei Eiern, etwas Salz und nach Bedarf noch Wasser. Mein Kochbuch empfiehlt gottseidank x-beliebiges Mehl Type 405 und rät von speziellem Pasta-Hartweizengrieß, oder was einem Authentizitätsfanatiker noch so einreden wollen, ab, und erspart dem Benutzer die nervenaufreibende Suche nach irgendeinem angeblich einzig wahren Spezialmehl – so was hat mich schon oft vom Kochen abgehalten.
Der Nudelteig muss zunächst kräftig geknetet werden und dann, in Folie eingewickelt, ca. 15 Minuten an einem warmen Ort ruhen. Danach rolle ich ihn mit dem Nudelholz in zwei Portionen dünn aus. Das ist wirklich nicht so wahnsinnig wie es klingen mag. Eine Nudelmaschine erleichtert diese Arbeit möglicherweise, aber da ich so ein Teil nicht besitze, kann ich dazu nichts sagen.
Den ausgerollten Teig schneide ich am Lineal entlang in 10cm breite Streifen. Die Füllung wird in kleinen Häufchen, jeweils ein guter Teelöffel voll, auf dem Streifen verteilt – die Kleckse ungefähr 2,5 cm vom Rand des Streifens und im Abstand von etwa 5cm untereinander. Dann kann man die freie Seite des Streifens drüberklappen, festdrücken und zwischen den Klecksen durchschneiden.
Wenn man einmal so weit gekommen ist (bei mir hats ungefähr eine Stunde gedauert), ist der Rest so einfach wie Pasta mit Maggi-Fix: Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen, die Cappellacci zwei bis drei Minuten kochen (eventuell eins probieren, der Teig darf innen drin nicht mehr weiß und mehlig sein), vorsichtig abtropfen lassen, mit flüssiger Butter und noch mehr Parmesan servieren.
Die oben genannten Menge mit 150g Mehl ergab drei Portionen, die von maßlosen Essern aber auch ohne weiteres zu zweit verspeist werden können.
2 Kommentare:
Sehr schön gemacht, von den Fotos gefällt mir das Kürbis-Bild am Besten.
Ja, die Ravioli selbst sind nicht sonderlich fotogen.
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