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Samstag, 5. Mai 2007
Mittagstisch im Heine - Leckereien in Plagwitz
Wenn ich ab und zu in einem der allgegenwärtigen Frauenschundhefte (Glamour, Instyle, Freundin, Petra, Vogue Elle, Cosmopolitan) blättere, bleibe ich regelmäßig auf den Gastroseiten hängen. Dort quaken dann grenzgewichtige (nach unten, selbstverständlich) Redakteurinnen davon, was man heutzutage zum stylishen Lunch zu sich nehmen sollte. Mittagessen geht heute ja niemand mehr. Und dann empfehlen die Mäuschen einen leichten Cesar's Salad und dazu (natürlich!) Evian, kalorienfrei, geschmacksarm und gut für den Teint. Damit kannst du mich jagen, ich brauch was Anständiges zwischen die Zähne, sprich: Substanz, denn nur Grünes lässt bald wieder den Magen grollen. Also ignorierte ich das Wort Businesslunch auf der Karte des Restaurants Heine, denn besonders busy war ich nun wirklich nicht, und testete gemeinsam mit Wasabi den Mittagstisch dieses sehr ambitionierten Restaurants am Rande von Plagwitz. Dort gibt es ein Mittagsmenü für 13,50 Euro - Freund R. hat es uns schon seit längerem wärmestens empfohlen.
Um zum Restaurant zu kommen, muss man durch einen schmalen Durchgang an der Karl-Heine-Straße. Die hohe Mauer hält den Straßenlärm ab, dahinter öffnet sich ein traumhafter Park mit uralten Linden, Kastanien und Ahornbäumen direkt am Wasser, mittendrin das Restaurant. Wegen des wunderbaren Wetters nahmen wir auf der Wiese an einem der Mamortische in den bequemen Korbsesseln Platz, dort gab es Sonnenschirme. Die äußerst zuvorkommende Kellnerin deckte sofort unseren Tisch ein und brachte die Menükarte. Man hat die Wahl zwischen Einzelgerichten oder drei Gängen, die man frei zusammenstellen kann. Als Hauptspeise bot die Küche diesmal ein Nudelgericht, zwei Fleischgerichte (auch Schnitzel mit Bratkartoffeln!) und den Cesar Salat an. Während wir noch grübelten, kamen schon die Getränke. Das Radeberger Pils (0,3 Liter für 2,50 Euro) war gut gezapft und hatte, wie Apfelschorle (2,60 für 0,2 Liter!) und San Pellegrino Mineralwasser (3,60 für eine halben Liter) genau die richtige Kühlung. Wir entschieden uns beide für das Menü und nahmen als Vorspeise die Spargelcremesuppe - das Heine hat derzeit auch Spargelwochen. Zum Aufwärmen gab es ein paar Weißbrotscheiben und dazu Süßrahmbutter. Die Suppe war perfekt - leicht schaumig, süß-spargelig von unaufdringlicher Vollmundigkeit. Das ging ja recht vielversprechend los.
Die Hauptgerichte lösten schon optisch dieses Versprechen ein. Wasabi hatte die Gebratene Lachstranche auf Cima di Rapa und Rote Beete-Couscous bestellt. Statt dem Lachs, der wohl nicht verfügbar war, gab es Zander - noch besser, fand Wasabi. Der Koch hatte die reichlich bemessenen Stücke auf der Haut in Butter saftig gebraten, der Couscous konnte mit seiner dezenten Grießbreiigkeit nicht ganz mithalten. Kein Problem, denn die zart-zitronige Sauce und der knackige Stengelkohl waren einfach exzellent.
Die Geschmorte Schulter vom Zicklein auf Tomaten-Schluppenragout mit Ravioli in Nußbutter war einfach nur herrlich. 48 Stunden bei 70 Grad hatte das Ziegenkind im Ofen verbracht - saftiger und zarter kann Fleisch nicht sein. Die leicht pfeffrige Note passte perfekt zu dem milden Gemüse aus grünen Frühlingszwiebeln und den hausgemachten Eierravioli mit Frischkäsefüllung. Zum Dessert Frische Erdbeeren mit Zitronenmousse oder Espresso? Da mussten wir nicht lange überlegen.
Da saßen wir nun in diesem lauschigen Garten, betreut von einer außergewöhnlich freundlichen und trotzdem natürlichen Kellnerin und hatten ein meisterliches Menü zum unschlagbaren Preis genossen. Dienstag bis Freitag bietet das Heine dieses absolut empfehlenswerte Mittagsangebot und macht damit Appetit auf das Abendangebot mit den so beworbenen "erlesenen Weinen", die wir diesmal nicht getestet haben. Allen Frauenpostillenredakteurinnen rate ich zum Lunch im Heine wenn sie mal in Leipzig sein sollten, der Cesar Salat dürfte ebenfalls den besonderen Pfiff haben. Wir werden jedenfalls öfter dort essen, denn selten sind wir so zufrieden aus einem Restaurant gegangen. Bravo Heine, weitermachen!
Update (18. Dezember 2007): Von R., den wir am Wochenende in Leipzig besucht hatten, kam die traurige Nachricht: Den Mittagstisch gibt es nicht mehr, das Heine öffnet jetzt erst ab 18 Uhr.
2 Kommentare:
Wir wohnen nun seit fast 1 1/2 Jahren in unmittelbarer Nähe (keine 100m zu Fuß!) vom Heine Restaurant und das Komische ist, dass ich erst vor rund 2-3 Wochen darauf aufmerksam geworden bin. Das Schild ist sehr unscheinbar und auf der schnell und viel befahrenden Karl-Heine-Str. sicherlich auch schnell zu übersehen.
Schräg gegenüber befindet sich das Italienische Restaurant "Da Pinocchio", das wir schon seit längerem kennen, da es hier eine sehr gute Pizza gibt. Aber das Heine Restaurant müssen wir unbedingt mal ausprobieren, es sieht von außen jedenfalls sehr romantisch aus!
Ich glaube, das Heine gibt es auch erst seit vergangenem Herbst, also ein gutes halbes Jahr.
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