Mittwoch, 9. Mai 2007

Liebesgrüße von Doktor Schiwago: Buchweizen-Blinis

Persönliche Vorurteile gegenüber Nahrungsmitteln sind ja gar nicht so selten.
Mein Bekannter G. zum Beispiel pflegt ein nicht sonderlich enthusiastisches Verhältnis zu Buchweizen, weil er das Pseudogetreide zuerst als faden, mit Wasser zubereiteten Brei kennen gelernt hat. Für seine Freunde gehörte die am offenen Feuer gekochte Grütze zu jeder längeren Wanderung dazu. Sie schwelgten in Erinnerungen an irgendeinen tollen Russlandurlaub, G. hingegen, der damals nicht mit dabei war, fühlte sich wie im Gulag, wünschte sich sehnlichst eine Thüringer Bratwurst und mied Buchweizen fortan, wo er konnte.



Meine Assoziationskette zu Buchweizen beginnt in den achtziger Jahren bei der Brigitte meiner Mutter. Blinis – kleine Buchweizen-Hefepfannkuchen – mit Crème fraîche und Kaviar waren im Yuppie-Jahrzehnt die Vorspeise, denn sie vereinigten Exotik (Russland) mit einer Reminiszenz an die französische Küche (Crème fraîche) und einem Statussymbol (Kaviar). Gegen Ende der Achtziger gelangte das Rezept (allerdings mit Forellenkaviar) auch in die Kochrubrik der Brigitte.
Ausprobiert habe ich das Rezept natürlich lange Zeit nicht, erinnerte mich aber daran, als mir eines Tages in einem großen Supermarkt eine Tüte Buchweizenmehl auffiel, die ich dann auch kaufte.

Seither sind die Blinis (wenn auch leider ohne Kaviar) für mich zum Standardrezept geworden: Sie sind leicht und schnell zuzubereiten mit Zutaten, die meist im Haus sind, passen zu vielem und sind nicht zuletzt sehr leckere kleine, lockere Pfannkuchen mit dem würzigen, nussigen, ganz eigentümlichen Buchweizengeschmack.

Mein Rezept für zehn bis zwölf Stück (für Zwei zum Sattessen oder für vier bis sechs Esser als Vorspeise):

70g Buchweizenmehl, 70g normales Mehl, einen halben Teelöffel Zucker und ein halbes Päckchen Trockenhefe mischen und mit 1 Eigelb, 75g saurer Sahne (10% Fett) und 1/8l Milch verrühren. Etwas ruhen lassen (10 Minuten bis mehrere Stunden – wie es gerade passt), den Teig salzen und das geschlagene Eiweiß unterziehen.
In einer Mischung aus Butter und Öl kleine Pfannkuchen braten, mit etwa zwei Esslöffeln Teig pro Stück bei eher moderater Hitze – die Blinis gehen etwas auf und müssen auch innen gar werden.

Das Rezept lässt sich leicht vervielfachen. Wenn mans einmal gemacht hat und weiß, wie die Konsistenz des Teiges sein muss, kann man das Rezept auch abwandeln und mehr oder weniger saure Sahne nehmen oder etwas anderes, was gerade da ist (Schmand, Joghurt, süße Sahne), der Geschmack verändert sich dadurch nicht wesentlich. Nur das Ei ist unverzichtbar.



Fischig-Salziges passt tatsächlich gut zu den Blinis, zum Beispiel Räucherlachs, eingelegter Hering oder Krabben, und unbedingt leicht gesalzene saure Sahne und feine rohe Zwiebelwürfel dazu. Fischeier wären auch eine gute Wahl, nur dürfen sie nicht muffig-schlammig schmecken, wie der Forellenkaviar, den es neulich mal auf einem Buffet gab. Hier ist es vielleicht nötig, verschiedene Fabrikate durchzuprobieren oder sich gleich hochwertigere Fischeierkonserven aus Skandinavien mitzubringen.
Aber auch mit Gemüse oder Salat – beispielsweise mit Spargel – schmecken die Blinis sehr gut. Im Herbst habe ich einmal in Orangensaft geschmorte Schwarzwurzeln dazu gegessen. Es spricht auch nichts dagegen, Blinis mit Süßem zu kombinieren – Apfelmus, Preiselbeeren, meinetwegen Nutella. Vielleicht zum Frühstück? Sonntags?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ach, jetzt weiß ich wieder, woher ich das Wort "Blinis" kenne. Die Klitschkos verraten in ihrer Milchschnittenwerbung, wie furchtbar die vom älteren Bruder (Vitalij?) hergestellten schmecken.

Wasabi hat gesagt…

Als Nicht-Fernseher kenn ich die Werbung gar nicht. Die Klitschko-Blinis sind anscheinend normale Pfannkuchen ohne Buchweizen, jedenfalls haben sie die bei Alfredissimo gekocht.
Blini-Rezept

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