Montag, 9. April 2007

So licht und weit. Café und Kunst in Leipzigs Mitte

Der Mittag war sonnig, ein Wetter zum Mantel aufknöpfen. Wenn nur nicht dieser schlimme Wind gewesen wäre, der uns durch die Straßen pustete. Deshalb entschieden wir uns am Ende unseres Osterspaziergangs gegen einen Kaffee im Freien und gingen ins Café und Restaurant im Bildermuseum. Hier sitzt man auch fast wie unter freiem Himmel, aber windstill und warm. Ich liebe diesen himmelhohen Raum, der überhaupt nichts Enges, "Gemütliches" hat, der offen und hell ist und doch überhaupt nichts von der hektischen Neonkälte eines Fastfoodrestaurants ausstrahlt. Dazu gehört auch diese besondere Akustik mit ihrem Hall und den verwehten Gesprächsfetzen der anderen Gäste. Die Replik einer Davidstatue und ein riesiges Bild über dem Eingang zur Bar erinnert daran, dass man an einem Kunstort sitzt.

Davidstatue Innenraum Cafe im Bildermuseum

Ein paarmal habe ich die Enk'sche Küche schon getestet, nicht nur im Museumscafé sondern auch im Palermo. Jedes Mal war ein Genuss. Frische, Zutaten, Geschmack stimmten einfach. Heute aber hatten wir ein ausgiebiges Ostermontagsfrühstück hinter uns, waren also satt und wollten den Mittag einfach bei einem Heißgetränk ausklingen lassen. Nur S., die heute noch arbeiten musste, wollte einen kleinen Imbiss nehmen und studierte begeistert die umfangreiche Karte, um dann ein "Geliebtes Tomatenbrot" (das heißt wirklich so) für 3,90 Euro zu bestellen. Wir bekamen einen ausgezeichneten Cappuccino (2 Euro) und ich war ganz zufrieden mit dem Tag. Bis zu dem Moment, als das Brot serviert wurde.

geliebtes Tomatenbrot

Da packte mich für einige Sekunden doch der Fressneid, was ich aber (hoffentlich!) gut verbergen konnte. Einen Wimpernschlag lang war ich mir nicht mehr sicher, ob ich nicht doch Hunger hätte, beschloss aber stark zu sein und keinen zu haben. Außerdem bemühte ich mich, nicht so genau hinzusehen, während S. genüsslich die mit Parmesan überbackenen Olivenbrotscheiben verspeiste, die mit einer Art Pesto und Tomaten belegt waren. "Mir schmeckt's super" krähte S. dann auch noch fröhlich und daraufhin hätte ich es doch fast getan, winkte schon, um so einen schicken Imbiss zu bestellen. Als die Kellnerin herbei eilte, bekam ich mich wieder in den Griff und nahm schnell ein Mineralwasser - niemand hatte meinen kleinen Schwächeanfall bemerkt. So, und jetzt werde ich gleich mal in die Küche gehen, wir hatten da ein selbstgemachtes Bärlauchpesto, außerdem war da noch dieser köstliche Bergkäse und von der gebratenen Kalbshaxe war doch auch noch was übrig...

4 Kommentare:

Wasabi hat gesagt…

Dein Anfall von Futterneid blieb aber nicht ganz unbemerkt. S. hat sich auch gewundert, warum du auf einmal Mineralwasser bestellst...

Unknown hat gesagt…

Meine Erfahrung mit dem Café des Bildesmuseums ist schlecht. Zu dritt saßen wir im nicht halb gefüllten Café, und die Bedienung dauerte unzumutbar lange. Offenbar waren andere Gäste von größerer Wichtigkeit als wir drei Popelstudenten. Ein zweites Mal gehen wir dort nicht hin.

GutesEssen hat gesagt…

Ein kleines Problem hatten wir auch mit der Bedienung. Es dauerte eine Weile, bis ich ihr (Kellner-Azubi) begreiflich gemacht hatte, dass ich noch ein kleines Wasser zahlen musste. Das hatte sie auf ihrem Bon vergessen, und sie wolle mein Geld erst nicht :-). S. war danach etwas ungehalten ("Warum hört die *** einfach nicht mal zu?").
Aber ansonsten war der Service ok, obwohl wir auch nicht gerade im Anzug unterwegs waren.

Wasabi hat gesagt…

@Stefan: Wir drei sind schon was älter und sehen nicht mehr so studentisch aus. Diese Bedienerei nach (vermeintlichem) Prestige habe ich in der Leipziger Gastronomie schon oft beobachtet und selbst erlebt. Und zwar immer bei den "besseren" Läden, die eigentlich geschultes Personal ihr eigen nennen, gerade die haben wohl ein Problem mit jüngeren Kunden.
Neulich beim Bahnfahren wurde ich übrigens von wirklich allen Bahnangestellten geduzt - ich bin über dreißig und sehe denn doch nicht mehr aus wie 14 (ab dann würde ich nämlich einen mir unbekannten Menschen, der mein Kunde ist, siezen). Nächstes Mal wird zurückgeduzt.

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