Donnerstag, 5. Juli 2007

Eigener Herd...

... ist Goldes wert, sagt das Sprichwort. Auch wenn es wohl eher auf frühkapitalistische Lebensverhältnisse anspielt, wird mir auf Reisen immer wieder der Wahrheitsgehalt dieses Ausspuchs bewusst.

Eine Kurzreise im März in den schönen Südwesten unseres Landes verschlang nämlich ziemlich viel Geld und hatte als kulinarische Ausbeute zu bieten: zweimal Pide (von einer Dönerbude im Stuttgarter Hauptbahnhof namens Ützel-Brützel), einmal Fisch & Chips (Nordsee), einmal Tomatensuppe mit Brot (italienisch), einmal gemischter Salat mit Brot (treudeutsch), einmal Schweinemedaillons mit Spätzle und Pfifferlingsrahmsoße (Ratskeller), einmal Spinatravioli auf Möhrenschaum (ambitioniert, aber kaum gewürzt). Alles nur mäßig befriedigend.

Auf der Rückfahrt (mit der mediokren Pide Nr. 2 im Gepäck) freute ich mich auf das Abendessen am heimischen Küchentisch. Und auf das Selberkochen am nächsten Tag.
Ich las Helge Timmerbergs "Tiger fressen keine Yogis" - ein großartiges Buch zum Reisen mit der Deutschen Bahn, auch wenn die testosterongeschwängerten Angebereien etwas nerven, aber angesichts der Erlebnisse Timmerbergs auf der Fahrt nach Afghanistan mit einem klapprigen Bus, einem dusseligen Türken und einem spießigen Hippie möchte man den ICE Nürnberg-Leipzig nie mehr verlassen.

In der Geschichte "Jetzt koche ich" beschreibt Timmerberg seine kulinarische Sozialisation durch die Gaststätte im Haus seiner Eltern, in die ihn seine berufstätige Mutter regelmäßig zum Mittagstisch schickte. Später in der Geschichte wird doch noch gekocht - Timmerberg als absoluter Kochanfänger testet drei Kochbücher mit ziemlich desaströsem Ergebnis - und ich dachte den Rest der Fahrt darüber nach, warum bei mir trotz einer Kindheit mit Fischstäbchen und Erbsen und Möhren aus der Dose irgendwann der Hang zum verfeinerten Selberkochen durchschlug.

Klar, ich gehe gern essen und bestelle da am liebsten Dinge, die ich so zuhause nicht selbst kochen kann. Aber nach vier Tagen zwischen Ützel-Brützel, System- und Schickigastronomie habe ich das starke Bedürfnis nach etwas Selbstgemachten. Warum das so ist? Ich weiß es immer noch nicht.
Aber die These, dass ich ohne eigenen Herd nicht leben kann, bestätigte sich am vergangenen Wochenende auf Wohnungssuche in Berlin. Für den Übergang kampieren Ich mag gutes essen! und ich in einer leeren Wohnung von Bekannten. Zwar habe ich in Berlin im Vergleich erheblich besser gegessen als in Tübingen (die Onion Rings aus Zwiebelformfleisch von Burger King mal ausgenommen), aber - ohne eigenen Herd geht es auf Dauer nicht.
Die neue Wohnung hat übrigens einen Gasherd. Das wird spannend.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.