"Man muss so was prinzipiell überhaupt erstmal mögen", höre ich und stimme dem zu. Asiatische Instantnudelgerichte gehören zu den Dingen, über deren Gebrauch ich mit mir nicht vollkommen im Reinen bin. Stelle ich mir dabei doch gewisse Riesensilos von zweifelhafter Hygiene an den Docks von Bangkok vor, die mit Rohstoffen suspekter Herkunft gefüttert werden. Rostige Lastwagen laden dort unter Dieselqualm Berge von Glutamatsäcken ab, deren Inhalt schließlich der Nong Shim Japanese Style Udon Noodle Soup ihren Geschmack verleiht. Wahrscheinlich sind das aber nichts als dumpfe spätkolonialistische Vorurteile und die Nudeln werden in einer Art Pharmafabrik in glänzenden Edelstahl- und Emaillebottichen komponiert. Doch genug der Vorrede: beginnen wir unseren kleinen Kochkurs "Chemienahrung aus dem Wasserkocher". Ausgangspunkt war wieder die etwas mager ausgestattete Wohnung und ein akuter Hungeranfall.
Alles was man braucht in einer Dose
Huch, was mag da alles drin sein? Der Deckel verrät: dicke Udonnudeln aus Weizen und Sonstigem sowie diverse Würzgeschichten aus dem Baukasten des Lebensmittelchemikers.
Der Essbaukasten
Aha. Drei bunte Tütchen und das Paket mit feucht schimmernden, wurmartigen Nudeln. Alles schön eingeschweißt.
Geschmack in Tüten
Das Schwarze ist eine Mixtur aus Sojasauce, Sardellenextrakt, Zucker und, na?, Glutamat. Das grüne Päckchen enthält eine Mischung aus einer Art Cornflakes, aber mit eindeutigem Fischgeruch, wie später feststelle. Und rot bedeutet "Achtung, Chilipulver". Alles kommt später über die Udonnudeln. Aber erst einmal setze ich den Wasserkocher in Betrieb.
Bleich und feucht: die Udonnudeln
Rein mit dem Zeug in den Styroporbecher, kochendes Wasser bis zum Strich aufgießen, Deckel drauf, zwei Minuten warten. Genial: Im Deckel sind Ausgusslöcher. Sogar ich bekomme damit das kochende Wasser aus der Schüssel, die dick genug ist, um die Hitze von den Fingern abzuhalten.
Zwei Minuten später...
Das sieht ja schon vielversprechend aus. Der Bisstest ergibt: genau richtig. Was heißt al dente eigentlich auf japanisch oder vietnamesisch?
Und jetzt den ganzen Kram dazu
Jetzt heißt es stark sein - die Vermatschungsphase beginnt. Kritisch merke ich an, dass sich der Soßenbeutel ohne Messerchen oder Schere nicht öffnen lässt. Die beiden Trockentütchen hingegen bekomme ich auch mit meinen kurzen Fingernägeln geöffnet. Jetzt, befiehlt die Anleitung, muss ich nochmals Wasser bis zur Markierung gießen und alles eine Minute durchziehen lassen.
Sieht das lecker aus?
Die anfangs noch knusprigen Würzchips verwandeln sich ruckzuck in kleine Pampebatzen. Dagegen bleiben die dünnen Fischkuchen, die ich vom Aussehen her erst für Radieschenscheiben gehalten hatte, weiterhin von esspapierartiger Beschaffenheit. Das Elaborat riecht ein bisschen nach Fisch, sehr stark nach Soja und ansonsten nach asiatischem Nudelsnack...
Am Ende ging es doch wieder nur um Fussball
Nein, mit Fussball hatte das dann doch nichts zu tun. Eher mit "Jetzt habe ich das Zeug schon angerührt und fotografiert, jetzt muss ich es auch essen". Also löffelte ich die Brühe aus, ich hatte sie mir schließlich auch eingebrockt. Oder besser, ich schlürfte sie, wie die Tester in Tampopo. Eins ist klar: das war mit Sicherheit nicht die beste Nudelsuppe der Welt. Wie fast alle von mir bisher getesteten Fertiggerichte war sie für meinen Geschmack zu salzig, der Chili brachte mir zu wenig Schärfe in die Brühe und das Flockenzeug war eigentlich nur seltsam. Aber was will man machen, wenn man nur einen Wasserkocher hat.
2 Kommentare:
Hallo
Das letzte Bild hat mich jetzt etwas erstaunt.
Diese Suppen kenne ich,und ich misstraue ihnen auch zutiefst, aber ich bin halt ein Suppenschwob, der sich im Notfall auch mal einen Chemiecocktail für eine Suppe vormachen lässt.
Aber in diesem besagten letzten Bild sieht man eine leere Schüssel mit einer Gabel darin.
Wieso isst man eine Suppe mit einer Gabel?
Ich gebe die Antwort gleich selber, indem ich Mitbewohner als Beispiel anführe.
Ein Franzose hat sich die Suppe gemacht, die Nudeln durch ein Sieb abgegossen und dann gegessen; mit der Gabel eben!
Ein Spanier hat zwei dieser Suppen zum Frühstück gegessen (ohne Gabel...eviva Espana)
Desweiteren wurde mir von meiner vietnamesischen Lebensmittelhändlerin schon hintertragen, dass es Jugendliche gäbe, die sich die trockenen Nudeln, zusammen mit dem Suppenpulver im Mund zergehen lassen, und dies in der Kombination mit Cola als ihr Mittagessen betrachten.
(völlig bestecklos).
Wie auch immer...aber wieso isst ein Besseresser eine Suppe, und sei sie noch so mies, mit einer Gabel??
Tja.
Asiaten essen die Nudelsuppen idR mit Stäbchen (siehe auch der zitierte Film Tampopo). Bei Lon Men machte ich das auch so.
Wenn du schon mal versucht hast, diese Art Nudeln mit dem Löffel zu bändigen, dann weißt du warum :-) Sind halt keine Fädlenudeln.
Die Brühe trinkt man danach aus der Schüssel. In Ermangelung von Stäbchen (Notmöblierung) musste ich die Nudeln also mit der Gabel aus der Brühe fischen.
Übrigens sehe mich nicht als BesserEsser, sondern als gerne und gut Esser. Jeder darf essen, wie und was ihm/ihr schmeckt.
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