Nach vielen r-losen Monaten haben wir endlich Septemberrrrrr. Für die meisten ist das vollkommen bedeutungslos, in meiner Heimat allerdings für viele Menschen ein fieberhaft erwartetes Datum. Denn am 1.9. beginnt die Karpfensaison, im Mai (wer findet hier ein "r"?) ist sie beendet. Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber diese Woche durfte ich zur Weiterbildung in die fränkische Heimat reisen, und die ganze Zeit murmelte mein Unterwusstsein mit leisem Stimmchen "Karfen... Karpfen... Karpfen..." (usw.). Irgendwann war da nichts mehr mit zartem Drang zum Backfisch, eine machtvolle Stimme brüllte im vorderen Stirnlappen "KARPFEN KARPFEN KARPFEN KARPFEN" (usw.).
Ich gab dem Geschrei nach und stattete dem Zenntaler Hof in Adelsdorf (Mittelfranken) einen Besuch ab. Mit einem halben gebackenen Karpfen, Salat und ordentlich Ingraisch für die Oma (11,30 Euro für alles!) im Gepäck kam ich zurück und dann schlugen meine Großmutter und ich uns ordentlich den Bauch voll.
Vor zwanzig Minuten schwamm er noch munter wie ein Fisch im Wasser. Mein erster Karpfen der Saison.
Das Foto macht zugegebermaßen nicht viel her, aber Oma hat nur Funzellampen in der Küche und meine Hand zitterte auch ein wenig (vor Gier?). Also Blitz und gut. In ganz Berlin dürfte man keinen so zubereiteten frankischen Spiegelkarpfen bekommen. Wer mir bis 30. September 2008 das Gegenteil beweist, dem übereigne ich unverzüglich zwei Dosen mit original fränkischem Bratwurstgehäck und ewige Dankbarkeit. Versprochen.
Wasabi, die in Berlin bleiben musste, wird jetzt mit wundem Blick auf diesen Artikel blicken. Und innerlich bestimmt ein klein bisschen über mich schimpfen, über meinen Karpfenegoismus, und dass ich das jetzt auch noch, wie fies, ins Blog stelle. Aber sie hätte, und daran zweifle ich keinen Augenblick, an meiner Stelle nicht anders gehandelt. Nicht handeln können. Bestimmt.
1 Kommentar:
Oh Mann. So genau wollte ich das doch gar nicht wissen.
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