Montag, 1. September 2008

Loyalitätsprobleme bei Fachverkäuferinnen

Das mangelhafte Backwerk wird hier wohl ein ständig wiederkehrendes Thema. Unser täglich Brot gib uns heute, heißt es ja auch schon im christlichen Betkanon. Kuchen ist eigentlich Luxus. Aber wenn schon Luxus, dann sollte er auch munden. Süß allein reicht nicht.

Jetzt fand ich heraus, dass Verkäuferinnen durchaus meine Meinung teilen. Wie beim Bäcker letzthin. Ich (etwas vorwitzig, man kennt sich ja) mit Blick auf die Zuckergussbomben in der Vitrine: "Also in Sachsen oder im Süden - da ist der Kuchen einfach besser." Sie: "Da haben Sie recht. Ich könnt ja zum Belegschaftspreis kaufen. Aber das ist mir noch zu teuer für diese Sachen. In Thüringen, ja da gibt es tollen Kuchen." Wenn das der Bäckermeister hören würde. Dann sollte er mal über seine Produkte nachdenken. Wahrscheinlich würde er aber eher seine Angestellte an die Luft setzen.

Noch besser kam es letzte Woche - zur Abwechslung diesmal in der Fleischerei. Fast schon ein Fall von Verbalsabotage. Mindestens eine Abmahnung, wenn nicht sogar die fristlose Kündigung wäre die unvermeidliche Folge dieses Akts der Illoyalität gewesen. Wenn es der Chef gehört hätte. Hat er aber glücklicherweise nicht. Wir waren allein im Laden, die Verkäuferin verkauft also immer noch. Ich frage nach Kalbsschnitzel. Gibt es nicht. Sie etwas abschätzig: "Das ist den Leuten hier zu teuer. Das kaufen die nicht." Ich nehme also Schwein. Na ja, zur Not. Wir fachsimpeln ein bisschen über Kalb und Lamm und dass man da ruhig ein bisschen mehr ausgeben darf. Gutes Fleisch hat eben seinen Preis. Da kann sie sich nicht mehr halten und platzt mit Einkauftipps heraus. Wo sie immer einkauft. "Der beste Schlachter, den ich kenne!" Sonnenallee, im türkisch-arabischen Supermarkt. So hervorragendes Fleisch. "Unser Lamm kann da nicht mithalten und kostet mehr als das Doppelte." Und wie die ihre Sachen am Abend wegräumen. So sauber, "ich seh als jemand vom Fach ja besonders hin. Da könne sich hier mancher deutsche Schlachter 'ne Scheibe von abschneiden." Hui. Das war fast etwas mehr Information als ich eigentlich haben wollte. Ich nehme meine beiden blassen Schnitzelchen und verabschiede mich. Sie sah richtig glücklich aus, als sie mir noch einen guten Tag wünschte.

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