Gestern abend habe ich eine Weltmeisterin und dreifache Europapokalsiegerin verspeist. Mit gebratenen Zwiebelringen, geschmorten Apfelscheiben und Kartoffelbrei. Auf dem Bild ist sie zu sehen, mit einem Mitglied der gleichen Siegermannschaft. Und ich muss zugeben:
Es war die verdammt nochmal beste Blutwurst in meinem an Blutwürsten bisher nicht gerade armen Leben.
Nun komme ich aus einem Landstrich, der mit außerordentlichen Würsten und andere Schweinereien glänzt. Aber erst in der Fremde begriff ich langsam und schmerzlich, dass ich in einer in dieser Hinsicht gebenedeiten (ein Lieblingswort meines Freundes U.) Gegend aufwachsen durfte. Nach vielen Enttäuschungen und wenigen Lichtblicken (Thüringen!, die Sülze vom Linkehof) hatte ich meine Lektion gelernt. Seither bin ich erstmal mißtrauisch, wenn mir jemand gute Schlachtereiprodukte verspricht.
Deshalb hätte ich niemals eine so wunderbare Blutwurst ausgerechnet in Berlin vermutet. Vielleicht als Importprodukt im KaDeWe oder bei einer der anderen zahlreichen Feinkostadressen. Aber nicht nativ, nicht genuin berlinisch, wenn ich das mal so verschwurbelt formulieren darf. Durch Zufall hätten wir die Heimat dieser Delikatesse - die Blutwurstmanufaktur am Karl-Marx-Platz in Neukölln-Rixdorf - wohl nicht gefunden, hilfreich war hier wieder mal die Zitty mit ihrem Spezialheft zum
Also machten wir gestern einen kleine Abstecher nach Neukölln, ist ja nicht weit von zuhause. Im Einkaufsbeutel landeten die beiden Blutwürste. Ich ließ mir von der berlinernden Verkäuferin noch ein Stück Bauernleberwurst und ein paar Scheiben Prager Schinken abschneiden. Zum Abendessen brieten wir uns dann auf kleiner Flamme die beiden Blutwürste in Butter. Der erste Bissen war gleich eine Offenbarung. Sie ähnelt in der Konsistenz der französischen Boudon Noir, wie wir sie in Frankreich wegschnabulieren durften. Das Berliner Produkt ist aber noch besser, wenn ich meinem Geschmacksgedächtnis trauen darf. Die kremig-körnige Geschmeidigkeit wurde nicht durch zuviel Fett erkauft, in der raffinierten Würzung schmeckt keine der Zutaten durch. Gerade der Majoran ist ein gefährliches Kraut. Zuviel davon und man hat das Gefühl, auf Kräuterbadezusatz herumzukauen. Hier stimmt alles! Der Geruch, Konsistenz, Geschmack, Aussehen.
Ungefähr 170 Gramm soll so eine Wurst haben. Ich hätte auch zwei davon verspeist. Das hat diesmal Wasabi verhindert, die ihre Portion "ohne schlechtes Gewissen" genoss. Am Ende gab sie mir sogar noch ein Stückchen ab. Danke! Leider hat es meinen Appetit nur noch befördert. Schade, dass heute Sonntag ist. Da lässt auch der Metzger die Messer ruhen. Aber es ist ja noch ein bisschen was von der ebenfalls exorbitant guten Leberwurst da. Und ein bisschen Prager Schinken. Aber nur noch eine Scheibe. Ich hör jetzt mal auf. Muss eben in die Küche, mir ne Stulle schmiern.
Ach ja. Für sein Paradeprodukt wurde der Metzgermeister zum Chevalier du Goûte Boudin (Ritter der Blutwurst) geschlagen, nachdem er beim wichtigsten Blutwurstwettbewerb der Welt ein paar Gold- und sonstige Medaillen damit abgeräumt hat. Hat er verdient. Er ist übrigens kein gebürtiger Berliner, sondern Thüringer. Das erklärt eigentlich alles...
8 Kommentare:
Geht das mit rechten Dingen zu? Bin eben aus Frankreich zurück, mit einigen Boudin Noir im Gepäck, und habe davon gut zu Abend gegessen, mit Kartoffelbrei undsoweiter. Und jetzt lese ich Euer Lob der Blutwurst. Sieht so aus, als wärs ein neuer Trend.
Wenn wir drei einen Trend begründen würden, dann freut mich das natürlich. Aber ich glaube, die Mehrzahl findet Blutwurst allenfalls seltsam oder gar eklig. Ist mir aber egal. Bleibt mehr für uns übrig :-)
Die Blutwurst ist wirklich phantastisch, aber was bei den Lobeshymnen auf den Metzger Benser oftmals einfach übergangen wird, das ist die dazugehörige Leberwurst.
Vielleicht liegt es daran, dass wir ja alle immer nur das gutfinden, was auch andere gutfinden (in diesem Falle die Franzosen).
Jedenfalls ist so ein Traum von Leberwurst nirgends so zu finden.... ausser vielleicht bei Meister Bläske, der Donnerstags immer auf dem Markt am Breslauer Platz zu finden ist (seine anderen Marktstandorte kenne ich nicht).
Dieser Meister Bläske ist so ca 60 Jahre alt und macht zwei Tage in der Woche Wurst, die er während des Restes der Woche auf Märkten verkauft. Drei Viertel seines Sortiments sind zugekauft, aber das was er selbst herstellt, ist in bester Tradition hergestellte Wurst, inklusive der Ausrutscher in Form versalzener Würste etc. Ein alter Meister von Schrot und Korn eben, dem auch mal etwas danebengeht.Auf Kritik in der nächsten Woche sollte man verzichten, da sie nur grummelnd entgegengenommen wird, aber die Woche drauf ist dann alles wieder im Lot.
Dein Kommentar war gerade der rechte Schubser, um am Samstag mal wieder nach Neukölln zu fahren und nicht nur Blutwurst, sondern auch Leberwurst (und gekochten Schinken, und Sülze) zu kaufen. Du hast Recht, sie ist wunderbar und steht z.B. guten fränkischen Leberwürsten in nichts nach.
Wenn das so weiter geht, müsen wir bald der fränkischen Oma nicht nur die Blutwurst, sondern das halbe Sortiment mitbringen. Seitdem wir einmal mit der Blutwurst aufgetaucht sind, bekommen wir jetzt immer Bestellungen, wenn mal wieder ein Besuch ansteht.
Hallo Wasabi
Ich werde wohl auch am Wochenende meine Gelüste bei Meister Benser stillen.
Aber hast du schon mal den Rest seines Programmes versucht?
Da wird für "Münchener Weisswürste" geworben....ich weiss ja nicht, aber für diese Weisswurst würde man in München vermutlich gevierteilt.
Desweiteren gibt es eine "Rheinische Fleischwurst"....die Wurst ist bestimmt gut,so sie denn frisch wäre; aber als ich vor zwei Wochen dort war, lagen drei schon sehr zusammengeschrumpelte Ringe herum, von deren Kauf ich dann doch Abstand nahm.
Ein Letztes:
Mettwurst mit grünem Pfeffer....vielleicht gut gemacht, aber in einem unzumutbaren Zustand angeboten...alt, trocken und sch...
Der Herr Benser ist kein schlechter Metzger, aber er sollte auf ALLE Produkte schauen und nicht glauben, er könne von seiner Blutwurst seine Rente finanzieren
Mahlzeit
Ich bitte um Vergebung, dass ich jetzt fast im Minutentakt meinen Senf hinzugebe, aber den Neuköllner Metzger kenne ich seit sieben oder acht Jahren.
Hingelockt hat mich seine Blutwurst....die Leberwurst ist fast noch besser, sofern man das überhaupt vergleichen kann.
Auch vor Jahren war schon bekannt, dass der Meister in Frankreich Preise gewann, aber das Geschäft war dennoch ein Kiezgeschäft im besten Sinne.
Das Privatfernsehen hat aber auch Witterung aufgenommen, und der Meister war sich nicht zu schade, auf diese schleimigen Angebote einzugehen.
In einer XXL-Sendung eines Rüpelsenders hat er sich dann leider auch zu sehr unschönen Aussagen hinreissen lassen...(wenn die nicht so tun wie ick will, dann koof ick den janzen laden uff...oder so...).
Früher jedenfalls gab es für den Einkauf eine dünne Plastiktüte.....heute ist es eine lächerliche Papiertüte mit einer Kordel dran, mit der man offensichtlich den Kurfürstendamm entlang spazieren soll.
Es wäre gut, wenn der Herr Ritter seinen Boden wiederfände.
Es ist mir ja tatsächlich gelungen, hier als blogger einzusteigen. Also die Berliner Blutwurst ist wirklich die beste. Seit unserem Aufenthalt in Frankreich können wir auch vergleichen. Für unser Sauerkraut (selbst eingemacht) einfach Spitze, aber auch mit Apfel usw. kalt oder warm, immer gut. Wir lassen sie uns jetzt zum 3. Mal schicken.
ok ich als Rheinländer habe natürlich auch so meine Erfahrungen machen dürfen mit Blutwurst vom Schlachter, Bauern oder den Kölschen Kaviar wie die Blutwurst gerne rechtsrheinisch genannt wird, aber es stimmt die beste Blutwurst die ich bischer gegessen haben war in Berlin z.B. im Käsekönig direkt am Alex gegenüber des Bahnhofs wie es sich gehört mit Sauerkraut und Salzkartoffeln womit sich auch wieder der Spruch bewahrheitet Berlin ist immer eine Reise wert auch wenns nur für die Blutwurst ist ;)
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