Hat sich von unseren vier Stammlesern schon jemand gefragt, wo die neuen Geschichten aus der Fresswelt bleiben? Tja, gut Ding will Weile haben, wie ein prähistorisches aber immer noch wahres Sprichwort sagt. Denn die Leckeresser waren auf Recherchereise, hatten sich für ein paar Tage aus Berlin Richtung Süden davongemacht. In das Land, wo Schwein und Karpfen den Menschen die Bäuche runden und das gute Bier seinen Teil dazu gibt: nach Franken, dieser Region im Norden des Bundeslandes Bayern, deren Bewohner selbstredend keine Bayern sind. Aber das ist eine andere Geschichte, die hier nicht weiter diskutiert werden soll.
Zum Auftakt landeten wir in der weithin recht unbekannten Stadt Fürth, obwohl (oder weil?) Heinz Alfred Kissinger, besser bekannt als Henry, die ersten 10 Jahre seines Lebens dort verbracht hatte. Fürth ist derzeit noch 1000 Jahre alt, wurde nun doch noch berühmt. Durch Gabriele Pauli, obwohl die als Landrätin in Zirndorf residiert, einem nun wirklich unbedeutenden Örtchen. Soviel zur jüngeren Stadtgeschichte.
Es war einmal ein gymnasialer Freitzeitpark in der Fürther Südstadt
Nach Überfahren der Stadtgrenze zog es mich unwiderstehlich in die Südstadt ins Café Philodendron in der Amalienstraße 22. Vor ungefähr schon ganz schön vielen Jahren hatte ich dort einen ansehnlichen Teil meiner gymnasialen Oberstufe mit Schafkopf und Backgammon verbracht. Wasabi konnte sich das sofort sehr gut vorstellen, denn es hatte sich in den ziemlich vielen Jahren praktisch nichts verändert. Außer dass die schulschwänzenden Schüler fehlten. Da standen immer noch die selben Sofas und Thonetstühle exakt an den gleichen Stellen wie vor dem Mauerfall, der Linoleumboden im Obergeschoß war der gleiche, die Philodendren (Name!) in den Fenstern gewuchert. Einziger Unterschied: eine Reihe Internetrechner.
Von Nostalgie überwältigt (nur ich) bestellten wir einen Cappuccino. Die Zeitblase zerplatzte unverzüglich und ich erwachte im Jahr 2007. Der Kaffee war viel zu kalt, schmeckte leicht nach Zwiebelsuppe. Als ich zahlte, stellte sich heraus, dass wir unverlangt zwei große Cappuccino zu 2,80 Euro serviert bekommen hatten. Das sei immer so, erfahren wir. Wenn wir einen normalen möchten, müssten wir das vorher sagen, sagte die Bedienung. Das weiß man vielleicht als Stammgast. Der ich bestimmt nicht wieder werde. Tschüss, altes Phi, das war's dann.
Manche Dinge verändern sich wirklich nicht
Nach einem längeren Spaziergang landeten wir in der Fürther Kneipenmeile, der Gustavstraße. Mit Appetit auf einen guten Cappuccino steuerten wir das Café Kaffeebohne, kurz Bohne, an. Und wieder der Sprung in die Zeitblase: gleiche Möbel, die Bar unverändert. Der Kaffee: gut! Und auch das Riesenbaguette namens Bohne Spezial gibt es noch immer. Allerdings kostet jetzt ein halbes 2,75 Euro. Dass es für 6,50 Märker mal ein ganzes gab, ist nun doch schon ein paar Jährchen her. Ansonsten: dunkles Gestühl, schummrige Atmosphäre, alle Gäste reden fränkisch. Sehr angenehm. Auch der Doppelpunkt liegt noch aus, wenn auch ohne kleine Grußanzeigen für mich. Bohne: beim nächsten Besuch komme ich wieder. Auf das Baguette werde ich verzichten. Mag sein, dass es das gleiche wie vor ziemlich vielen Jahren ist. Aber gegen den durchschnittlichen Fürther Döner schmeckt auch die beste Spezialsoße ziemlich blass.
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