Freitag, 9. Februar 2007

Karotteninvasion aus der Gemüsekiste

Seit letztem Frühjahr klingelt jeden Donnerstag der Lieferant des Baalsdorfer Linkehofs bei uns und bringt die Gemüsekiste vorbei. Beste Demeterqualität und gar nicht teuer. Eieiei, da sind immer wunderbare Sachen drin! Und weil man vorher nicht weiß, was der Gemüsebauer gerade abgeerntet, oder - jetzt im Winter - auf Lager hat, ist das jedesmal sowas wie eine riesige Wundertüte. Das Zeug ist wirklich unglaublich lecker. Vielleicht bis auf den (inzwischen abbestellten) Zuckerhutsalat, der mit seiner Bitterkeit jeden italienischen Magentrostlikör locker weggallt.

Ich könnte jetzt schwärmen, dass der Salat frisch und knackig ist, der Grünkohl, die Kohlrabis und Roten Beten wunderbar duften und sich mit Aromen des gesunden Bodens vollgesaugt haben, aus dem sie kommen. Aber das hilft niemanden weiter, denn den Unterschied zum optisch perfekten 08/15-Wassergemüse mit angezüchteter Geschmacksarmut muss man erschmecken. Genau! Erschmecken.



Zum Beispiel mit den Möhren: ordentlich waschen (die sind voller echter Erde), schälen, in nicht zu kleine Stücke schneiden. Gerne noch eine kleine Zwiebel in feine Würfel zerkleinern. Dann nicht zu wenig Butter in einem flachen Topf erhitzen und jetzt die Karotten mit den Zwiebeln dazugeben und kräftig andünsten. Salz und etwas Koriander reichen als Würze. Wenn das Gemüse schön karamelisiert ist (diese Möhren sind wirklich süß), mit etwas Sherry ablöschen, Flüssigkeit einreduzieren. Und dann das Aroma genießen. Macht mal den Vergleichstest mit einer holländischen Hochleistungskarotte aus dem 2,5-Kilopack...

Aber auch wenn es wirklich herrlich schmeckt, irgendwann habe ich genug von Möhren. Im Sommer konnte ich nach zweimonatiger Dauerlieferung den Kohlrabi nicht mehr sehen, Kohlrabi gefüllt, gedünstet, als Auflauf - es reichte einfach. Und gestern schau ich in die Kiste: wieder ein Kilo Wurzeln, die von vor zwei Wochen sind noch nicht verbraucht, von der vorvorigen Lieferung gibt es auch noch Reste. Was kann man damit noch machen? Möhrenpüreé (Babys spucken das gerne aus), Möhrensaft (ist nicht meins), Möhren geraspelt (mit Rosinen!), Möhren als Tapas (mit Knoblauch), Möhrenauflauf? Das Problem wird verschoben, jetzt müssen erstmal die anderen Kistenbewohner dran glauben: Feldsalat, Rote Beten, Grünkohl und Pastinaken sehen schon ihrem Schicksal entgegen. Möhre - was soll nur aus dir werden...

9 Kommentare:

Thomas Kujawa hat gesagt…

Lecker essen mit

Möhrrüben

Liebe Grüße

GutesEssen hat gesagt…

Danke! Da sind schon schöne Möhrenrezepte dabei, aber man braucht dafür immer so wenig Material. Was will ich mit zwei oder drei Karotten im Rüblikuchen, wenn ich hier zwei Kilogramm rumliegen habe?

Die pikanten türkischen Karottenfinger mit Knoblauch-Joghurt-Sauce waren dann die Rettung. Ein knappes Kilo weniger Wurzelgemüse und wir sind zu zweit satt geworden. Bei Interesse schreibe ich das Rezept gerne auf. Bisher hat es diese Köstlichkeit nämlich noch nicht bis ins Web geschafft.

Anonym hat gesagt…

gibt es irgendwo mehr informationen zu diesem »Baalsdorfer Linkehof«?

so eine kiste würde mich auch interessieren.

GutesEssen hat gesagt…

Der Linkehof ist so bio, dass er komplett auf Computerunterstützung und Eintrag in den Gelben Seiten verzichtet. Sogar die Bestellzettel in der Kiste kommen handgeschrieben und fotokopiert. Dass der Laden keine Webseite hat, versteht sich da fast von selbst. Aber nach ein bisschen Herumsucherei habe ich einen Eintrag in einem Ökobranchenbuch mit den Kontaktdaten gefunden. Ist jetzt auch im Artikel verlinkt.

Anonym hat gesagt…

meine freundin neigt auch zu möhren, denn unser kind soll schöner werden. weil aber selbst die leckerste möhre mit der zeit süßlich nervt, habe ich nach neuen rezepten gesucht. ein ganz einfaches: rapsöl erhitzen, derweil zwei möhren raspeln, 5 min auf mittlerer flamme freudig brutzeln lassen - umrühren, ausmachen und mit kreuzkümmel (halber teelöffel) abschmecken. lecker, zumindest als abwechslung.

Anonym hat gesagt…

Hallo! Den BLOG finde ich bisher wirklich toll.

Wie funktioniert das mit der Gemüsekiste? Wie teurer ist das?
Ich finde die Idee echt Klasse!

GutesEssen hat gesagt…

Danke fürs Lob! Da macht das Schreiben gleich noch mehr Spaß,


Ich wollte eigentlich keine PR für den Linkehof machen, aber die Grundinfos kann ich nochmal durchgeben:

Die Gemüsekiste bestellt man telefonisch oder per Fax (im Posting findest du einen Link auf die Kontaktdaten). Dann kommt der Lieferant donners- oder freitags (je nach Stadtteil) und liefert die Kiste ab. Drin sind immer unterschiedlicher Sachen, je nach Saison. Auch die Menge differiert, je nachdem wie teuer die einzelnen Gemüsesorten in der Kiste gerade sind. Derzeit zahlt man für die Kiste 10 Euro und 1,50 Lieferpauschale (alle Angaben ohne Gewähr!).

Aromantiko hat gesagt…

Über deinen Kommentar über "Bärlauch City" bin ich auf deine Gemüsekiste gestossen. Ich suche schon länger einen Anbieter aus dem Raum LE, jetzt kann ich endlich mal einen Ausprobieren...ich bin dann mal gespannt auf deine weiteren Berichte über Leipzigs "Spezialiäten"...
LG Jana

GutesEssen hat gesagt…

Hier ein Link zur Bärlauch City LE . Damit auch jemand das Rezept für Bärlauchpesto findet.

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