Freitag, 4. April 2008

Der Chinese mit dem komischen Namen

Restaurant Xi gui yuan in LeipzigXi Gui Yuan - ein komischer Name, oder?

Zugegeben, ich bin eine Ignorantin. Und daher kann ich mir den Namen des chinesischen Restaurants Xi Gui Yuan, das letzten Sommer in der Leipziger Münzgasse eröffnete, nun überhaupt nicht merken. Ein erster Schreibversuch über dieses Lokal vor etwa einem Monat scheiterte schon daran, dass ich in Berlin der Namen nicht mehr wusste und er auch nicht auf der Rechnung steht. Für mich sollten Chinarestaurants Namen haben wie Große Mauer, Peking-Palast oder meinetwegen Lon-Men's Noodle House. Den zweiten Besuch, der zu Recherchezwecken nötig wurde, habe ich aber am vergangenen Wochenende sehr gern erledigt, ja wahrscheinlich wäre ich dort auf jeden Fall wieder hingegangen.

Wenn wir gerade bei Geständnissen sind: Wenn ich nun hier behaupte, dass es im Xi Gui Yuan eine recht authentische chinesische Küche gibt, dann habe ich natürlich keine Ahnung, ob das wirklich stimmt. Mein Halbwissen basiert auf einer Essenseinladung bei chinesischen Studenten in Deutschland und auf Besuchen in Chinarestaurants mit ausschließlich chinesischen Gästen in Brighton und Venedig. Das Essen im Xi Gui Yuan kommt dem sehr nahe: Auf das Wesentliche konzentriert, Gerichte mit wenigen Zutaten, und vor allem keine Bambussprossen aus der Dose, an jedem Imbisswagen der beliebteste Füllstoff für Chinapampf.



Bei unserem ersten Besuch in dem dankenswerterweise nicht mit dem üblichen Chinakitsch dekorierten Restaurant probierten wir die Pekingsuppe und die gerösteten Teigtaschen (jeweils 3,80 Euro), letztere ähneln tatsächlich schwäbischen, leicht angebratenen Maultaschen mit einer saftig-würzigen Fleischfüllung. GutesEssen bestellte dann die süß-sauren Rippchen (8,90 Euro), während ich die Nummer 23 der Karte verspeiste - Hähnchenbrust mit grüner Paprika in einer leicht scharfen, öligen Soße (5,90 Euro). Beide Gerichte erschienen im Vergleich mit den überladenen Kreationen der Kollegen in anderen Lokalen mit ihren zig verschiedenen Gemüsen, Salatgarnituren und geschnitzten Möhrenblumen wohltuend reduziert. Die Rippchen waren zwei Mal gegart - erst gekocht, dann gebraten - und sehr zart und wurden in einer rötlichen Soße serviert, die GutesEssen sehr zusagte. Die Paprikastücke in meinem Gericht waren noch schön knackig, aber nicht roh.

Den zweiten Besuch begannen wir mit zwei Sorten gedämpfter Hefebrötchen, einmal mit einer köstlichen saftigen Rindfleisch-Zwiebel-Ingwer-Füllung (2, 90 Euro), einmal mit Eifüllung (2,20 Euro), die überraschender Weise gesüßt war. Da die Abfolge Vorspeise - Hauptgericht - süßes Dessert eine europäische Erfindung ist, war es vermutlich nicht ganz ungewöhnlich, mit diesen süßen Happen ins Menü einzusteigen, wir Ignoranten tunkten sie allerdings auch noch in Sojasoße...

Chinesische gedämpfte hefeteigtaschenGedämpfte Hefeteigtaschen mit Rindfleisch und mit süßer Eifüllung

Danach testeten wir Rindfleisch mit Zwiebeln und Pilzen - zart, würzig, pilzig - und gebackenes Schweinefleisch (6,90 Euro) mit einer leicht süßlichen-sauren Soße mit milder Essignote. Dieses Gericht bescherte mir einen Proustschen Erinnerungsflash, denn es schmeckte genau so wie bei meinem ersten Essen in einem chinesischen Restaurant überhaupt, etwa 1986 in Wohltorf bei Hamburg. Auch GutesEssen war begeistert, denn auch er hatte nach diesem Geschmack schon Jahre lang gesucht.

Schweinefleisch süß-sauerSchweinefleisch süß-sauer

Rindfleisch mit Zwiebeln und PilzenRindfleisch mit Zwiebeln und Pilzen

Bei den nächsten Besuchen möchte ich unbedingt noch ein paar der zahlreichen vegetarischen Gerichte testen - hier gibt es nämlich eine reichhaltigere Auswahl als üblich, zum Beispiel gebratene Auberginen, scharfe Kartoffelstäbchen und gebratenen Pak Choi.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich reihe mich mal in die Ingnorantengruppe ein, denn ich bin schon öfters an dem Laden vorbeigelaufen mit dem Gedanken im Kopf "ist doch eh bloß wieder ein chinesisches Restaurant - schmeckt doch überall gleich und nicht wie in China". Jetzt seh ich und les ich und habe gleich die leckeren Gerüche chinesischer Küchen in der Nase, die mir letztes Jahr mehrere Wochen ein steter Begleiter in China waren. Es erscheint mir sehr authentisch zu sein, schon nach den Bildern zu urteilen. Da muß ich doch mal demnächst vorbeigehen - äh - reingehen. Danke schon mal für die Inspiration und deinen Besuch in Leipzig.

Anonym hat gesagt…

Ich hoffte, hier ein paar frische Einträge zu finden. Die Welt des Essens, Sushi am Wittenbergplatz usw. Prost mit Kraftmalz!

GutesEssen hat gesagt…

So schnell geht das bei uns nicht. Das Essen muss sich gewissermaßen erstmal setzen. Aus der zeitlichen Distanz schreibt sich's entspannter.

André hat gesagt…

Ohja, es ist eindeutig das beste Chinesischrestaurant hier in Leipzig. Übrigens gibt's da auch in den Wochentagen das Studentenmenü — 5 verschiedene Gerichte (also jeden Tag was anderes, aber jede Woche dasselbe), für nur 3 Euro; es schmeckt, macht satt und ist sehr billig und enthält noch dazu einen Becher Tee. Und was auch toll ist, ist die Bedienung. Nicht nur nett, sondern auch sehr gewieft. Als wir damals das zweite Mal im Xi Gui Yuan (Übersetzung übrigens: "Strahlender Zimtgarten") waren, frug die Kellnerin sofort, ob ich wieder einen Orangensaft zu meinem Studentenmenü nehme und ob mein Kumpel wieder die vegetarische Version haben wolle. Da waren wir baff!

Extrem empfehlenswert... zu Unizeiten essen wir dort jetzt jeden Freitag.

Liebe Grüße,
- André

Wasabi hat gesagt…

In etwa zwei Wochen bin ich wieder in Leipzig und da meine bisherige Mensaverabredung wegfällt, werde ich dann mal dieses Mittagsangebot testen.
"Strahlender Zimtgarten" ist ja übrigens ein toller Name - hätten sie doch den aufs Schild geschrieben, das wäre einzigartig und gut zu merken. Neulich wollte ich den Laden jemandem empfehlen und erinnerte mich natürlich nicht mehr an den Namen, glücklicherweise kann man ja die Lage ganz gut beschreiben.

Anonym hat gesagt…

Hallo, ich gehe fast jeden Tag dort essen, und bin ein Riesenfan von diesem Laden. Es schmeckt echt "wie zu Hause" (bei meinen chinesischen Freunden).

Mir wurde "Xi Gui Yuan" so übersetzt:

xi55, prosperous, with a lots of people
gui51, cinnamon tree
yuan35, garden

Also "Reichbevölkerter Zimtgarten"!

Anonym hat gesagt…

Hallo,

ich habe mir heute, angeregt von den guten Kritiken in diesem Blog, das Studentenmenü zum Mitnehmen im Xi Gui Yuan bestellt. Donnerstags gibt es als nicht-vegetarische Variante Schweinefleisch mit Paprika und Ananas in süß-saurer Soße. Leider konnte ich nicht ein Ananasstück "entdecken" und die Soße war nicht süß-sauer sondern sehr, sehr scharf (wie es sie eigentlich lt. Karte montags im Studentenmenü gibt - scharfe Soße mit Paprika). Außerdem beiinhaltet das Studentenmenü lt. Flyer einen Salat+eine Tasse Tee. Den Tee (lecker) habe ich noch an der Theke im Restaurant getrunken - aber zu Hause habe ich bemerkt, dass der Salat fehlte. Als ich daraufhin telefonisch im Lokal nachfragte, wurde mir gesagt, dass der Salat heute nicht da ist und dafür eine kl.(kalte) Frühlingsrolle beigelegt wurde. Leider hat man davon nichts im Restaurant direkt gesagt. Zur Soße wurde nur geantwortet, dass der Koch vielleicht etwas verwechselt hat. Alles in allem wurde mein Anliegen sehr kundenunfreundlich aufgenommen. Ich bin sehr enttäuscht& kann Xi Gui Yuan leider gar nicht weiterempfehlen :(.

P.S. Ich schreibe sonst eigentlich keine (schon gar nicht negative) Kritiken im Internet, aber heute bin ich einfach so enttäuscht vom Essen&Service.

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