Ein Blick auf die Datumsangabe verheißt Ungutes: Es ist Valentinstag, die Cafés und Restaurants fahren alles auf, was sie an Zweiertischen zu bieten haben und landauf, landab gucken sich Paare gaanz tief in die Augen statt auf die Leckereien auf dem Teller. Was macht also derjenige, der importierten Feier- und Gedenktagen skeptisch gegenüber steht? Er geht einfach einen Tag früher aus.
Dieser – natürlich paarweise vollzogene – Ausritt war ohnehin schon lange geplant, nämlich seitdem wir am schmutzigen, dunklen, von ständigen Besitzerwechseln gekennzeichneten Ende der Gottschedstraße (Nr. 18) ein helles Licht in Form des Thai-Restaurants „Chang“ erblickten. Das Wort „Thai“ löste bisher vor allem Assoziationen mit dem Mai Tai in der Könneritzstraße aus, das zwar sehr gut, aber leider nicht ganz billig ist. Die Karte des „Chang“ verhieß da eine gute Alternative.
Das Lokal ist nicht allzu groß, zweigeschossig und mit recht kleinen Möbeln ausgestattet, also für den Ausgang zu zweit sehr gut geeignet – man kommt sich zwangsweise näher. Gegen 17:30 Uhr war noch nicht viel los, aber das änderte sich sehr schnell. Pünktlich zur Tagesschau war der Laden voll, obwohl er noch nicht allzu lange existiert. Aus den Lautsprechern quoll dezent rockig angehauchte asiatische Musik und die Karte offerierte übersichtlich (also nicht zu) viele Gerichte mit Ente, Huhn, Schwein, Rind, Fisch sowie ohne Fleisch. Die Preise sind moderat, sie gehen bei Hauptgerichten bei knapp 6 EUR los und enden bei etwa 12 EUR.
Da das Bier entweder etwas teurer oder Weizen war, entschieden wir uns für Thai-Tee mit Sirup in der heißen (Siam, 2 EUR) und in der Eis-Version (Chadamyen, 2,90 EUR). Beide waren würzig, sehr süß und trotzdem durstlöschend. Kurz danach kam die Vorsuppe, Tom Kha mit Tofu (2,60 EUR). Ich benutze ungern und sparsam Superlative, aber das war die beste Suppe, die ich seit langem gegessen habe, inklusive meiner selbst gekochten. Die Haupt-Geschmacksgeber Zitronengras und Kokosmilch ergänzten sich wunderbar, dazu kam eine leichte Ingwerschärfe und Zwiebelsüße. Geröstete Champignonköpfe und Tofustücken hatten noch Eigengeschmack, schwammen also noch nicht stundenlang im Sud. Dazu war diese kleine Preis-Leistungs-Sensation etwas süßlich und ich grübelte schon am Tisch, wie man sie zu Hause nachmachen könnte.
Kaum war die Vorspeise verputzt, dampften schon die Hauptspeisen vor uns. Jeder bekam einen Reishügel auf einem Extrateller und dazu auf einer Platte oder in einer Schüssel (je nach Flüssigkeitsgrad) Gemüse, Fleisch und Soße. Sowohl das Gaeng kiew wahn tau hu (Tofu mit Gemüse, 5,90 EUR) meiner Begleitung als auch mein Panaeng ped (knusprige Ente mit Bohnen und Nüssen, 8,50) waren in der Karte mit einer Schote gekennzeichnet gewesen. Obwohl das Vorwort betont hatte, dass man eher sparsam schärfe und zum Nachwürzen einlade, war der Schärfegrad für uns Chili-Fetischisten schon vollkommen ausreichend. Masochisten können auch zwei-Schoten-Gerichte wählen.
Auch sonst gab es eigentlich nichts zu maulen – das Gemüse war knackig, aber nicht roh, weder über- noch unterwürzt, von Ente und Tofu gab es reichlich in idealem Aggregatzustand (also knackig bzw. bissfest), der geringe Anteil von Salz fiel keineswegs negativ auf und die beigelegte Rohkost mussten wir leider liegen lassen. Sie war zwar verlockend bunt und frisch, hatte in unseren überfüllten Mägen aber keinen Platz mehr. Wir schafften es einfach nicht, von den Hauptgerichten etwas übrig zu lassen.
Deswegen mussten wir auch auf Nachspeisen verzichten, auch wenn die möglicherweise das Tüpfelchen auf einem ohnehin schon sehr großen i gewesen wären. So verließen wir das „Chang“ hochzufrieden und mit dem festen Vorsatz, hier nicht das letzte Mal gewesen zu sein. Leisten können wir uns das allemal.
3 Kommentare:
Das Mai Tai hat übrigens stark nachgelassen. Bei unserem letzten Besuch vor etwa einem Jahr war das Gemüse zu weich, das Fleisch knorpelig und ich hatte den Eindruck dass nicht nur der Koch einen schlechten Tag hatte, sondern dass auch an der Qualität der Zutaten gespart wurde.
Dann scheint der Laden etwas wankelmütig geworden zu sein. Bei meinem letzten Besuch vor einem halben Jahr war es eigentlich wie immer, auch wenn die Zutaten nicht auffällig gut waren. Am besten ließe sich der Zustand wohl mit dem Wort "Routine" beschreiben.
Auf meine regelm�igen Fragen bei verschiedenen Kollegen, die Leipzig schon l�nger kennen als ich, bekomme ich immer mal wieder das Mai Tai empfohlen. Ich war im Februar 2007 dort. Nach allem was ich bisher in (asiatischen) Restaurants erlebt hatte, war das Mai Tai eher lauer Durchschnitt. Die Begeisterung meiner Kollegen kann ich nicht nachvollziehen.
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