Der Fisch des Jahres 2010: die Karausche. Dieses prächtige Exemplar kann leider nichts mehr für den Bestand seiner Art tun. |
Keine Angst vor Sprachhürden. Alle russischen Produkte tragen auch deutsche Etiketten. |
Mein erster Einkauf im russischen Supermarkt: Wodka, Saure Sahne, Baltika-Bier der Sorte Nr. 2 und eine frische Karausche. |
Derber Charme an der Fischtheke
Dann stehe ich vor der Fischtheke und tatsächlich ziehen dort in einem Aquarium prächtige Spiegelkarpfen ihre Runden. In einem zweiten Becken warten andere Süßwasserfische, darunter ein Stör, auf das Ende in Kochtopf und Pfanne.
Doch es sind die Karauschen, deren Anblick mich spontan fesselt. Diese kleinen Karpfenfische habe ich bisher in keiner Fischtheke gesehen und hier sind gleich gut zwei Dutzend zu einem ordentlichen Berg aufgeschichtet. Preis: knapp drei Euro das Kilogramm! Offenbar nervt es die Verkäuferin, dass ich nun schon geschlagene 30 Sekunden ihre Ware anglotze. Mit Höflichkeiten hält sie sich erst gar nicht auf, als sie mit mit einem knappen "Ja?" und vorgeschobenen Kinn zum Kauf auffordert. Mein Lächeln bügelt sie mit einem unwilligen "Was wollen Sie?" ab. Alles klar, hier wird ver- und gekauft, ohne Brimbramborium und Gefühlsduselei. Freundlichkeit ist was für Weicheier.
Ich wähle eine Ein-Kilo-Karausche aus und frage unvorsichtiger Weise, ob sie das Tier - "bitte!" - ausnehmen könne. Ihr Blick lässt mich verstummen. Na gut, muss ich meinen Kauf wohl später selbst von seinen Innereien befreien. Doch anscheinend hat sie mir meinen anmaßenden Wunsch bereits verziehen. Denn als sie mir die Tüte über die Theke reicht, und ich mich bedanke, höre ich tatsächlich ein "Bittä schön. Auf Wiedersehen". Vielleicht will sie mich einfach nur loshaben.
Wodka satt
Noch ganz unter dem Eindruck meines Karauschenkaufes komme ich am Spirtousenregal vorbei und wähle aus geschätzten 20 Sorten Wodka einen halben Liter ukrainischen "Blagodatj" und eine Flasche Petersburger Baltika 2 in den Korb. Alles zusammen - Sahne, Frischfisch, Getränke - kostet nicht einmal elf Euro. Ein guter Preis.
Die - übrigens überaus frische - Karausche auszunehmen war nicht gerade ein Spaß, aber da muss man durch.Wenn die Leute ihren Fischstäbchengrundstoff regelmäßig selbst ausweiden müssten, würde erheblich weniger Fisch gegessen. Davon bin ich jetzt zutiefst überzeugt. Unser Fischchen bereiteten wir im Senfmantel zu. Obacht beim verlinkten Rezept! Statt fünf (!) Esslöffel Salz, was das Gericht natürlich ungenießbar machen würde, dürften die gleiche Menge Senf gemeint sein. Dazu tranken wir ein Gläschen von dem vorzüglichen Wodka. Die leicht säuerliche Sahne passte übrigens hervorragend zu unseren selbstgemachten Blini. Sie ist sehr mild und schmelzend cremig auf der Zunge. Klasse. Meine nächste Karausche vom Intermarket werde ich übrigens filetieren, braten und dann sauer - wie Brathering - einlegen. Denn so gut der Fisch auch schmeckte, durch die vielen kleinen Gräten gestaltete sich die Mahlzeit etwas anstrengend. Vielleicht hole ich mir bei Jubiljenyi auch einen Karpfen. Ich hoffe nur, dass die Dame dann wenigstens das Schlachten übernimmt.
Intermarket Jubiljenyi
Möllendorfstraße 47-48
10367 Berlin-Lichtenberg
Öffnungszeiten Mo-Sa 9-20 Uhr
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