sagte einer meiner früheren Lehrer, wenn er Wohligkeit und Genuss beschreiben wollte. Gestern ertappte ich mich dabei, wie ich leise diese Wortfolge vor mich hinmurmelte. Anlass war diese Bratwurstsemmel. Nach einer längeren Bahnfahrt führte mich mein erster Weg nach der Ankunft am Nürnberger Hauptbahnhof zum Metzgerstand in der "Schlemmerpassage". Für etwas über 2 Euro bekam ich "Drei im Weggla" in die Hand gedrückt.
Suchtmittel auf Schweinefleischbasis - in Berlin leider nicht einmal beim Blutwurstritter in Neukölln zu bekommen. Aber der ist bekanntlich auch Thüringer.
Zugegeben: die Semmel hätte noch ein bisschen Farbe vertragen können, die drei Nürnberger vom Holzkohlengrill waren dafür umso herrlicher. Wie sehr ich doch die frische "Fränkische" in Berlin vermisse! Es gibt die niedichen fingerlangen Würste natürlich abgegepackt und vorgebrüht bei fast jedem Discounter, der Geschmack ist auch ganz ordentlich. Aber ganz ehrlich: frisch ist sie am Besten und vom Grill fast unschlagbar.
"Monsieur Boudin, parlez vous allemand?" "Non, pas de tout."
Mit vorerst gestilltem Appetit traf ich kurz darauf in Fürth ein, und ich musste überrascht feststellen, dass dort die Kärwa/Kerwa - oder in Standarddeutsch: Kirchweih - tobte. Wie konnte ich das vergessen. Aber während alle Welt endlos über das Oktoberfest in München redet, schreibt und filmt, ist die Fürther Michaeliskirchweih außerhalb der Region kaum bekannt. Vielleicht weil sie zu gefühlten 80 Prozent aus Fress- und Trinkständen besteht, Bierzelte und Blaskapellen aber wunderbarer Weise nicht zum Bestand gehören.
Weit kam ich nicht auf meinem Weg vom Bahnhof; er endete an einem einladenden Restaurantzelt. Seine Existenz verdankte es augenscheinlich der französisch-fränkischen Städtepartnerschaft von Limoges und Fürth. Das verheißungsvolle Angebot: Confit de Canard, Meeresfrüchtetöpfchen, falsches Filet vom Limousinrind und Blutwurst im Teigmantel. Ich entschied mich für letztere (8 Euro), wurde aber nach einem verheißungsvollen Gläschen weißen Bergerac (2 Euro) nicht ganz glücklich damit. Das als Beilage gereichte Kartoffelpüree war zwar hervorragend, die Wurst jedoch bei geschmacklicher Gefälligkeit nicht richtig heiß und der umgebende Teig eher überflüssig als genussfördernd. Da fällt mir ein: Wasabi und ich müssen mal wieder zur Rixdorfer Blutwurstmanufaktur. Es wird wieder Zeit für Herrn Bensers Darmlinge, serviert mit gebratenen Zwiebelringen und warmen Apfelschnitzen.
Der Wunderhobel, den ich wieder nicht gekauft habe.
Traditionell ergänzt das bunte Sortiment der aus allen Himmelsrichtungen angereisten Marktschreiergilde das Fürther Mampfangebot. Dort findet frau/man Pfannen, die sich hervorragend für Spiegeleier eignen, aber auch ohne weiteres die Hüllen interstellarer Raumschiffe strahlensicher machen könnten. Neben weniger aufregenden Dingen, wie Wunderreinigern und feuerfester Lackpolitur, bestaunte das Publikum selbstverständlich auch den obligatorischen Supergemüsehobel. Was passiert eigentlich mit den Obsthalden und Gemüsebergen, die hier zwei Wochen lang, vom frühen Nachmittag bis in den Abend hinein, kleingeschnipselt werden? Müll, Tierfutter, Selbstversorgung?
Da wird der Grieche fränkisch.
Wenn die Fürther Kirchweih feiern, dann sind die Wirtshäuser entlang der Festmeile mit dabei. Mit speziellen Angeboten, versteht sich. Egal ob Pizzeria, Bierschwemme oder alteingesessener Grieche. Dieser deklarierte kurzerhand die Souflaki-/Giroskombi zum "Kärwa-Teller" um, dazu das passende Festbier. Ein original Fürther Festmahl, richtig schön urig-fränkisch: "A schäiner Sufflaggidellä middamm Zaaziggi unndamm gscheidn Salood." Mahlzeit und Prost.
Für einen ordentlichen Reibekuchen steh' ich stundenlang.
Mit einem fränkischen Gericht fing es an, mit einem ehrbaren und treudeutschen Imbiss soll dieser kleine fränkische Streifzug enden. Der Baggers-Stand trotzt übrigens seit Urzeiten allen Essmoden; so lange ich denken kann, steht die Bude an der immer der gleichen Stelle. Dass die fettigen Fladen aus Kartoffeln (hier auch: Ebbien, Botaggn) für lange Schlangen sorgen, habe ich bisher nur einmal erlebt, und das war in der Leipziger Mensa. Aber dort war das Essensangebot auch deutlich weniger abwechlsungsreich als auf einem fränkischen Volksfest. Ach ja: andernorts heißen die "rohen Baggers" auch Kartoffelpuffer oder Reibekuchen. Oder gibts da am Ende auch noch andere Namen? Bratwurstsemmeln waren übrigens auch reichlich im Angebot, und die Fürther Fleischer stehen den Nürnbergern in der Wurstmacherkunst bestimmt nicht nach. Aber bekanntlich soll man es nicht übertreiben. Morgen ist auch noch ein Tag...
3 Kommentare:
Donnerstags einfach mal auf dem Markt am Breslauer Platz vorbeischauen. Da gibt's einen Stand mit fränkischen Spezialitäten und selbst importierten fränkischen Bratwürsten vom Holzkohlengrill. Komm ich nie dran vorbei.
Danke für den Tipp!
Beim letzten Mal hat der Standinhaber erzählt, dass er demnächst einen Laden in der Hohenzollernstr. eröffnen will.
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