Samstag, 31. Oktober 2009

Nachtschwärmer willkommen - aber nur bis 22 Uhr

Ich war mal wieder in Fürth, bis vor kurzem noch "Stadt der Quelle", zum Klassentreffen wie alle paar Jahre. Es war ganz nett angelaufen, wir stellten uns auf einen fröhlichen Abend ein – erst was Schönes essen, dann mit Getränken weitermachen. Abschluss: Je nachdem, wie lange wir durchhalten würden. Dass das auf ein offenes Ende hinauslaufen würde, war bei einem runden Jubliäum eigentlich klar. Jedenfalls uns, die wir gut gelaunt am frühen Abend im Saporissimo, einem schicken Italiener ein paar Meter von der alten Schule entfernt, eintrudelten. Der Ort schien gut gewählt, trommelt doch der Betreiber auf seiner Webseite vollmundig:
„In lässiger, ungezwungener und zugleich faszinierender Atmosphäre ist das SAPORISSIMO Eventrestaurant & Cocktailbar der exklusive Anlaufpunkt für Feinschmecker, Barbesucher und Nachtschwärmer. Ein Ort der international ist und zugleich das Fürther Leben wiederspiegelt: Vielseitigkeit, Offenheit und stilvolle Lässigkeit. … Erleben Sie diese einzigartige Symbiose aus moderner italienischer Küche, Lounge-Bar und anspruchsvollem Clubbing.“
www.saporissimo.de/fuerth/index.php
Vielleicht kennt die Restaurantbesatzung ihre eigenen Werbephrasen nicht, oder sie sind ihnen einfach egal. Denn der Abend verlief ganz anders als der PR-Text verspricht.

Erste Überraschung: Es gab nur vier Gerichte auf der Karte. Zur Auswahl standen Pizza, Putenröllchen, Penne und Lachssteak. Weder Suppen, Vorspeisen oder gar Nachtisch gehörten zum Angebot. Eine Getränkekarte auf den Tischen fehlte. Die von Anfang an etwas gehetzt wirkenden Kellner (von wegen lässig) sammelten die Bestellungen so schnell wie möglich tischweise ein. Ich ließ mir 0,2 Liter vom roten Hauswein (> 4 Euro) bringen, dazu die Putenröllchen für 12,80 Euro. Die Portion war äußerst überschaubar, als Bestandteil eines viergängigen Menüs wäre sie als Fleischgang angemessen gewesen. Gerne half ich später einem alten Freund, seine normalgroße Schinkenmozzarella-Pizza zu bewältigen (sie war ok, aber nicht überwältigend, manche sagten, sie hätten nicht ganz durchgebackene Exemplare erhalten).

Einer meiner Mitschüler hätte als Sonderwunsch gerne ein paar Champignons auf dem belegten Fladen gehabt, doch weder die Kellner noch die Küche war dazu bereit. Warum ließ sich nicht erklären, denn Pilze waren da, die gehörten nämlich zu den Nudeln. Aber vielleicht hatte der Küchenchef die Champignons einzeln abgezählt, denn da war nichts zu machen: Pizza nur á la carte.

Nun hatten wir uns mit mehr als 40 Leuten angemeldet, ein recht gutes Geschäft war also zu erwarten, dazumal keiner gedachte, mit nur einem Wein oder Bier wieder nach Hause zu gehen. Aber dieses Geschäft schien die Kellnertruppe auch nicht weiter zu interessieren. Denn der Nachschub an Getränken traf nur schleppend ein, auf das Angebot für einen Grappa nach dem Essen oder einen Espresso wartete ich jedenfalls vergeblich. War das vielleicht die versprochene Lässigkeit? Dafür begann ab 21.30 Uhr (!) das Abkassieren. Sollten die drei Jungs etwa abgelöst werden, vielleicht von ein paar fixen Serviermaiden, um uns beim nostalgischen Austausch mit frischen Getränken zu unterstützen?

Nichts dergleichen: Man schließe um 22 Uhr, wurde uns lapidar mitgeteilt. Ungläubige Nachfrage, ob man denn nicht länger geöffnet lassen könne, dies sei schließlich ein bereits Wochen vorher angemeldetes Klassentreffen gewesen. Antwort: Das gehe nicht, keine Konzession. Aha, so sieht also ein Restaurant mit Cocktailbar aus, das sich ganz offiziell als Location für Nachtschwärmer empfiehlt. Wir waren übrigens bereits vorher die einzigen Gäste, faktisch also eine geschlossene Gesellschaft. Das Konzessionsargument war zumindest fraglich. Nichts zu machen: Kellner und Küche räumten auf.

Es gibt es nur eine Erklärung. Die Saporissimos hatten einfach keine Lust oder sie wollten noch auf die Fürther Kärwa. Und ganz offensichtlich konnten sie auch auf ein gutes Geschäft verzichten. All die schönen Versprechen auf der Webseite: an diesem Abend nur leeres Werbeblabla. Andere Restaurantbesucher vor uns waren allerdings auch nur mäßig begeistert gewesen.

Punkt 22 Uhr wurden wir also in die regendurchweichte Nacht hinausgejagt, dank I-Phone und Telefonkonsultationen hatten wir aber bereits einen gastlicheren Ort ausfindig gemacht, um die Feier fortzusetzen. Ein Einkaufszentrum am Rande der Fürther Südstadt ist vielleicht nicht der lauschigste Ort für ein Klassentreffen. Aber dort wurden wir im Caprese, alias PX Sportsbar, freudig und freundlich empfangen und bestens bedient, bis das Lokal (Pizzeria, Kneipe, Sportbar ein einem) gegen ein Uhr schloss. Fürth ist halt nicht Berlin, auch wenn dort ein Riesenvolksfest die Stadt in den Ausnahmezustand versetzt. Nach Mitternacht werden die Gesteige allmählich hochgeklappt.

Fazit: Peinliche Gastronomieleistung(sverweigerung) und mangelnde Flexibilität beim Edelitaliener – trotzdem tolles Klassentreffen. Andere Wirte in Fürth, wie die des Caprese, verstehen ihr Geschäft

Saporissimo
Im Südstadtpark, Grüne Halle
Krautheimerstraße 11
90763 Fürth
www.saporissimo.de/fuerth/

Caprese
Auf dem Gelände des ehemaligen PX/Commisionary
Waldstraße 105
90763 Fürth
www.caprese-pizza.de

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