Dienstag, 13. Oktober 2009

Königsberger Klopse aka Albondigas Alemanas

Königsberger Klopse Kaliningrader FleischbällchenLos tapas alemanas mas gustas (Kann nicht so richtig Spanisch, deshalb glaube ich, dass es "Die schmackhaftesten deutschen Tapas" heißt.)

Ich bin immer wieder verblüfft, wie sehr die deutsche Küche im Prinzip der spanischen ähnelt. Ja ehrlich, ich schreib hier keinen Mist. Zum Beispiel der Endsalada Rusa - der russische Salat. Eigentlich nur ein Kartoffelsalat mit Mayonaise, Möhren und Erbsen. Ein ordentlicher deutscher Kartoffelsalat mit Speckstückchen und Gurken kann da locker mithalten (bitte nur nicht aus dem Eimer!). Zum Beispiel Bocadillos: Nix anderes als belegte Brote. Ein richtig gutes Sauerteigbrot (natürlich mit Butter, nicht mit Margarine) mit ordentlich Schinken oder Käse drauf, dazu ein bisschen Senf oder ein Klecks Remoulade und ein paar Gurkenscheibchen: Super!. Zum Beispiel: Chorizo. Ich sag nur Nürnberger Bratwurst oder richtig gute Mettenden: zum Fingerlecken. Nicht spanisch, aber uneingeschränkt häppchentauglich.

Und jetzt kommen wir zum Beispiel, auf das dieses Artikelchen die ganze Zeit zusteuert: Hackfleischbällchen. In Spanien heißen sie Albondigas und sie werden in Tomatensoße als Tapa gereicht. Hierzulande kommen sie in einer hellen Soße mit Kapern und werden nach einer Stadt genannt, die heute Kaliningrad heißt. Dennoch werden sie noch immer Königsberger Klopse genannt, ein meines Erachtens höchst unterschätztes Gericht. Sofern es nicht aus der Dose kommt oder mit Fertigsoßen aus der Tüte angerührt wird. Die Klopse schmecken toll mit Reis oder Kartoffeln, als Hauptgericht oder eben als kleiner Happen zwischendurch.

Zwei bis vier Stück, dazu ein knuspriges Brot, ein Gläschen Bier oder ein leichter Weißwein. Wow! In der Cafeteria eines bekannten skandinavischen Möbelhauses dürften sie nicht ohne Grund zum Dauerangebot gehören. Dort heißen sie dann Köttbullar (Schöttbullar ausgesprochen) und werden ohne Kapern, aber mit Preiselbeeren serviert.

Tipp:
Am besten schmecken sie mir aufgewärmt. Wenn sie über Nacht in einem geschlossen Gefäß im Kühlschrank in der Soße durchziehen. Dann sind sie richtig schön durchgesoßt. Wasabi findet die Klopse ja nicht so aufregend, obwohl sie die Pfanne voller Bällchen zubereitet hat. Aber ich, als Kind mit hervorragend zubereiteter deutscher Hausmannskost aufgewachsen, sage: da hat sie unrecht.

Selbermachen:
Königsberger Klopse nach Eugenie Erlewein (Originalrezept, S. 491, Kapitel "Heimatliche Spezialgerichte", Abteilung "Aus dem früheren Ostpreußen")
250g gehacktes Schweinefleisch
250g gehacktes Rindfleisch
1/8 Liter Wasser
1/8 Liter geriebene Semmeln
1 Ei
2 gestrichene Teelöffel Salz [steht im Rezept, wir salzen immer nach Geschmackl!]
1 geriebene Zwiebel
1 EL geschmolzene Butter

3/4 Liter Wasser
Salz
1 Lorbeerblatt

40g Fett
40g Mehl
1/2 Liter Brühe

[Zusätzlich: (fehlt bei Erlewein) Zitronensaft, Kapern, süße Sahne]

Das Fleisch wird mit allen Zutaten gut vermischt, man formt gleichmäßig große Klöße, gibt sie in das kochende Wasser und lässt sie 1/2 Stunde garziehen (gleichmäßig kochen), nimmt die Klopse dann heraus, macht eine helle Mehlschwitze, die man mit der Brühe auffüllt, schmeckt die Suppe mit Zitrone und Kapern ab und gibt zum Schluß etwas Sahne (Rahm) oder Buttermilch hinein. Die Klopse legt man in eine Schüssel und gibt die fertige Soße darüber.
Soweit die gute Eugenie. Wasabi hat mir freundlicherweise ihre Zubereitung bzw. Abwandlung des Rezeptes aufgeschrieben:

"Ich habe genommen: für die Klöße 400g gemischtes Hack und 1/2 Brötchen, in Milch eingeweicht und nur ganz leicht ausgedrückt, sicherlich weniger Salz, kein Wasser, keine Butter. 1 Ei, 1 kleine Zwiebel in ganz kleinen Würfeln. In den Kochsud außer Lorbeerblatt und Salz noch 2 Pimentkörner. Klopse in das leicht kochende Wasser geben. Wenig (zu wenig?) Mehlschwitze, mit Kochbrühe auffüllen, mit Zitronensaft und Kapernsud abschmecken, mehr als ein bißchen Sahne dazu (etwa 1/4 Becher - 50ml), und natürlich Kapern."

Mehr Mehlschwitze kann mehr Flüssigkeit binden, ergibt also mehr Soße. Viel Spaß beim Ausprobieren und Genießen dieses altmodischen Leckerlies.

7 Kommentare:

Schtief hat gesagt…

ich muss hier mal intervenieren, aber selbst im internet gibt es nur rezepte bei denen die wichtigste zutat essig im sud ist.
das abschmecken mit zitrone ist unnoetig und so sparst du dir auch das durchziehen in der sosse. bitte mal austesten und vergleichen

Elmlid hat gesagt…

Lustig! Ich hatte genau so apetit auf meatballs. Hier kommt die Schwedische variante:

http://elmlid.com/2009/10/07/paris-cookout/

Wenn du lust hast habe ich noch einen glas preiselbären übrig! Passt sicher auch zu Königsberger Klopse :)

Michael hat gesagt…

Ich lasse die Klöße immer in der Kapernsoße garziehen. Und da muss natürlich ein wenig Zitrone ran.

GutesEssen hat gesagt…

@schtief: Man muss ja nicht alles mit Essig versauern. Und auch wenn im Internet ausschließlich Klopsrezepte mit Essig zu finden sind, darf man das auch anders machen, oder? Internetrezeptsammlungen sollte man sowieso immer mit Vorsicht genießen (unsere natürlich nicht :-), da finden sich ziemlich viele Seltsamkeiten wie zum Beispiel ein garantiert ungenießbarer Currywurstauflauf.

@Elmlid: Ich mach die Klopse, du bringst die Preiselbeeren mit :-)

Elmlid hat gesagt…

@ Gutes Essen:
It is a deal. Let me know when!
Alles gute aus Copenhagen.
Malin

Kahlgrund hat gesagt…

Jetzt muss ich doch mal energisch eingreifen. Wo gibt es das? Königsberger Klopse aus Schweinehack oder gemischt. Königsberger Klopse werden aus Kalbfleisch (für Schnitzel) und Sardellenfilets gemacht. Die Sahnesoße wird mit Zitrone gesäuert. Dazu kommen dann noch die Kapern.

GutesEssen hat gesagt…

@Kahlgrund

Na, ich würde das mal nicht so apodiktisch sehen. Natürlich: die reine Lehre ist mit Kalb. Aber was mache ich, wenn ich Appetit auf Klopse habe, aber gerade kein Kalb greifbar ist? Dann darf es auch mal was anderes sein. Schmeckt auch gut.

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