Dienstag, 20. Oktober 2009

Kleine Kostbarkeit

Pfefferminzbonbon"Noch ein kleines Pfefferminzpastillchen?" "Ne, nicht so kurz vor dem Ersten. Da ist mein Konto leer"

Kürzlich kaufte ich mir eine kleine Süßigkeit zum Kilogramm-Preis von sage und schreibe 150 Euro. Nein, bei der Luxusleckerei handelt es sich nicht um kostbare Pralinen, gefüllt mit 100 Jahre altem Weinbrand. Es waren ganz gewöhnliche vollsynthetische Pfefferminz-Bonbons aus der Hexenküche der Lebensmittelindustrie, die sich als meine bisher teuersten Luxuspastillen entpuppten. Die dreieckigen Zungenschmeichler mit dem schönen Namen Smint(R) liegen gerne griffbereit an Supermarktkassen, zum tut-nicht-weh-Preis von rund 1,20 Euro. Dafür erhält man ein schickes grünes Döschen mit 40 Dragees, die sich insgesamt auf acht Gramm summieren - 0,2 Gramm pro Stück zu drei Eurocent.

Es wird ja auch über die Pharmaindustrie und ihre teuren Pillchen geschimpft. Aber zumindest hilft das Zeugs gegen allerlei Wehwehchen und Gebrechen. Da relativieren sich die paar Euros für einen rezeptfreien Schmerzblocker. Die Smints hingegen hinterlassen im Mund nur ein bisschen süßes Pfefferminzaroma ("Frische & Zahnpflege" laut Etikett - ich wusste gar nicht, dass Lutschen die Zähne pflegt ). 150 Euro: das sind ein paar Flaschen vom guten Cognac, Grappa, Whisky oder eine Kiste sehr anständiger Wein. Oder knapp drei Monatskarten für die BVG.

Nun gut, kein Mensch mümmelt 1000 Gramm Stück Pfefferminz, aber 100 Gramm sind durchaus realistisch. Das wären dann 12,5 Döschen Smint zum Endverbraucherpreis von 15 Euro. Dafür erhalten wir: künstliches Aroma (billig!), hydrogenisiertes Baumwollöl (billig!), bisschen Maltodextrin (billig!) und künstlichen Süßstoff. Ähnliche Gewinnspannen dürften nur noch bei Druckertinte und Edel-Wimperntusche drin sein. Wer also zwölf Mal dem Griff zum grünen Döschen wiedersteht, kann stattdessen sich und einem lieben Menschen zwei schöne Rumpsteaks braten.

3 Kommentare:

steffenh hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
steffenh hat gesagt…

Oh, wie fies, so eine Umrechnerei. Da wird der Spritpreis zum Witz und Evian zum Arbeiterklassespaß. Super Idee! Ob ich das, ohne es zum Kotzen zu finden, mal lokal runterbreche?

GutesEssen hat gesagt…

Nur zu! Es ist immer wieder überraschend, wenn man sich den wahren Preis der Dinge vor Augen führt :-) Bestimmt auch für andere.

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