Samstag, 19. September 2009

La Siesta gegen Kantinenkoller

Der S-Bahnhof Hackescher Markt ist eine echte Grenze: Nördlich davon tobt das Leben, reiht sich eine Gastwirtschaft an die andere, Straßenmusikanten nerven je nach Profession mehr oder weniger, BettlerInnen und Tierschutzvereinswerber gehen ihrem Tagwerk nach. Dazwischen drängen sich Touristen aller Zungen auf der Suche nach den Hackeschen Höfen oder sind unterwegs Richtung Alte Schönhauser Straße.

Die Südseite des Bahnhofs ist dagegen nahezu verwaist. Trambahnen kreuzen im Fünfminutentakt einen kleinen Platz und Menschen mit Stadtplänen suchen den Weg zur Museumsinsel. Am Garnisonkirchplatz (richtig, ohne s) gibt es zwar keine Kirche, aber das La Siesta. Hier gehe ich hin, wenn ich das Kantinenessen nicht mehr sehen kann, keine Bentobox dabei habe oder einfach nur in der Mittagspause die Büroluft aus der Lunge bekommen möchte.,

BonuskarteFünf Kaffee oder fünf Ciabatta, und die Siestadamen spendieren eine "Kaffeespezialität". Ich besitze bestimmt schon vier Bonuskarten, weil ich sie natürlich immer vergesse mitzunehmen.

Für wenig Geld (zwischen 3,50 und 4 Euro) bekommt man dort nette Suppen und andere Kleingerichte. Alles ist ordentlich gemacht - wo die Sachen herkommen, vermag ich nicht zu sagen. Eine Küche habe ich noch nicht entdeckt. Die unaussprechliche indische Suppe mit viel Curry, treudeutscher Kartoffeleintopf mit Würstchen, mediterraner Nudelsalat (der jetzt mit zwei R geschrieben ist) gehen hier fix über die Theke. Mein Favorit: Kartoffeln mit Quark und Leinöl. Der Service ist nur erstklassig zu nennen: freundlich, schnell und immer ein nettes Wort für die Gäste: ich mag den Laden wirklich gerne.

Bücherregal Lesehunger ẃird auch gestillt.

Sobald das Wetter es zulässt, kann man draußen unter uralten Eichen und Kastanien sitzen. Dort sehe ich den Straßenbahnen beim Um-die-Ecke-fahren zu, während ich nach dem Imbiss noch einen erstklassigen Espresso oder Cappuccino genieße. Und wer das Frühstück verpasst hat, bekommt gut gemachte belegte Ciabattas, die im Plattengrill noch schnell überbacken werden.

Drinnen ist es auch ganz nett. Wer auf Arbeit nicht zum Lesen kommt, findet am Stehtisch Lesestoff. Ich frage mich nur immer: wer sind die Menschen in Anzügen und Kostümen, die das Siesta immer belagern und vor allem im Winter für argen Platzmangel im Gastraum sorgen.

La Siesta
Garnisonkirchplatz 2
10178 Berlin
Mo-Fr. Ab 8 Uhr geöffnet.
Abends geschlossen.

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