Kon-Tiki war einmal ein Balsafloß. Thor Heyerdahl wollte damit die Neue Welt erreichen und irgendwas beweisen. Wahrscheinlich mehr sich selbst als anderen. Wir mussten uns kürzlich nichts beweisen, als wir die Kon-Tiki-Bar enterten. Kein Balsafloß, sondern eine Urlaubspinte, ungefähr 100 Meter entfernt vom Ostseestrand der Halbinsel Zingst im gleichnamigen (Urlaubs-)ort. Neben mutmaßlichen Fleischbergen (Känguru, Krokodil, Strauß und Rind) – die wir nicht testeten - bekommt man dort ganz ordentliche Cocktails. Mein Caipirina schmeckte gut, auch Wasabis Martinicocktail (mit Olive...) war ok.
Allerdings entpuppte sich der Laden als 80er-Jahre-Zeitblase. Da half auch das überdekorierte Ambiente nichts. Schnauzbartträger und Landjugend mit Weißbier an den Tischen, eine mittelalte Dame mit hungrigen Augen und knappem Tigertop scannte von der Bar aus den Raum, und dann Musik aus der Grabbelkiste. Ach, wie war das schön. Leider hatte das Klampfen/Keyboard-Duo nicht meinen Wunschtitel im SFB-Programm. Mein Rufen nach Ring of Fire verhallte ungehört. Dabei hatte ich doch so schön mitgegrölt und bei einer unserer Begleiterinnen Fremdschämen ausgelöst. Bei Whiskey in the Jar, Volare, Heart of Gold, The Day they brought old Dixie down... („se day sei broot old dixi down“). Dafür mussten wir pro Nase auch noch zwei Euro Musikaufschlag bezahlen. Eine spaßige Stunde, dann reichte es auch wieder.
Das nächste Mal mache ich lieber einen Strandspaziergang oder mixe mir zuhause einen Veneziano – ein wunderbares Sommergetränk für heiße Abende. Gesehen und getrunken in Bozen. Dort ist das eine mit Aperol aufwertete Weißweinschorle (kein Cocktail) und wird gerne in der Mittagspause oder nach Feierabend getrunken:
VenezianoAlles gut gekühlt zusammen gießen. Aperol nach Geschmack. Je mehr, desto süßer wird der Venziano. Leicht umrühren, mit schwimmender Orangenscheibe, Strohhalm und Eiswürfel garnieren. Prost.
0,1 l trockener Weißwein
0,1 l Mineralwasser (sprudelnd)
1 – 2 cl Aperol
1 Orangenscheibe
Eiswürfel
2 Kommentare:
Da hätte ich auch noch einen: Als ich vor ca. 15 Jahren im Baskenland weilte, tötete man dort die Sommerhitze mit einem auf den ersten Blick ziemlich ekligen Gemisch, das ich (garantiert) falsch als "Kalimocho" kennenlernte. Die Zubereitung ist hochgradig simpel und billig - man nehme einen Viertelliter halbtrockenen Rotwein, einen Viertelliter Coca Cola, würze das ganze mit ein paar Eiswürfeln und gebe eine Scheibe Zitrone dazu. Das Endergebnis ist wesentlich besser, als die Ingredenzien es vermuten lassen. Auch wenn das Ganze natürlich in Sachen Rafinesse an venezianischen "Spritz" nicht herankommt.
Ha, der eintopf ist ein Kenner. Auf den "Spritz" als venezianische Tradition (kommt aus der Österreicherzeit) wollte ich gar nicht mehr eingehen.
Aber dieses Kalimocho erscheint mir doch etwas gefährlich. 1/4 Rotwein, dann stürzt man zwei oder drei davon herunter(Sommerhitze, Durst!) und schon hat man einen in der Krone, wird übermütig und ertrinkt im Atlantik. Jaja.
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