Freitag, 18. Januar 2008

Ein Brötchen namens Franz

FranzbrötchenUnsere Milchstraße soll einem Franzbrötchen gleichen

Wo wir gerade bei regionalen Spezialitäten sind: Da gibt es ja solche und solche. Welche, die sich in den letzten etwa zwei, drei Jahrzehnten über das gesamte Bundesgebiet verbreitet haben - wie die Thüringer Bratwurst, das Weißwurstfrühstück und die Maultasche - und andere, die schön in ihrer Region geblieben sind. Bei den kürzlich hier behandelten Karpfen ist das ja nicht weiter verwunderlich, schließlich ist der Grundstoff recht speziell und nicht sonderlich transportfähig. Bei anderen Erfindungen wundert es mich - warum gibt es zum Beispiel das Franzbrötchen aus Hamburg noch nicht im ganzen Land? Das blütenförmige Butter-Hefe-Zimt-Gebäck kann man gerade noch in Lüneburg kaufen, dann beginnt die franzbrötchenfreie Zone. Ausweislich der Fan-Webseite, die dieses famose Gebäck natürlich hat, gibt es lediglich einige Hamburger Bäcker, die im Exil weiterhin Franzbrötchen backen.

In die Hauptstadt haben es nur ein paar Franzbrötchen-Imitate geschafft, die schon beim ersten Biss offenbaren, dass hier nicht mit Butter gearbeitet wurde. Die perfekt geformten Exemplare in der Kamps-Filiale im S-Bahnhof Hackescher Markt sind zum Beispiel so ein Fall: stammen aus der Fabrik und sehen wesentlich besser aus, als sie schmecken. Die Franzbrötchen der Bäckerkette Steinecke haben einen seltsamen Marzipangeschmack - hat da der hauseigene Lebensmittelchemiker aus Versehen zum Bittermandelaroma gegriffen?

Um also in den Genuss eines Gebäcks zu kommen, das den goldgelb-überzuckerten Erinnerungen meiner Kindheit entspricht, bin ich mal wieder aufs Selbermachen angewiesen.
Auf der Franzbrötchen-Seite sind einige Rezepte verlinkt, unter anderem auch dieses, das dankenswerterweise den ganzen Ablauf im Bild zeigt. Bei meinen gelungenen Versuchen habe ich die Butter- und Zuckermenge für die Füllung etwas reduziert: Ich nehme nur jeweils 125 Gramm und streiche die weiche Butter relativ dünn auf den ausgerollten Teig. Fertig geformte Brötchen lassen sich übrigens auch ausgezeichnet einfrieren. Ich lasse sie dann über Nacht auf dem Backblech abgedeckt auftauen und aufgehen, dann kann es auch morgens Franzbrötchen geben.

Kleine Linderung für das schlechte Gewissen angesichts der Buttermenge: Unsere dänischen Nachbarn nehmen für ihren Plunderteig ausweislich meines dänischen Kochbuchs auf 500g Mehl insgesamt 360g Butter. Daraus werden dann "Spandauere" (Spandauer) mit Vanillepudding und Obst (die in Norddeutschland übrigens "Kopenhagener" heißen) und die ich im Urlaub ohne schädliche Folgen bisweilen täglich verzehre. So schlimm können Franzbrötchen also nicht sein.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Auch bei uns im Rheinland ist leider nix mit Franzbrötchen. Warum gibt's die nur in Hamburg? Eines der großen Rätsel der Bäckerbranche...

Anonym hat gesagt…

doch doch auch in berlin gibt es gute franzbrötchen. die von butter linder sind ein traum :)

Wasabi hat gesagt…

Danke für den Hinweis - Butter Lindner lässt ja auch vermuten, dass genug von der Hauptzutat drin ist.

Anonym hat gesagt…

Also bis Bremen sind die Franzbrötchen auch bereits gekommen, da besteht ja auch für andere Regionen noch eine Chance....

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