Diese Augen!
Ganze Tiere im Topf oder auf dem Teller sind ja immer so eine Sache. Ganze Hühner, Kaninchen, Wachteln oder die Forelle blau – Tiere sehen dich an. Kalmare haben ja nun beileibe keinen Niedlichkeitsfaktor für sich, keine Erinnerungen an Puschelfell, rosa zitternde Nasen und freundliches Gegacker, sondern den Alienfaktor. In den Tiefen der Straße von Gibraltar sollen sie in Mengen leben, ein Gewimmel von amorphen Armen, Beinen, Saugnäpfen und überdimensionierten silbergrauen Augen. In der Küche scheint die beliebteste Zubereitungsart das Fritieren zu sein, meistens nur der Körper als „Tintenfischringe im Backteig“, die so sauber und weiß gar nicht mehr an Tiefsee-Aliens erinnern.
Wer es also nicht ertragen kann, dass ihn das Essen ansieht, bevor es im Topf landet, und wer die Konfrontation mit merkwürdigem milchigen Schleim scheut, sollte fertig geputzte Tintenfischtuben kaufen bzw. bei zartbesaiteten Gästen rechtzeitig vorbereiten, nicht dass der Besuch am Küchentisch sitzt und womöglich in Ohnmacht fällt. Ansonsten ist das Ausnehmen einfach: Kopfteil (Auge und Arme) vom Körper ziehen, dabei kommt schon ein Großteil der Eingeweide (milchiger Schleim) mit. Körper sorgfältig ausspülen und das Kalkskelett, einen an steife Plastikfolie erinnernden durchsichtigen Streifen, herausziehen. Eventuell die gefleckte Haut vom Körper abziehen, Körper in Ringe schneiden. Arme nahe am Kopf abschneiden, kontrollieren ob auch nichts von dem harten Schnabel des Tieres mitgekommen ist und auch von den Armen eventuell die Haut abpulen.
So sehen sie schon manierlicher aus
„Betrunkener Kalmar“, Kalmare mit schwarzen Oliven in Rotwein (nach Ghillie Basan, Die klassische türkische Küche, München 1998)
800g Kalmarringe und -arme
1 große Zwiebel, in Ringe geschnitten (am besten eine rote)
2 Knoblauchzehen, gehackt
3 Eßlöffel Olivenöl
3 Eßlöffel schwarze Oliven, halbiert
½ Teelöffel gemahlener Zimt
1 großes Glas kräftiger Rotwein (etwa 200ml)
Salz, Pfeffer, eventuell eine Prise Zucker
gehackte Petersilie
Olivenöl erhitzen, Zwiebelringe und Knoblauch andünsten, auf volle Hitze stellen und die Kalmarteile anbraten. Oliven, Zimt, Rotwein dazugeben und etwa 40 Minuten bei kleiner Hitze köcheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und eventuell Zucker abschmecken, etwas grob gehackte glatte Petersilie unterrühren.
Wie immer bei Schmorgerichten sieht das Ergebnis nicht sonderlich spektakulär aus.
Die schwarzen Oliven bringen je nach Sorte eine mehr oder weniger starke Bitternote an das Gericht. Als Beilage passt am besten Weißbrot, wir haben aber auch schon Reste am nächsten Tag aufgewärmt und breite Bandnudeln darin geschwenkt. Vermutlich könnte man die geschmorten Kalmare als Vorspeise auch gut lauwarm servieren.
4 Kommentare:
kleiner Tip, nie tiefgekühlt kaufen und entweder lange, wie hier köcheln, oder knapp in der Pfanne 1 Minute anbraten...
Oder füllen.......
Äh, ja, sag ich ja.
Um die Dinger in der Pfanne wirklich ultra-kurz zu braten reicht die Hitze des Herdes häufig nicht aus, daher lieber ganz kurz auf den heißen Holzkohlengrill, auch wenn manche Bratwurstesser "Iiih!" schreien.
Sieht doch sehr lecker aus.Werde mal bestimmt probieren.Kalmar mag ich schon sehr:)Danke für das Rezept.
Der Kalmar schmeckt sehr gut. Ich habe nur im Restaurant gegessen, aber jetzt habe ich Lust dieses Rezept zu machen. Vielen Dank dafür! LG
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