Montag, 2. März 2009

Wo man in Berlin essen sollte - und wo besser nicht

Oder präziser: Wo man in den vergangenen Monaten besser nicht gegessen hätte, das kann man seit heute zumindest für den Bezirk Pankow (zu dem auch Prenzlauer Berg gehört) ganz genau wissen. Das Lebensmittelaufsichtsamt Pankow stellt hier eine Liste der Gaststätten und Lebensmittelbetriebe zum Download bereit, bei denen gravierende Verstöße gegen Hygienevorschriften festgestellt wurden - mit allen ekeligen Details.

Kommentator Ulrich Paul findet in der Berliner Zeitung dieses Vorgehen des Bezirks überzogen - "Mehr Sicherheit gewinnen die Verbraucher damit nicht.", schreibt er. "Womöglich meiden sie sogar ein inzwischen aufgeräumtes Restaurant wegen des Internet-Hinweises und setzen sich dafür in ein anderes Lokal, das noch viel schlimmer verdreckt ist, aber noch nicht kontrolliert wurde."
Das ist wohl wahr - so eine Liste kann natürlich nie den Ist-Zustand in einem Lokal abbilden, und noch weniger Prognosen für die Zukunft abgeben. Aus der heimischen Küche weiß man ja, dass der Kampf gegen den Schmutz beständig geführt werden muss. "Bei denen da drüben siehts aber noch schlimmer aus, nur hat das gerade zufällig niemand gesehen!" ist allerdings kein Argument, das gegen die Veröffentlichung von Dreckschweinen spricht, sondern eher dafür, noch mehr zu kontrollieren als bisher.

Wie man liest, rüstet sich der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband schon für eine Klage. Wieso die Beschränkung auf nur einen Bezirk für die Dehoga laut Tagesspiegel eine "Wettbewerbsverzerrung" zu Ungunsten Pankower Betriebe bedeutet, erschließt sich mir nicht - weil der naive Lokalbesucher nun annehmen könnte, dass es nur in Pankow schmutzige Lokale gibt und lieber gleich nach Charlottenburg ausweicht? Überhaupt wehrt sich der Verband laut Tagesspiegel-Artikel auch mit Händen und Füßen gegen die Pankower Positivliste, auf die sich Betriebe setzen lassen können, die alle Vorschriften einhalten, da "ein Qualitätssiegel keine Aufgabe der Politik" sei. Na gut, und warum hat der Gaststättenverband dann nicht schon längst ein eigenes Qualitätssiegel mit transparenten Kriterien ins Leben gerufen? Immerhin haben wohl eine Menge Pankower Gastronomen den Werbewert des "Hygiene-Smileys" schon erkannt, laut aktueller Positiv-Liste (auch hier zu finden) gibt es derzeit etwa 60 Bewerber für diese Kennzeichnung.

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